ARCHIV


Gefährdete Objekte

Schlosshotels

Personenverzeichnis






Kremsegg


Um das Jahr 1230 ist als erster Inhaber der Herrschaft Kremsegg die Familie Rote (Rufi) bezeugt. Kremsegg war damals zu 2/3 ein landesfürstliches Lehen, während das restliche Drittel von den Losensteinern verliehen wurde. Da die beiden Lehen später unterschiedlich vergeben wurden, kam es 1456 zu einem Streit zwischen Andreas Rot und Nikolaus Panhalm. Er wurde zugunsten der Familie Rot geregelt. Durch Heirat der Barbara Rot mit Andreas Grünthaler, einem reichen Bürger aus Steyr, gelangte Kremsegg an dessen Familie. Die Grünthaler bauten den bis dahin bescheidenen Sitz im 16. Jahrhundert zu einer stattlichen Burg aus. 1662 wurde die Familie in den Reichsfreiherrenstand erhoben. Als unbeugsamer Protestant war Wolf Niklas Freiherr von Grünthal 1627 zur Auswanderung gezwungen. Er verkaufte die Herrschaft dem Abt Anton Wolfrat vom benachbarten Stift Kremsmünster. Dieser ließ noch im selben Jahr Kremsegg in ein wohnlicheres Schloss verwandeln. Der große Umbau im Barockstil erfolgte aber erst zwischen 1704 und 1709 unter Abt Martin Resch. Als verantwortlicher Architekt scheint Carlo Antonio Carlone auf. Abt Alexander Strasser ließ die Arbeiten bis 1726 fortsetzen. Er gab den mächtigen Getreidekasten sowie die hohe Gartenmauer in Auftrag. 1807 wurde der Schlossturm vom Blitz getroffen und brannte aus. Da das Schloss zu diesem Zeitpunkt seine beste Zeit bereits gesehen hatte und in erster Linie als Landwehrkaserne und Militärdepot diente, verzichtete man auf die Wiederherstellung des Turmes. Um 1813 produzierten im Schloss etwa 200 Schneider Uniformen für die Landwehr. Das Stift Kremsmünster behielt Kremsegg bis 1849 und verkaufte es dann an Franziska von Zimmermann. Danach folgten u. a. Graf Alfred Bulgarini (1865), Gräfin Wolkenstein-Trostburg (1869) und Gräfin Therese von Kinsky (bis 1973). Danach übernahm der Industrielle Ing. Werner Lutzky das Schloss. Er brachte in den Nebengebäuden seine Oldtimer-Sammlung unter. Sie ist seit 1998 in Hartberg zu sehen, da Kremsegg seit 1996 vom Verein Musica Kremsegg verwaltet wird. An Stelle der Autos ist im neu eingerichteten Musikinstrumentenmuseum die weltgrößte Sammlung an Blechblasinstrumenten zu sehen. Ein Teil des weitläufigen Gebäudes dient als Seminarzentrum.

Das Schloss liegt auf einer Anhöhe im Osten von Kremsmünster. Der flache Bergrücken fällt nach drei Seiten hin steil ab. Von weitem macht die Anlage einen kastenartigen Eindruck, doch wirkt es aus der Nähe wesentlich freundlicher. Zuerst betritt man den riesigen ehemaligen Wirtschaftshof. Das eigentliche Wohnschloss ist von ihm durch einen Querbau getrennt. Das hier befindliche Portal wird von steinernen Halbsäulen flankiert. Die darüber angebrachte Schrifttafel und die Jahreszahl 1627 nehmen auf den Umbau unter Abt Anton Wolfrat Bezug. Dieser war übrigens von 1631 bis 1639 Fürsterzbischof von Wien. Die gewölbte Tordurchfahrt wird an der Innenseite von einem schönen Schmiedeeisengitter abgeschlossen. Dahinter liegt ein großer Hof, dessen Mitte eine hübsche Metallplastik einnimmt, die einen Jagdhornbläser mit zwei Hunden darstellt. Vom Querbau führen zwei Mauern zum Hauptschloss an der gegenüberliegenden Hofseite. In der rechten Mauer führt eine Tür in den Schlosspark. Das zweigeschossige Wohnschloss ist um einen quadratischen Arkadenhof angeordnet, dessen Arkaden im ersten Stock verglast sind. Beiderseits des Tores liegen Stiegenhäuser, die in den ersten Stock führen. An der Außenfront des Hauptschlosses springt ein einachsiger Torturm risalitartig vor.

Lage: Oberösterreich/Salzkammergut – ca. 5 km nordwestlich von Bad Hall

Ort/Adresse: 4550 Kremsmünster

Besichtigung: Das Museum ist vom 1. April bis 31. Oktober täglich (außer Dienstag) von 10.00 bis 17.00 geöffnet. Außerhalb der Saison ist ein Besuch nach Voranmeldung möglich. Weitere Räume sind bei Veranstaltungen zugänglich.

Homepage: www.schloss-kremsegg.at


Weitere Literatur:


01.11.2005