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Gmünd (Kärnten) - Schloss


Hans Rudolf Graf von Raitenau ließ zwar in den Jahren 1607 bis 1615 noch einmal die alte Burg oberhalb der Stadt ausbauen, war aber mit dem dennoch bescheidenen Wohnkomfort nicht mehr zufrieden. Er beauftragte 1610 den Baumeister Daniel Deutta mit der Errichtung eines repräsentativen Wohnschlosses am Rande der Altstadt. Hans Rudolf war der Bruder des Salzburger Erzbischofs Wolf Dietrich von Raitenau. Diesem war es 1611 nicht mehr gelungen, die rettende Residenz seines Bruders zu erreichen. Er war auf seiner Flucht kurz zuvor – bereits außerhalb des Salzburger Hoheitsgebietes - von bayerischen Truppen gefangen genommen und nach Salzburg zurückgebracht worden. Nach Hans Rudolfs Tod erwarb 1639 Graf Christof Lodron, der Bruder des Salzburger Erzbischofs Paris Lodron, die inzwischen an den Landesfürsten heimgefallene Herrschaft Gmünd. Er ließ das Schloss zwischen 1651 und 1654 durch den Baumeister Anton Riebeler fertig stellen. Anschließend brachte er es in den Lodronschen Fideikommiss ein. Schloss Gmünd wird Wohnsitz der Primogenitur der Familie. Nachdem 1792 ein Stadtbrand auf das Schloss übergegriffen und schwere Schäden vor allem am Dachstuhl und im Inneren angerichtet hatte, leitete Baumeister Johann Glanner aus Werfen die Instandsetzung. Die vom Maler Johann Franz Viacavi 1669/73 geschaffenen Gemälde gingen jedoch restlos verloren. Schloss Gmünd blieb bis 1932 bei der Familie Lodron. Dann wurde es von Karl Irsa erworben, dessen Erben es 1950 an die Stadtgemeinde verkauften. Derzeit sind im Schloss eine Hauptschule sowie verschiedene städtische Einrichtungen untergebracht. Außerdem dient es als lokales Kulturzentrum.

Das Schloss liegt am oberen Ende des Hauptplatzes. Es ist eine dreiflügelige viergeschossige Anlage um einen rechteckigen Hof. Der Bau beeindruckt durch seine Wuchtigkeit. Auf dem relativ hohen Erdgeschoß sitzen zwei außergewöhnlich groß dimensionierte Wohngeschosse, über denen sich noch ein stattliches Mezzanin befindet. Die weitgehend schmucklosen Fassaden sind durch schlichte Kordongesimse horizontal gegliedert. Die Fenster sind von einfach profilierten Rahmungen eingefasst und weisen gerade Verdachungen auf. Der Nordflügel ist baulich mit dem Oberen Tor der Stadtmauer verbunden. Das von toskanischen Pilastern eingefasste Portal an der Nordfront zeigt im gesprengten Dreieckgiebel das Wappen der Familie Lodron. Der Haupteingang liegt im Westtrakt. Anschließend führt eine Pfeilerhalle mit drei klobigen Rustikabogen in den Hof. Der Südflügel ist kürzer und deutlich niedriger. In zwei Hofecken stehen achteckige neungeschossige Treppentürme mit flachen Zeltdächern. Das dazwischen liegende Erdgeschoß ist in Pfeilerarkaden aufgelöst. Vom Hof aus führt ein einfaches Rustikaportal in den Nordflügel. Der Hof ist durch einen neuen Verbindungsgang auf drei Arkaden vom anschließenden ehemaligen Schlosspark getrennt. Dahinter stehen zwei fantasievoll gearbeitete barocke Steinlöwen. Beeindruckend sind vor allem ihre riesigen Schwanzbrezeln. Diese Lodronschen Wappentiere wurden um 1670/80 für den Salzburger Mirabellgarten geschaffen und erst im 19. Jahrhundert von Graf Konstantin Lodron hierher gebracht. 1945 wurden beide Figuren durch Soldaten der britischen Besatzungsmacht mutwillig zertrümmert, später aber kunstgerecht restauriert. Die Innenräume des Schlosses sind modernisiert und künstlerisch unbedeutend.

Lage: Kärnten/Maltatal – ca. 9 km nördlich von Spittal

Ort/Adresse: 9853 Gmünd, Kärnten

Besichtigung: meist nur von außen möglich


Weitere Literatur:


11.12.2005