In einer Passauer Urkunde aus dem Jahr 903 wird ein Hof Medilihka erstmals erwähnt. Er lag aber nicht an der Stelle der heutigen Ruine sondern in der heutigen Stadt. Während der Ungarneinfälle dürfte er vermutlich zerstört worden sein. 1137 ist bereits von einem castellanus die Rede, der vermutlich bereits auf dem Hügel über der Stadt saß. Ab der Mitte des 12. Jahrhunderts stellten die Kuenringer die Kastellane. Mödling war zuerst ein Lehen des Bistums Eichstädt und dann des Stiftes Melk bis es an die Babenberger überging. Diese gelten als die Erbauer der Burg. Mit einer Grundfläche von 175 x 80 m war sie eine der größten Wehranlagen des 12. Jahrhunderts in unserem Raum. Auf Mödling lebte ab 1177 eine Nebenlinie der Babenberger. Einige Historiker vermuten allerdings, dass sich ihre Residenz zumindest anfänglich hinter der Othmarkirche befand. Herzog Heinrich II Jasomirgott hatte sich seine zweite Ehefrau, Theodora Komnena, vom Zweiten Kreuzzug mitgebracht. Sie war die Nichte des byzantinischen Kaisers Flavius Manuel I. Unter dem jüngeren Sohn der beiden, Heinrich, der auch Dux de Medelich genannt wurde, erlebte die Burg Mödling ihre Blütezeit. Sein Hof war für das gepflegte gesellschaftliche und kulturelle Leben bekannt. 1219 soll sich hier der Minnesänger Walther von der Vogelweide für längere Zeit aufgehalten haben. Nach dem Aussterben dieser Nebenlinie fiel Mödling 1236 an die durch Herzog Friedrich II repräsentierte Hauptlinie zurück.
Herzog Albrecht IV von Habsburg verpfändete die Burg an das Bistum Passau. Danach wechselten sich Pfleger und Pfandherren ab. Unter den Habsburgern wurden die Verteidigungseinrichtungen im 14. Jahrhundert stark ausgebaut. Dies konnte aber nicht verhindern, dass die Burg 1529 von den Türken niedergebrannt wurde. Um die Mitte des 16. Jahrhunderts erfolgte der Wiederaufbau durch den Lehensinhaber Sigmund Graf Lodron. Damals wurden große Renaissancefenster eingesetzt und eine neue Wehrmauer mit einer kleinen Bastion errichtet. 1556 vernichtete ein Großbrand die Dächer und die Einrichtung. Mittlerweile hatte die Burg ihre militärische Bedeutung verloren und wurde nicht mehr wieder aufgebaut. Bereits 1587 wird sie als verödet bezeichnet. 1776 erwarb Josef Freiherr von Penkler die Ruine. Er war lediglich an ihrem gewinnbringenden Abbruch interessiert und verkaufte die Quadersteine ihrer Mauern. Sie wurden vorwiegend bei der Regulierung des Mödlingbaches zwischen Mödling und Hinterbrühl verbaut. Fürst Johann I von und zu Liechtenstein kaufte 1812 den verbliebenen Schutthügel und ließ darauf eine romantische „Burg“ samt Aussichtsturm aufbauen, die aber selbst bald wieder zur Ruine wurde. Sie war Teil des von ihm angelegten ausgedehnten Landschaftsparks. In den Jahren 1965 bis 1970 bemühte sich der Museumsverein Mödling die noch vorhandenen romanischen Baureste freizulegen und zu sichern. In den letzten Jahren fand eine neuerliche Sanierung der Ruine durch den Eigentümer, die Stadtgemeinde Mödling, statt.
Der Burghügel fällt an drei Seiten steil ab. Lediglich im Süden, wo sich der Eingang befand, musste die Anlage durch einen tiefen Halsgraben zusätzlich gesichert werden. Die romanische Burg war wesentlich größer als es die heute noch vorhandenen Mauerreste vermuten lassen. Durch eine von einem Wall eingefasste Vorburg gelangte man über eine Holzbrücke, die den Graben überquerte, zum ersten Tor. In den spärlichen Resten des einstigen Torturmes sind noch heute die Radspuren der Versorgungskarren zu erkennen. An diesen Turm schloss die noch teilweise erhaltene äußere Ringmauer an. Sie begrenzte den großen ersten Hof, der die Hochburg hufeisenförmig umgibt. Hier lagen die, wie damals üblich meist aus Holz errichteten Wirtschaftsbauten und Unterkünfte für das Personal. Reste einer Esse lassen auf eine Schmiede oder Gesindeküche schließen. Noch aufrecht steht ein einst 13 m hoher Pfeiler, der vermutlich zur Verteidigung des Hofes und des zweiten Tores diente. Er war wahrscheinlich mit der acht Meter entfernten Hochburg durch einen hölzernen Wehrgang verbunden. Allerdings ist die Ortsteinquaderung und Quaderritzung des Pfeilers für einen reinen Zweckbau eher ungewöhnlich. Durch das zweite Tor, das bereits in einem frühneuzeitlichen Mischmauerwerk errichtet wurde, gelangt man in den engen zweiten Hof und zum dritten Torturm. Hier kann man noch Fragmente des Torgewändes erkennen. Der anschließende dritte Hof ist gegen den Abfall zur Klause des Mödlingbaches vorgeschoben. Fundamente eines quadratischen Gebäudes lassen auf einen ehemaligen Turm schließen.
Der folgende vierte Hof lag an der Ostseite der Hochburg. Er wurde durch eine natürliche Felsmauer abgeschlossen. Das fünfte Tor war am stärksten befestigt, doch ist es heute völlig verschwunden. Auch hier erkennt man noch in den Stein eingegrabene Wagenspuren. Vom quaderhaften Mauerwerk der romanischen Ringmauer aus dem 12./13. Jh. sind nur noch geringe Reste vorhanden. Links oberhalb des Tores lag die dem Hl. Pankraz geweihte turmartige Burgkapelle. Sie ist nur mehr durch ihre Fundamente als solche erkenntlich. Einige Spolien von ihr befinden sich heute im Mödlinger Museum. Nach Süden zu erstreckt sich der an die Ringmauer angebaute ehemalige Palas (25 x 13 m) aus der ersten Hälfte des 13. Jh. Er weist geländebedingt eine abgerundete Südostecke auf. Sein Untergeschoß ist noch erhalten. Eine romanische Steintreppe führt vom Burghof in die ehemalige Vorratskammer. Am höchsten Punkt des Burgareals lag der alte Wohnturm. Der heutige dachlose Bau stammt aber aus der Zeit des Fürsten Liechtenstein. Er war damals mit einem Dach versehen und altertümlich möbliert. Von seinen fünf großen Rundbogenfenstern hat man einen prächtigen Ausblick über den südlichen Wienerwald. Der alte Wohnturm war wesentlich größer als der heutige. Seine Mauerkanten konnten bei Ausgrabungen freigelegt werden. Mit seinen vermutlich vier Geschossen zählte er zu den größten seiner Art im deutschen Sprachraum. Das Verlies im Keller war lediglich 1,6 x 2,4 m groß und vier Meter hoch.
Lage: Niederösterreich/Wienerwald – auf einem Hügel südwestlich der Stadt Mödling
Ort/Adresse: 2340 Mödling
Besichtigung: jederzeit möglich
Weitere Literatur:
05.11.2005