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Altkettenhof


Erste Grundherren in dieser Gegend waren die Hochfreien von Traisen, die schon vor 1100 hier nachweisbar sind. Ihre Nachfolger wurden die Hochfreien von Tegernwach-Murstetten-Kuffern. Wolker de Suechant, der zu Beginn des 12. Jahrhunderts in Erscheinung tritt, dürfte aus diesem Geschlecht stammen. Möglicherweise war es der 1252 genannte Hadmar von Sonnberg, der den bisherigen Gutshof befestigen und in eine Burg umbauen ließ. Er verkaufte die freieigene Herrschaft 1270 an Konrad von Himberg. Dessen Sohn Reinprecht nannte sich nach Ebersdorf, dem heutigen Kaiser-Ebersdorf. Nach einer kurzen Unterbrechung durch den eingeheirateten Eberhard von Wallsee blieb die Burg bis zu deren Aussterben 1556 bei den Herren von Ebersdorf. Namensgeber für den Kettenhof dürfte Jans der Chetner gewesen sein, der 1388 im Bereich von Schwechat urkundlich aufscheint. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts war der Kettenhof im Besitz der Freiherren von Rogendorf. Zwischen 1621 und 1807 gehörte er den Grafen Hoyos, die ihn aber als Lehen an andere Adelige weitergaben. In dieser Zeit wurde die Burg zum barocken Schloss umgebaut. Bauherr dürfte Graf Otto Christoph von Volkra gewesen sein. Er stiftete auch die Schlosskapelle. Ein anderer Lehensträger war Franz Graf Waldstein, der das Schloss zwischen 1737 und 1754 besaß. Sein Nachfolger war der Minister Heinrich Kajetan Graf von Blumegen. Er richtete hier eine Kattunfabrik ein. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wechselten die Besitzer mehrfach. 1850 ging der Kettenhof an Bernhard Graf von Rechberg-Rotenlöwen über. Als österreichischer Außenminister gab er hier 1872 einen Empfang für den deutschen Reichskanzler Otto von Bismarck. Er verkaufte noch im gleichen Jahr das Schloss an den Brauereibesitzer Anton Dreher, behielt aber das Wohnrecht. Nach Rechbergs Tod ließ Dreher das Gebäude 1901 nach Plänen des Architekten Emil Breßler durch den Baumeister Johann Miksch weitgehend neobarock umbauen. Dreher behielt es bis zu seinem Tod im Jahr 1921. Heute gehört das repräsentative Schloss der Republik Österreich und dient seit 1960 als Bezirksgericht sowie seit 1964 als Justizschule. In den Jahren 1994 bis 1997 fand eine umfassende Restaurierung statt.

Schloss Altkettenhof liegt zwischen der Straße, die von der Stadt Schwechat nach Zwölfaxing führt und dem Ostufer des Schwechat-Flusses. Obwohl es in seiner heutigen Form vom Beginn des 20. Jahrhunderts stammt, erinnert es an gewisse französische Loire-Schlösser. Das architektonisch reich gegliederte Gebäude hat zwei hohe Geschosse und ein niedriges Mansardenstockwerk. Das Erdgeschoß ist genutet. Die Fensterrahmungen des Hauptgeschosses sind ornamental reich verziert. Am reizvollsten ist die zur Schwechat gerichtete Westfassade. Sie zeigt einen dreiachsigen Mittelrisalit und zwei schmälere Seitenrisalite. Von den geschwungenen Giebeln ist der mittlere natürlich der höchste. Dem Obergeschoß des Mittelrisalits ist ein langer Balkon mit einer Steinbalustrade vorgesetzt. Dahinter liegt der Festsaal, der heute als Gerichtssaal verwendet wird. Darunter liegt das parkseitige Eingangstor, zu dem eine elegante Freitreppe emporführt. Zwei weitere Balkone mit schönen Schmiedeeisengittern befinden sich rechts und links des Mittelrisalits. Einer davon ist mit neobarocken Skulpturen verziert. Aus der durch Pilaster gegliederten Ostfront springt ein polygonaler Mitteltrakt vor, der den Haupteingang sowie ein repräsentatives Stiegenhaus mit der zweiläufigen geschwungenen Treppe beherbergt. An der Nordfront ist eine vornehm wirkende, säulengestützte Altane angebaut, die eine Terrasse trägt. Ein großer Wintergarten springt an der Südseite vor. Sein ornamentales Schmiedeeisendekor ist mit A(nton) D(reher) bezeichnet. Die Innenräume sind gediegen ausgestattet (Marmorkamine, Stuckdecken, Mosaik- und Parkettböden usw.). Eichen- und Zitronensaal sind mit Täfelungen und Decken aus diesen Hölzern versehen. Das Schloss ist von einem gepflegten Park umgeben.

Ort/Adresse: 2320 Schwechat, Schlossstraße 7

Besichtigung: teilweise möglich


Weitere Literatur:


13.11.2005