ARCHIV


Gefährdete Objekte

Schlosshotels

Personenverzeichnis






St. Jakob amThurn


Das die Ortsgeschichte prägende Salzburger Rittergeschlecht der Herren von Thurn ist seit dem 12. Jahrhundert hier nachweisbar. Es stellte bis zu seinem Aussterben die Burgherren. Etliche seiner Mitglieder sind in der benachbarten Pfarrkirche beigesetzt worden. Das Schloss selbst wird 1274 erstmals erwähnt. 1570 wurden die Herren von Thurn in den Reichsfreiherrenstand erhoben. Sie hatten das Burggrafenamt und seit 1300 auch das Erbschenkenamt des Erzstiftes inne. Nach dem Tod des letzten männlichen Familienmitglieds, Alexander Hieronymus Freiherr von Thurn, wurde 1647 der Salzburger Kammerdirektor Johann von Plaz mit dem Schloss und der Hofmark Thurn belehnt. Er war salzburgischer Pfleger in Rosegg, Gmünd und Hüttenstein gewesen und hatte 1645 den Zillertaler Aufstand unterdrückt. Sein Enkel Joseph Anton Graf Plaz nahm an 36 Schlachten gegen die Türken und Franzosen teil. Er war langjähriger Kommandant des Salzburger Rupertiordens und wurde zum großen Förderer des kleinen Ortes. In seinem Auftrag errichtete der Tiroler Baumeister Kassian Singer die Loretto-Kapelle als Anbau an die Pfarrkirche. Graf Plaz starb als Feldzeugmeister im Alter von 90 Jahren. Die barocke Wallfahrt wurde maßgeblich durch den gräflichen Hofmarksverwalter Johann Caspar Pichler gefördert. Er erwarb auch eine Vielzahl von Reliquien für die Kirche. 1754 wurde im Schloss eine Gastwirtschaft eröffnet. Der Turm von St. Jakob blieb bis 1924 im Besitz der Grafen Plaz und wurde dann an Charlotte von Bornemann verkauft. Bis 1930 wurde der Anbau als Pfarrhof verwendet. Zeitweise übernahm der Pfarrer auch die Aufgaben des Wirtes. 1939 wurde der Ansitz von der Gestapo konfisziert, aber 1947 der mittlerweile als Charlotte Gräfin Wurmbrand-Stuppach verheirateten Eigentümerin rückgestellt. 1953 wurde das bereits stark vernachlässigte Schloss durch den damaligen Besitzer Wilhelm Flatz gerettet. Der Turm befindet sich auch heute in Privatbesitz und wird bewohnt.

Der Wohnturm liegt am Nordufer eines kleinen Sees, der als Naturschutzgebiet ausgewiesen ist. Im Kern stammt die Anlage aus dem 12./13. Jahrhundert, wurde aber im 16. Jh. in einen Ansitz umgebaut. Es handelt sich im Wesentlichen um einen quadratischen fünfstöckigen Turm aus Quadern und Bruchsteinen, der verputzt und weiß gefärbelt wurde. Die Mauerstärke liegt im Erdgeschoß bei fast zwei Metern und nimmt nach obenhin etwas ab. In jedem Stockwerk befinden sich zwei Zimmer. Der Turm ist mit einem steilen Pyramiden-Holzschindeldach gedeckt, das von einem aufgespießten Blechvogel gekrönt wird. Die rechteckigen Fenster in den glatten Fassaden weisen keinerlei Schmuck auf. Der Zugang zu den Innenräumen erfolgt an der Südostfront durch eine rundbogige Tür in Konglomeratrahmung. Darüber befand sich ein Gemälde „Maria vom guten Rat“ aus dem 18. Jahrhundert. Rechts daneben ist ein großes hölzernes Wandkruzifix unter einem mit Holzschindeln gedeckten Schutzdach angebracht. Es stammt ebenfalls aus dem 18. Jahrhundert. Der einstige Hocheinstieg, der lediglich über eine leicht abbrechbare Holzstiege erreicht werden konnte, ist noch im ersten Stock der Gebäuderückseite zu erkennen. Im Inneren des Turmes sind nur die Räume im Erdgeschoß und die Stiegenaufgänge gewölbt. Die übrigen Zimmer sind flach gedeckt. Einfache Stuckspiegel an den Decken der Obergeschosse weisen auf eine Adaptierung in der Barockzeit hin. Im 16. Jahrhundert wurde an die Nordostseite des Wohnturmes ein zweistöckiges Wohngebäude mit Satteldach angebaut.

Lage: Salzburg/Tennengau – ca. 7 km nördlich von Hallein

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


07.11.2005