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Waldenstein


Das Bistum Bamberg ließ im 12. Jahrhundert zum Schutz seiner Eisenerzgewinnung eine erste Befestigung im Waldensteiner Graben errichten. Lehensträger war eine Bamberger Ministerialenfamilie, die bereits vor 1158 erwähnt wird. 1255 wird mit Heinricus de Waldenstein erstmals eine Burg genannt. Ihre Aufgabe war es, den Übergang von der Steiermark her ins Kärntner Lavanttal zu sperren. 1282 übernahmen die Ungnad das Lehen. 1352 betrieb Wulfing von Ungnad unterhalb der Burg ein Hammerwerk. Der Name Ungnad soll übrigens von der Härte stammen, mit der der Ritter Weißenwolf im Auftrag des Herzogs Ulrich das Raubritternest von Schachtenstein vernichtete. Seine Familie betrachtete die Bezeichnung als Ehrentitel und nannte sich fortan Ungnad von Weißenwolf. Die auf der Burg Sonneck hausenden Ungnads behielten Waldenstein mit einer kurzen Unterbrechung bis 1607, zuerst als Lehen und dann als freies Eigen. Sie ließen die alte Burg im 15. Jahrhundert in ein gotisches Schloss umbauen. Johann III Ungnad, der die Burg von 1520 bis 1557 besaß, war Landeshauptmann der Steiermark und Feldhauptmann der Erblande, aber auch ein militanter Protestant. Unter ihm wurde Waldenstein zum Zentrum der neuen Lehre im oberen Lavanttal. Er besorgte sich eine Buchdruckerpresse aus Tübingen und ließ verbotenerweise darauf lutherische Bibelübersetzungen in deutscher, slowenischer und kroatischer Sprache drucken und in Unterkärnten verteilen. Diese Druckerpresse war wohl die erste in Kärnten. Sie wurde 1797 von französischen Truppen als Beute nach Frankreich verschleppt und befindet sich noch heute im Louvre.

1557 legte Johann III alle seine Ämter nieder und verließ das Land. Er starb sieben Jahre später im böhmischen Winteritz. Als Simon, der letzte Ungnad auf Waldenstein, 1607 starb, erbte seine Enkelin Margarethe-Elisabeth Landgräfin von Hessen die Herrschaft. Ihr waren die ständigen Konflikte mit dem Grundnachbarn, dem Bistum Bamberg, zuviel. Sie veräußerte Waldenstein 1637 an den Bamberger Bischof, der es 1672 seinem Vizedom in Kärnten, Peter Philipp von Dornbach, käuflich überließ. Von 1700 bis 1754 gehörte das Gut dem Grafen Rudolf Franz Erwein von Schönborn, der auch das dortige Hammerwerk wieder in Betrieb nahm. Von seinem Sohn Hugo Damian ging der Besitz 1803 an den Wolfsberger Eisenhändler Johann Michael Offner im Kaufweg über. Die Grafen Konrad und Friedrich von Westerholt besaßen die Herrschaft lediglich von 1842 bis 1851. 1835 vertonte Josef Ritter von Rainer-Harbach auf Schloss Waldenstein ein Gedicht von Johann Thaurer Ritter von Gallenstein. Es wurde ab 1911 als Kärntner Heimatlied populär und ist seit 1920 die Kärntner Landeshymne. 1851 wurde Waldenstein von Hugo Graf Henckel von Donnersmarck erworben. Heute gehört das Schloss der Kärntner Montanindustrie, die unterhalb des Schlosses einen Eisenglimmerbergbau betreibt und der Familie Henckel-Donnersmarck nahe steht. Die Mietparteien sind längst ausgezogen. Das Schloss ist mittlerweile mangels Pflege fast zur Ruine verkommen. Wenn nicht bald die seit vielen Jahren immer wieder angekündigten Restaurierungsarbeiten einsetzen, wird es nicht mehr zu retten sein.

Die Burg liegt talbeherrschend über der auf den Packsattel führenden Straße. Der mächtige starkwandige Bergfried ist noch romanisch, die drei- und viergeschossigen Wohnbauten stammen aus dem 14. bis 16. Jahrhundert. Sie umschließen einen engen, annähernd viereckigen Innenhof. Der quadratische Bergfried aus dem 13. Jh. stand ursprünglich frei, doch wurde er im 15. und 16. Jahrhundert mit den ihn umgebenden Wohnbauten baulich verbunden. Sein ursprünglich hohes Pyramidendach über dem Wehrumgang wurde im 18. Jahrhundert durch ein niedrigeres ersetzt. Das mit einer Zugbrücke gesicherte Einfahrtstor lag an der dreigeschossigen Südfront. Heute betritt man die Burg durch das Ostportal. Im Hof führt eine imposante Freitreppe in das Obergeschoß. Die Bögen des an die Treppe anschließenden Renaissance-Arkadenganges ruhen auf sechs wuchtigen Steinsäulen und meist figuralen Gewölbekragsteinen. Die kleine längst profanierte Kapelle im Südosttrakt ist mit einem Barockturm versehen. Sie war den sieben Schmerzen Mariens geweiht und wurde 1464 erstmals urkundlich genannt. Im Osttrakt lagen die Gefängnisse mit der „Kornettkeuche“. Hier soll der Überlieferung nach der Kornett Peter Eckhard von Peckern 1669 vom bambergischen Vizedom aus Eifersucht eingekerkert und dem Hungertod überlassen worden sein. Ein diesbezüglicher Vers, den der Kornett angeblich mit Blut an die Wand geschrieben hat, ist allerdings wesentlich jüngeren Datums. Einige Spolien von den Burggebäuden wurden 1930 zur Ausschmückung des Schlosses nach Reideben gebracht. Dazu gehören vier Steinreliefs der Evangelisten, die ursprünglich am Bergfried eingemauert waren, sowie eine steinerne Supraporte mit dem Allianzwappen Ungnad/Thurn und einem frommen Spruch. Diese Supraporte befand sich ursprünglich am Türsturz des Kapellenaufganges.

Lage: Kärnten/Lavanttal – ca. 15 km nordöstlich von Wolfsberg

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


15.11.2005