ARCHIV


Gefährdete Objekte

Schlosshotels

Personenverzeichnis






Freisaal


Schloss Freisaal wurde 1392 in einem Lied des Mönchs von Salzburg erstmals erwähnt. Dieser sagenhafte Mönch war ein bedeutender Dichter und Minnesänger des 14. Jahrhunderts. Sein Name ist jedoch nicht bekannt. Die damalige Wasserburg war eine Schöpfung des kriegerischen Salzburger Erzbischofs Pilgrim II von Puchheim aus der zweiten Hälfte des 14. Jh. Sein Name leitet sich von Freudensaal ab, was darauf hindeutet, dass bereits dieses erzbischöfliche Lustschloss einen größeren Saal enthielt, der für gesellschaftliche Zusammenkünfte benutzt wurde. Im 15. Jahrhundert dürfte Freisaal vorübergehend in private Hände gelangt sein, denn 1491 verkaufte es der damalige Besitzer Georg Zandl an Erzbischof Friedrich V. Dieser bestimmte das Schloss zum Absteigequartier für alle neu gewählten Erzbischöfe. Hier hatten diese ihre Treueschwüre abzulegen. Anschließend ritten sie in einer feierlichen Prozession zum Nonntaler Tor, wo sie von den Vertretern des Domkapitels und der Stadtverwaltung erwartet wurden. Diesem Brauch unterzog sich noch 1772 der letzte regierende Fürsterzbischof von Salzburg, Hieronymus Graf Colloredo. 1549 wurde Schloss Freisaal unter dem Administrator Ernst von Bayern im manieristischen Stil neu erbaut. Erzbischof Michael Graf Kuenburg ließ 1557 den großen Saal mit Wandmalereien schmücken und den Garten anlegen. Seit dem 19. Jahrhundert befindet sich das Wasserschloss in bürgerlichem Besitz. 1907 wurde es zu seinem Nachteil baulich verändert, wobei es sein ursprüngliches Aussehen weitgehend einbüßte. In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg wohnten in dem damals nicht sehr gepflegten Gebäude zahlreiche Mietparteien. Erst nachdem diese ausgezogen waren, konnte man an eine gründliche Restaurierung denken. Freisaal befindet sich heute wieder in einem erstklassigen Zustand. Das Schloss wurde heuer an einen deutschen Zeitungsbesitzer verkauft.

Das Schloss ist ein allseits von Wasser umgebener Gebäudekomplex. Der hohe dreigeschossige Wohntrakt umschließt gemeinsam mit einem zweigeschossigen hakenförmigen Nebentrakt und einem niedrigen Wirtschaftsflügel einen kleinen Hof. Der markante Erker an der Vorderseite sowie deren Fensterumrahmungen stammen vom Umbau 1907. Auch der Fachwerkbau im Hof ist ein Werk aus diesem Jahr. Im Obergeschoß des Haupttraktes befindet sich ein fast quadratischer Saal mit einer alten Balkendecke und vollständig bemalten Wänden. Die Fresken stammen vom Salzburger Maler Hans Bocksberger d. Ä. und sind mit 1558 bezeichnet. Der untere Bereich der beiden fensterlosen Wände ist mit figuralen Grisaillemalereien geschmückt, über denen sich Bildstreifen mit Szenen des festlichen Einzugs des Fürsterzbischofs Michael Graf Kuenburg in Salzburg befinden. An den Fensterwänden finden sich illusionistische Nischenmalereien mit allegorischen Figuren der theologischen Tugenden und der Kardinaltugenden. In weiteren Nischen erkennt man Diana und Vanitas. In Grisaillemedaillons über den Fenstern und unterhalb des Festzuges sind Schlachtendarstellungen und andere Szenen aus der römischen Geschichte und Mythologie dargestellt. Über einer Tür ist das Kuenburg-Wappen und über einem Fenster die Jahreszahl 1558 angebracht. Die Malereien wurden teilweise im 18. Jahrhundert erneuert. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde auch dieser Saal in Wohnungen aufgeteilt, was zu schweren Beschädigungen führen musste. Dem akademischen Maler Lucas Suppin gelang es aber 1967/68 die Fresken von ihren Übermalungen zu befreien und weitgehend wiederherzustellen. Bemerkenswert in diesem Saal ist auch ein prachtvoller Renaissanceofen.

Ort/Adresse: 5020 Salzburg, Freisaalweg

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


19.12.2005