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Glanegg (Salzburg)


Ob es je ein Ministerialengeschlecht gegeben hat, das sich nach Glanegg nannte, ist fraglich. Der 1279 verstorbene Reinprecht von Glanegg dürfte zur kärntnerischen Familie gleichen Namens gehört haben. Der Name des Schlosses hat nichts mit dieser zu tun. Er ist von dem in der Nähe vorbei fließenden Glanbach abgeleitet. Es kann jedoch durchaus sein, dass am heutigen Schlossberg bereits im 10. Jh. ein hölzerner Wehrbau bestand. Wahrscheinlich verdankt das Schloss den Salzburger Erzbischöfen sein Entstehen, die hier gegen die Übergriffe Berchtesgadens einen befestigten Sitz schaffen und die nach Bayern führende Straße sichern wollten. Damit sollte auch dem Salzschmuggel Einhalt geboten werden. Um 1350 übersiedelte der Richter zu Alm (heute: Oberalm) nach Glanegg und wurde danach als Burggraf von Glanegg bezeichnet. Glanegg wurde Sitz des Pfleggerichts. Unter Erzbischof Leonhard von Keutschach (1495 – 1519) wurde die bereits vom Verfall bedrohte Anlage wieder instand gesetzt. Er gab dem Schloss den Charakter einer Turmburg, wie man ihn auch im Land Salzburg bei Fuschl und Goldenstein findet. 1578 wurde der Gefängnisturm im Meierhof, den ein gefangener Priester fast demoliert hatte, ausgebessert. Seit 1609 wohnte der Pfleger in der Stadt, was dazu führte, dass das Schloss 1612 bereits unbewohnbar war. Unter Erzbischof Markus Sittikus von Hohenems erfolgte dann eine gründliche Restaurierung. Er benützte Glanegg als Jagdschloss. 1636 wurde das Pfleggericht endgültig nach Hellbrunn verlegt. Von 1763 bis 1787 pachtete der Domdechant und Bischof von Chiemsee Ferdinand Christoph von Zeil das Schloss und die dazugehörige Jagd. Nach der Säkularisation erwarb 1804 Kurfürst Ferdinand von Bayern das Schloss. Die bayerische Regierung verkaufte es 1812 an den Arzt Dr. Franz de Paula Storch, der die Kapelle am Fuß des Schlosshügels errichtete und die Herrschaft bis 1838 besaß. Seine Witwe verkaufte sie 1849 an Alois Graf Arco-Steppberg, dieser drei Jahre später an den Postmeister von Hüttau, Alois Perwein. Nach einem mehrfachen Besitzerwechsel kam Glanegg 1872 an die Familie Klusemann und schließlich 1896 an den Freiherrn Franz von Mayr-Melnhof, dessen Familie es noch heute besitzt und bewohnt. In den Jahren 1920 bis 1923 wurde das zu diesem Zeitpunkt unbewohnte Schloss ebenso wie der Meierhof durch Zu- und Erweiterungsbauten vergrößert und im Inneren großzügig ausgestattet.

Das Schloss liegt am Gipfel eines heute als prächtigen Landschaftspark gestalteten isolierten Hügels im Glanegger Moos. Es ist durch eine 7 km lange Allee mit der Stadt Salzburg verbunden. Mit dem am Fuß des Hügels liegenden Meierhof und der Kapelle bildet es ein malerisches Ensemble. Das einfache kastenförmige Gebäude ist in der für die Salzburger Schlösser des 16. und 17. Jahrhunderts typischen Gestalt errichtet. Der Bau ist aus Bruchsteinen und Ziegeln aufgeführt, verputzt und hellgelb gefärbelt. Er hatte ursprünglich drei Geschosse, doch wurde 1920 das steile, über den Schmalseiten abgewalmte Satteldach ausgebaut, so dass man heute fünf Etagen zählt. An der Westseite des Hauptbaues tritt eine turmartige, auf zwei Pfeilern ruhende Altane über vier Geschosse vor. Hier liegt auch der rechteckige Eingang. Er ist mit einer marmornen Rustikaumrahmung versehen. Darüber prangt das Marmorwappen des Erzbischofs Markus Sittikus. Die Fenster sind von glatten Umrahmungen umgeben. Die unteren Geschosse sind mit schweren gotischen Gewölben versehen. Zum Teil werden sie von Mittelsäulen gestützt. Eine Wendeltreppe verbindet die einzelnen Stockwerke. Die gediegen eingerichteten Räume der Obergeschosse sind von einem Mittelflur aus zugänglich. Die Türstöcke sind meist mit Untersberger Marmor verkleidet. Der westlich vorgelagerte Hof wurde erst 1923 durch zweigeschossige Nebengebäude geschlossen. Eine Gartenterrasse ist nach Süden gerichtet. Am Fuß des Schlossberges liegt ein großer Meierhof. Bemerkenswert ist der hohe rechteckige Torturm aus dem 17. Jh. im Westen. An seiner Hofseite ist das Marmorwappen des Fürsterzbischofs Leopold Anton Freiherrn von Firmian angebracht. Der West- und der Nordtrakt stammen im Kern aus dem 16. Jahrhundert, doch wurden beide mehrfach umgebaut. Der nordöstliche Torturm trägt das Wappen des Erzbischofs Max Gandolf, Graf von Kuenburg. Durch beide Türme verlief einst die Landstraße. In der Durchfahrt steht eine Figurengruppe (Hl. Michael und Luzifer) aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Der schöne Brunnen im Innenhof mit der Figur des Hl. Rupertus wurde 1924 aufgestellt.

Lage: Salzburg/Salzburg-Umgebung – Grödig, westlich des Ortsteiles Glanegg

Ort/Adresse: 5082 Grödig

Besichtigung: des Schlosses nicht möglich/der Meierhof ist frei zugänglich


Weitere Literatur:


28.10.2005