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Wasserleonburg


Wasserleonburg scheint mit Cholo von Ras-Rosegg, der sich auch von Lewenburch nannte, 1253 als bambergisches Lehen erstmals urkundlich auf. Nach dessen Ableben belehnte das Bistum den Burggrafen von Nürnberg, Friedrich III von Zollern, mit der Herrschaft. Aus politischen Gründen konnte dieser aber von seinem Lehen nicht Besitz ergreifen und wurde 1296 mit anderen Gütern entschädigt. Die Burg gelangte an den Kärntner Herzog Meinhard II von Görz-Tirol. Von dieser „Löwenburg“ ist aber nichts erhalten, da sie 1348 durch ein schweres Erdbeben, das auch das mittelalterliche Villach vernichtete, zerstört wurde. Die Feste war erst 1310 unter dem Vizedom in Kärnten, Heinrich Graland, erneuert worden. Seit 1335 war Wasserleonburg ein Lehen der Habsburger. Das Bistum Bamberg konnte seine wesentlich älteren Besitzrechte nicht durchsetzen. Ende des 14. Jahrhunderts entstand einige hundert Meter westlich des Burgstalls ein Neubau. Wasserleonburg wurde das ganze Mittelalter hindurch als Löwenburg bezeichnet. Bis in das 16. Jahrhundert hinein hieß der Sitz Leonburg. Erst danach kam die heutige Bezeichnung auf. Sie erinnert daran, dass beim großen Erdbeben ein Bergrutsch des Dobratsch das Gailtal teilweise verschüttet hatte, wodurch sich ein großer See bildete, der aber wieder verschwand, als sich der Fluss ein neues Bett geschaffen hatte. Von 1404 bis 1643 verfügte Wasserleonburg über ein eigenes Landgericht. 1408 verlieh Herzog Leopold IV von Österreich den Brüdern Wulfing und Konrad von Ungnad die Herrschaft. Sie war aber schon zuvor zur Hälfte in ihrem Besitz gewesen. Wilhelm Neumann war Stadtrichter und einer der vornehmsten Bürger von Villach. Als Gewerke des Villacher Bleiberges und einiger Quecksilbergruben in Krain war er zu einem beträchtlichen Reichtum gekommen. Er kaufte 1522 von den Brüdern Ungnad die Burg und nannte sich bald danach.

Seine Tochter Anna Neumann von Wasserleonburg war eine der interessantesten Frauen der Renaissance in Österreich. Als fünffache Witwe hatte sie ein riesiges Vermögen geerbt. Im Alter von 82 Jahren heiratete sie den um 51 Jahren jüngeren Grafen Georg Ludwig Schwarzenberg. Als Anna 1623 starb, wurde sie in der katholischen Pfarrkirche von Murau beigesetzt. Da sie Protestantin war, musste ein Loch in die Kirchenmauer geschlagen werden, damit ihr Kopf außerhalb der Kirche zu liegen kam. Sie vermachte fast alle ihrer Güter ihrem letzten Gatten. Wasserleonburg bekam jedoch ihr Urgroßneffe, Christian Proy von Burgwalden, der schon zu ihren Lebzeiten Wasserleonburg für sie verwaltet hatte. Er konnte sich seines Besitzes aber nicht lange erfreuen, da er bereits zwei Jahre nach dem Tod der Anna Neumann im Zuge von Grenzstreitigkeiten erschlagen wurde. Von den Proy gelangte der Besitz 1664 durch Heirat an Johann Andrä Semler zu Scharfenstein. Unter seinem gleichnamigen Nachkommen wurde das Schloss 1747 barock umgestaltet. 1803 starben die Semler aus und die Herrschaft gelangte an Anton Graf Attems. Als diese 1858 öffentlich versteigert wurde, erwarb der Gewerke Romuald Holenia den Besitz. Über dessen Tochter, die irrtümlich vergiftet wurde, gelangte Wasserleonburg an Oskar von Schneditz. Nach 1923 ließ Paul Graf Münster aus Hannover, der das Schloss kurz zuvor erworben hatte, eine umfangreiche Renovierung vornehmen und den Park anlegen. 1937 verbrachte hier der Herzog von Windsor nach seiner Hochzeit mit Mrs. Wallis Simpson die Flitterwochen. Der nächste Schlossherr war der deutsche Botschafter in Paris, Johannes Graf Welczek (1938 – 1950). Marquis George de Cuevas besaß das Schloss bis 1957 und gab es dann an Enrico Mayer von Wittgenstein weiter. 1972 kaufte der Industrielle Heinz Friederichs aus Frankfurt/Main das Gut.

Das oftmals umgestaltete Schloss ist eine lang gestreckte Anlage am Hang der Villacher Alpe. Eine Zypressenallee führt zu einer Gartenterrasse, die im Norden vom langen Wirtschaftstrakt aus dem 18. Jh. begrenzt wird. An der Ostseite liegt die zweigeschossige Eingangsfront des Schlosses. Ihre Ecken sind mit einer Putzquaderung versehen. Der Schlussstein an der Innenseite des Portals wurde 1747 von Johann Andreas Semler gesetzt. Dieser fünfachsige Westtrakt grenzt im Norden an einen quadratischen Vorbau mit einem geschweiften Walmdach und einem aufgesetztem Glockenstuhl. Von hier aus gelangt man in die zweigeschossige Kapelle. Dieser kleine, dem Hl. Josef geweihter Sakralbau wurde 1723 erbaut und 1747 umgestaltet. Neben dem Kapellenvorbau liegt das rustizierte Hauptportal. Die zweijochige kreuzgratgewölbte Durchfahrt führt in den schmalen Innenhof. Ältester Teil der ihn umgebenden Bauten ist der Bergfried. Er weist Schlüsselscharten auf und ist mit einem Kranz von Schwalbenschwanzzinnen abgeschlossen. Seine Errichtung dürfte im 14. oder 15. Jahrhundert erfolgt sein. Die Zinnen sind jedoch eine romantische Ergänzung vom Ende des 19. Jahrhunderts. Auch der dreigeschossige Osttrakt stammt aus dem 14./15. Jh. Mit seinen dicken Mauern, dem gewölbten Erdgeschoß und den schmalen Steinstiegen zeigt er noch ein mittelalterliches Aussehen.

Der Westtrakt wurde ab 1600 errichtet. Er wurde 1747 weitgehend erneuert. Der Südtrakt zeigt an seiner Hofseite im Erdgeschoß einen kreuzgratgewölbten Laubengang, dessen Bögen auf toskanischen Säulen ruhen. Der Hof wird an einer Schmalseite von einer repräsentativen Schauwand im Stil der Spätrenaissance abgeschlossen. Die dreigeschossige zweiachsige Fassade zeigt im Erdgeschoß und ersten Stock eine Quaderung aus rosa Kalkstein. Über dem breiten Rundbogenportal sind in den beiden Obergeschossen je zwei Fenster zu sehen. Jene des zweiten Stocks werden rechts und links von Nischen flankiert, in denen je ein männlicher und ein weiblicher Heiliger stehen. Dieses Geschoß dürfte erst im späten 17. Jahrhundert aufgesetzt worden sein. Seine Fassade ist verputzt. Im Inneren des Schlosses sind einige Räume der Beletage mit Stuckdecken versehen. Die Einrichtung ist teils antik und teils modern. Etliche alte Marmorkamine haben sich erhalten. Im Speisezimmer des Westtraktes haben sich vier Wandgemälde aus der Zeit um 1700 erhalten. Der ehemalige herrschaftliche Pferdestall im Wirtschaftsgebäude stammt aus dem 18. Jh. Er ist eine dreischiffige Halle mit 12 toskanischen Marmorsäulen und einem Kreuzgratgewölbe. 1996/97 wurde er zum 150 m² großen Anna-Neumann-Saal umfunktioniert, der für Veranstaltungen gemietet werden kann.

Lage: Kärnten/Gailtal – ca. 25 km westlich von Villach

Besichtigung: nach Voranmeldung teilweise möglich

Homepage: www.wasserleonburg.at


Weitere Literatur:


03.11.2005