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Weitwörth


1665 kaufte Erzbischof Guidobald Graf Thun das Gut Oberpichl, zu dem damals auch die Wiesen am Weitwörth gehörten. Das von ihm hier geplante Jagdschloss kam nicht zur Ausführung, da er bereits 1668 starb. Eine Marmortafel am Schloss weist darauf hin, dass dieses 1671 durch Erzbischof Max Gandolf Graf Kuenburg errichtet wurde. Er ließ auch den einst weitläufigen Park anlegen. In ihm wurden Hirsche und Fasanen gehalten. Das Gebäude erhielt den Namen Gandolfswörth, doch konnte sich dieser nicht durchsetzen. Wegen seiner Nähe zu Salzburg wurde es von den Erzbischöfen bald gegenüber dem älteren Blühnbach bevorzugt. Zu ersten Veränderungen kam es 1726 unter Fürsterzbischof Franz Anton Graf Harrach. Der letzte geistliche Landesfürst, Hieronymus Fürst Colloredo, ließ es 1777 neuerlich ausbauen, wobei auch der bereits baufällige Trompeterturm abgetragen und das Dach erneuert wurde. Das Schloss war meist nur zur Jagdzeit bewohnt und daher kaum möbliert. Vor jedem Aufenthalt des Erzbischofs mussten zuerst die erforderlichen Möbeln aus Laufen hierher gebracht werden. Nach der Säkularisierung Salzburgs kam Weitwörth 1803 an den österreichischen Staat. Während der Franzosenkriege war österreichisches Militär im Schloss einquartiert, was anschließend umfangreiche Reparaturen erforderlich machte. 1821 verlegte man das Pfleggericht Neulaufen in das Schloss, wo es bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts verblieb. 1863 erwarb Vinzenz Karl Fürst Auersperg Weitwörth. Seine Nachkommen ließen bis 1900 größere Erweiterungsbauten vornehmen. Damals entstanden die Kapelle im Osten und der Südflügel mit der Terrasse. 1944 ging der Fürstentitel an den auf Weitwörth lebenden Prinzen Eduard über. Die beiden anderen Zweige der tirolisch-böhmischen Linie der Auersperg waren damals ausgestorben. Nachdem das Schloss nach dem Zweiten Weltkrieg jahrelang leer gestanden hatte und zeitweise als Lagerhaus für einen Stacheldrahtproduzenten verwendet worden war, wurde es 1988/89 in Wohneinheiten aufgeteilt und vermietet. Die durch das schwere Hochwasser von 1960 verursachten Schäden wurden bei dieser Gelegenheit behoben. Weitwörth gehört auch heute noch der Familie Auersperg. Der hier lebende Familienzweig nennt sich Auersperg-Trautson.

Das Schloss liegt im Wiesengelände südlich von Nußdorf. Es ist ein im Äußeren sehr einfach gehaltener, verputzter und weiß gefärbelter, zweistöckiger Ziegelbau. Die heutigen Fassaden stammen aus dem dritten Viertel des 19. Jahrhunderts. Die westliche Schmalseite wird durch einen turmartigen Vorbau, der auf Säulen ruht, betont. An der Nordfront ist zwischen den Fenstern der Obergeschosse ein Wappenstein des Erzbischofs Max Gandolf eingemauert. Das Wappen sowie die darunter angebrachte Inschriftstafel sind aus Untersberger Marmor gearbeitet. Im Nordosten des Schlosses steht die Kapelle. Sie ist mit dem Hauptbau durch einen kurzen Verbindungsgang verbunden, der über der Tordurchfahrt verläuft. Über der Kapellentür erkennt man das Auersperg-Wappen. Die Einrichtung ist schlicht. Der mit geschnitzten Rocaillen versehene Altar stammt aus der Zeit um 1750. Im Mittelteil des Gebäudes überragt ein mit einem flachen Zeltdach gedeckten Türmchen die anschließenden Trakte nur wenig. An der Nordseite springt ein achteckiger Anbau vor, der das ovale Stiegenhaus enthält. Dieser Treppenturm wird oben von einer Balustrade abgeschlossen. Das Erdgeschoß ist weitgehend gewölbt. Das Innere ist durch die heutige Verwendung als Wohnhaus schmucklos. Im Schloss befand sich eine kleine, aber feine Gemäldesammlung mit Werken von Rudolf Alt und Carl Spitzweg. Diese sowie die alten Möbeln und die einstige Jagdwaffensammlung dürften längst nicht mehr im Schloss aufbewahrt werden. Von dem schönen englischen Schlosspark haben sich nur mehr Reste erhalten. Zum Schlossbesitz gehören etwa 700 ha Wald.

Lage: Salzburg/Flachgau – ca. 12 km nordwestlich von Salzburg

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


13.12.2005