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Palais Pallavicini


An der Stelle des Palais stand einst das Majoratshaus der Grafen Salm. Es war im 16. Jh. Eigentum des Verteidigers von Wien, Graf Niklas Salm. Sein Bruder Hektor verkaufte es 1559 an Kaiser Ferdinand I, der es seinem Bruder Carl überließ. Als dessen Schwester Elisabeth, die Gemahlin Karls IX von Frankreich, als Witwe nach Wien zurückkehrte, erwarb sie die Liegenschaft und gründete 1592 das königliche Frauenkloster, oder Königinenkloster, dem sie als erste Äbtissin vorstand. Nach dessen Aufhebung durch Kaiser Josef II im Jahre 1782 wurden die einzelnen Gebäudetrakte aufgeteilt. Ein Teil kam an den Bankier und spätere Reichsgrafen Johann von Fries, der auch das ehem. Salm-Hofkirchner’sche Haus dazuerwarb. 1783/84 ließ er die einzelnen Gebäude abbrechen und an ihrer Stelle für sich und seine Familie ein neues Palais errichten. Es gilt als eines der Hauptwerke des Architekten Johann Ferdinand Hetzendorf von Hohenberg. Der zur Bräunerstraße gerichtete hintere Gebäudeteil wurde gleichzeitig als Zinshaus erbaut. Das Palais hatte seinerzeit die erste rein klassizistische Hausfront in Wien. Dennoch waren seine Zeitgenossen äußerst unzufrieden. Sie fanden die Fassade viel zu schlicht, vor allem deshalb, weil das Palais ja in unmittelbarer Nähe zur Hofburg liegt. Die beiden Söhne des Bauherrn Josef und Moritz I waren bedeutende Förderer der Kunst. Die Bildergalerie im Palais enthielt 300 Gemälde und mehr als 100.000 Kupferstiche. Außerdem befand sich hier eine Bibliothek von 16.000 Bänden und eine berühmte Skulpturensammlung. Berühmt waren die Konzerte und Soireen, die in den Repräsentationsräumen abgehalten wurden. Doch schließlich war der finanzielle Aufwand zu groß und das Bankhaus Fries ging 1826 in Konkurs. Das Palais kam 1828 in den Besitz der Konkurrenz, des Freiherrn Georg Simon von Sina. 1842 erwarb es Alphons Marchese Pallavicini, dessen Nachkommen es nach wie vor bewohnen, den Großteil der Räume aber vermieten. So haben hier zwei Wiener Institutionen ihren Sitz: der Österreichische Rennverein und im ehemaligen Pferdestall die Tanzschule Ellmayer. 1873 wurde das Innere des Gebäudes unter Markgraf Alexander Pallavicini im Stil des Historismus umgestaltet.

Die klassizistische Hauptfassade am Josefsplatz wirkt gerade durch ihre Einfachheit sehr elegant. Sie wird nur durch die elf Fensterachsen gegliedert. Über dem gebänderten Erdgeschoß liegen das mezzaninartige Zwischengeschoß und darüber die hohen Fenster der Gesellschaftsräume. Auf Grund der schlechten Architekturkritiken ließ der Bauherr das Portal nachträglich etwas repräsentativer gestalten. Es verfügt nun über einen gesprengten Giebel, der von vier mächtigen Karyatiden getragen wird. Sie sind ein Werk von Franz Anton Zauner (1786). Die ursprünglich vorgesehenen vier großen Vasen kamen in den Park von Schloß Vöslau. Die Attika ist mit einem großen Pallavicini-Wappen geschmückt, das von zwei sitzenden allegorischen Figuren gehalten wird. Das repräsentative Treppenhaus mit seinem triumphbogenartigen Durchgang und den Muschelmotiven der Stuckdekorationen wurde 1873 „modernisiert“. Die Räume der Beletage sind prachtvoll mit Spiegeln, Gobelins, Lustern und Kaminen ausgestattet. Besonders schön ist der überreich dekorierte Festsaal im Stil des Neo-Rokokos.

Ort/Adresse: 1010 Wien, Josefsplatz 5

Besichtigung: Das Gebäude ist üblicherweise nur im Zuge von Veranstaltungen sowie auf Einladung der Mieter zugänglich.


Weitere Literatur:


28.08.2002