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Schwadorf


Die heute durch den Ort führende Bundesstraße war schon im Mittelalter die wichtigste, an die östliche Landesgrenze führende Heerstraße. Dort wo diese die Fischa quert, entstand im 12. Jahrhundert zur Sicherung des Flussüberganges eine kleine Burg. Mit Walther von Swabdorf wird um 1182 erstmals auf einen Herrensitz hingewiesen. Schwadorf war landesfürstlich, doch gelangte es bereits 1194 im Tauschweg an den Bischof Wolfger von Passau. 1215 wurde der damaligen Hofmark von Kaiser Friedrich II die Blutgerichtsbarkeit verliehen. Eberhard von Schwadorf zählte 1220 zu den Ministerialen des Herzogs Heinrich d. Ä. von Mödling. Im 14. Jahrhundert wurde die Burg mehrfach verpfändet, so 1381 an Albrecht von Puchheim. Noch 1383 wird Schwadorf als freies Eigen der Passauer Bischöfe bezeichnet, doch zog es zwei Jahre später der Landesfürst ein. 1398 war es wieder im Besitz des Bistums, das es den Herzogen Wilhelm und Ernst als Leibgedinge überließ. Im späten 15. Jahrhundert war die Herrschaft an König Matthias Corvinus verpfändet, was zur Folge hatte, dass die Burg 1490 von König Maximilian I kassiert wurde. 1494 wurde sie aber wieder dem Bistum Passau übergeben. Mit einigen Unterbrechungen blieb sie nun bis 1806 bei den Passauer Bischöfen. Das heutige Renaissanceschloss wurde um 1600 errichtet. Der Vischer-Stich von 1672 zeigt es noch von Ringmauern und Wassergräben umgeben. Er stimmt mit der derzeitigen Anlage kaum überein, da die damals noch vorhandenen gotischen Trakte später abgetragen wurden. Als das Bistum auf seinen österreichischen Besitz verzichten musste, wurde Schwadorf vom Staat übernommen und 1826 an Private verkauft. Zu diesen zählten die Ritter Fellner von Feldegg (1823) sowie Theodor Ritter Riedl von Riedenau (1879 – 1909). Dr. Arnold Segal kaufte 1926 den Gutsbetrieb. Ein Jahr später richtete ein schweres Erdbeben bedeutende Schäden an. Nachdem Segal 1938 enteignet und das Schloss der Deutschen Ansiedlergesellschaft übergeben wurde, erhielt er seinen Besitz nach 1945 wieder zurück. Zuletzt gehörten Schloss und Gut der Familie Auer-Welsbach. Das Gebäude, das seit vielen Jahrzehnten nicht mehr restauriert wurde, war bis vor wenigen Jahren unbewohnt und dem Verfall überlassen. Die Rettung kam durch einen neuen Eigentümer, der das Wohngebäude mittlerweile weitgehend restauriert hat. Die Nebengebäude sind noch nicht gerettet.

Das Schloss liegt an der nach Bruck/Leitha führenden Bundesstraße im Ortsbereich. Der von einem Park umgebene Komplex ist ein dreigeschossiger hakenförmiger Bau. Sein heutiges Aussehen geht weitgehend auf Umbauten bzw. eine Neufassadierung anfangs des 19. Jahrhunderts zurück. Auch die Familie Riedl von Riedenau hat um 1900 einiges verändert. Die fünfachsige Nordfront des Längstraktes war einst die Schauseite des Schlosses. Sie zeigt einen kaum vorspringenden, übergiebelten, dreiachsigen Mittelrisalit. Die großen Fenster des Obergeschosses liegen in flachen Rundbogennischen. Die Fensterhöhlen sind zum Großteil leer, so dass die dahinter liegenden Räume ungeschützt Regen und Schnee ausgesetzt sind. Das darüber liegende Speichergeschoß weist nur kleine querrechteckige Fenster auf. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde der langen Ostfassade eine, von starken Mauerpfeilern gestützte Altane vorgesetzt. Sie wird von einer Steinbalustrade begrenzt. Im Süden schließt an den Osttrakt hakenförmig ein Bau mit zwei Wohngeschossen und einem halbhohen Bodengeschoß an. Die Einfahrt ist tonnengewölbt, die Erdgeschoßräume weisen Kreuzgratgewölbe mit Stichkappentonnen auf. Ansonsten zeigen die leeren Zimmer keinerlei Besonderheiten. Im ungepflegten Park stehen etwas verloren zwei kleine sitzende Marmorlöwen. An das einstige Wasserschloss erinnern noch der Mühlbach im Westen und die Fischa im Osten.

Lage: Niederösterreich/Wiener Becken – ca. 9 km südöstlich von Schwechat

Ort/Adresse: 2432 Schwadorf bei Wien

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


09.12.2005