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Golling


Heimatforscher vermuten, dass sich hier bereits im Altertum ein hölzerner Wachturm über der alten Römerstraße befunden hat. Es gibt Hinweise in den Breves Notitiae, einem nach 798 entstandenen Güterverzeichnis, dass bereits nach der bajuwarischen Landnahme im Frühmittelalter hier ein hölzernes Burggebäude errichtet wurde. Die heutige Steinburg entstand aber vermutlich erst in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts unter Erzbischof Eberhard II von Salzburg. Eine Familie, die sich nach Golling nannte, hat es wohl nicht gegeben. Bis zu ihrem Aussterben zu Beginn des 14. Jahrhunderts hatten die Herren von Guetrat das Pfleggericht inne. 1325 übergab Erzbischof Friedrich die Veste Golling gegen Zahlung von 300 Pfund Silberpfennigen an Margarethe von Chuchel und ihren beiden Söhnen Konrad und Hartneid auf Lebenszeit. Damit scheint auch die Burg erstmals urkundlich auf. Im Laufe des 14. und 15. Jahrhunderts brachten die Salzburger Erzbischöfe alle bedeutenden Adelsburgen Salzburgs und damit auch deren Landgerichte in ihren Besitz. 1375 verkaufte Hartneid sein Leibgedinge an Erzbischof Pilgrim II von Salzburg. Die Burg dürfte auf Grund von Streitigkeiten über die Fischereirechte aber erst 1438 endgültig an den Erzbischof gefallen sein. Von nun an setzte das Erzbistum nur mehr Pfleger auf der Burg ein. Seit dem 15. Jahrhundert übten diese auch das Amt eines Landrichters im Kuchltal aus. Todesurteile mussten aber vom erzbischöflichen Hofrat bestätigt werden. Sie wurden vom Salzburger Scharfrichter vollzogen. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts kam es zu größeren Erweiterungen und Umbauten. In der Zeit der Bauernkriege war die Gollinger Burg Sammelplatz der Aufständischen aus dem Gebirge (1525). Im folgenden Jahr wurde Ort und Burg von einem Bauernheer überfallen und geplündert, nachdem sich die in der Burg gelegenen Söldner nach Kuchl abgesetzt hatten. Die Strafe folgte aber auf den Fuß. Nachdem der Söldnerführer Burkhard von Ems, die Aufständischen zur Übergabe gezwungen hatte, wurden 27 Bauernführer enthauptet und die Landbevölkerung mit hohen Schadenersatzzahlungen belegt. Die schwer beschädigte Burg musste 1532 umfassend saniert werden. So wurden die Pechnasen im Torbereich damals angebaut und die Brücke erneuert.

Während des dritten Bauernaufstandes wurde 1565 eine ständige Besatzung von 50 Mann in die Burg gelegt, die auch zur Bekämpfung der Ausbreitung des lutherischen Glaubens eingesetzt wurde. 1573 verursachten starke Regenfälle, die zum großen Salzach-Hochwasser führten, an der Burg schwere Schäden, so dass 1589 neuerlich mit umfangreichen Um- und Erweiterungsarbeiten begonnen werden musste. Es entstand ein weitgehender Neubau. 1599 beschädigte ein Blitzschlag den Schlossturm. Auch im 17. Jahrhundert wurde an dem Gebäude fast ständig gebaut. Während des großen Marktbrandes von 1619 wurden die Palisaden, die die Burg umgaben, niedergerissen, um ein Übergreifen des Feuers zu verhindern. Zwei Jahre später wurden sie durch eine Mauer ersetzt. 1633 wurde das Fürstenzimmer vertäfelt. 1651 baute man über dem Stall eine dreifenstrige Gerichtsstube und wandelte das Bad in ein Gefängnis um. Die über den Graben zum Burgtor führende Brücke musste 1713 erneuert werden. 1722 ließ Fürsterzbischof Franz Anton von Harrach im ersten Stock einige Zimmer repräsentativ einrichten, die immer für den Landesfürsten bereitgehalten werden mussten. Mit der Säkularisierung des Fürsterzbistums Salzburg endete auch für Golling die bischöfliche Herrschaft. Von 1803 bis 1805 war das Land zusammen mit Eichstädt und Berchtesgaden ein Kurfürstentum, das von Großherzog Ferdinand von Toskana regiert wurde. Danach wurde Golling erstmals österreichisch. Zwischen 1810 und 1816 gehörte es zu Bayern. Die Burg beherbergte damals das königliche bayerische Rentamt für die Landgerichte Hallein und Abtenau. Danach wurde Salzburg aber endgültig Österreich zugeschlagen. Die Burg diente weiterhin als Verwaltungs- und Gerichtssitz. 1871 kam es zu einer durchgreifenden Instandsetzung des Baues. Der bereits ruinöse Südtrakt wurde aufgestockt und als Gefängnis für die Arrestanten ausgebaut. 1923 wurde das hier immer noch ansässige Bezirksgericht aufgelöst und die Burg zum Teil in Wohnungen aufgeteilt. Daneben hatten eine Zollwacheabteilung sowie eine Steueraufsichtsstelle hier ihre Amtsräume. 1971 richtete man in einigen Räumen das Heimatmuseum ein. Seit einigen Jahren finden im Burghof Festspiele statt.

Die ovale Burg liegt auf einem unmittelbar westlich der Hauptstraße sich erstreckenden Felssporn etwas erhöht über dem Markt. Sie war aus verteidigungsmäßigen Überlegungen einst freistehend, wurde aber im 19. und 20. Jahrhundert weitgehend verbaut, so dass ihre markante Ansicht dadurch stark beeinträchtigt wurde. Die Burg ist ein reiner Zweckbau und daher weitgehend schmucklos. Ihre ein- bis viergeschossigen Gebäude sind um einen polygonalen Innenhof gruppiert. Ihre Außenwände werden – außer an der Südseite - von der mittelalterlichen Ringmauer gebildet. Diese ist jedoch an keiner Stelle mehr freistehend. Die Südseite war früher nur von einer Wehrmauer begrenzt, doch wurde diese 1846 durch einen großen, aber einfachen Verwaltungsbau ersetzt. Durch die vielen Umbauten im Laufe der Jahrhunderte sind die Gebäude nicht mehr als Einzelbauten zu erkennen. Da Angriffe am ehesten an der Ostseite zu erwarten waren, wurde diese durch die Errichtung des Bergfriedes verstärkt. Dieser überragt aber heute die ihn umgebenden Bauten nur mehr wenig. Seine schöne eiserne Eingangstüre von 1672 ist erhalten geblieben. An der südlichen Hoffassade sind mehrere mittelalterliche Grabplatten von einstigen Pflegern eingemauert. Meist sind es jedoch Abgüsse der Originale in der Pfarrkirche von Kuchl. Der turmartige Palas, der den Pflegern als Wohnsitz diente, verfügte durch den Steilabfall der Westseite über einen natürlichen Schutz. In ihm hat sich die mittelalterliche Bausubstanz am besten erhalten. Allerdings wurde die einstige gotische Stiege bereits in der Barockzeit durch eine schmucklose Treppe ersetzt. Die meisten Innenräume sind schmucklos. Einer der wenigen Glanzpunkte der Burg ist die Burgkapelle. An ihren Wänden erkennt man farbige Wappenmedaillons der Pflegerfamilien Pichl, Waltenhofen und Fröhlich von Fröhlichsberg. Das Chronogramm weist auf das Jahr 1752 hin. Auch der Rokokoaltar stammt aus dem gleichen Jahr. Beim Stiegenaufgang hat man die einstige Verhörstube des Pfleggerichts als Folterkammer eingerichtet. In den ehemaligen Fürstenzimmer haben sich einfache Stuckdecken sowie schöne Rotmarmor-Fußböden erhalten. Nach Osten zu schließt an den Palas und die Kapelle der vermutlich einst freistehende Torbau an. An seiner Außenseite sind über dem Rundbogenportal drei aneinander liegende Flacherker angebaut. Sie werden von dreifach abgestuften Steinkonsolen gestützt. Die heutige Holzbrücke, die über die darunter liegende Bundesstraße, den einstigen Burggraben führt, ersetzt eine ehemalige Zugbrücke.

Lage: Salzburg/Tennengau – ca. 14 km südlich von Hallein

Ort/Adresse: 5440 Golling an der Salzach

Besichtigung: Das Museum ist von Mai bis Oktober geöffnet (Mi – So 10.00 - 12.00 und 13.00 – 17.00).

Homepage: www.burggolling.at


Weitere Literatur:


05.12.2005