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Personenverzeichnis






Mondsee


Mondsee war bis zum Anschluss Salzburgs an Österreich das älteste Kloster des Landes. Auch im heutigen Bundesgebiet sind nur St. Peter und Nonnberg in Salzburg ältere Klostergründungen. Mondsee wurde 748 vom bayerischen Herzog Odilo Agilolfinger gestiftet. Odilo war der Vater von Herzog Tassilo, dem Gründer des Stiftes Kremsmünster. Das Mondseer Benediktinerkloster war im Mittelalter für seine Schreibschule berühmt. Zahlreiche Handschriften aus dieser Zeit und dieser Werkstätte finden sich u. a. in der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien. Mondsees Geschichte als Schloss ist wesentlich kürzer als jene als Kloster. Auf Grund der Reformen Kaiser Josefs II wurde das durch einen Ortsbrand von 1774 schwer in Mitleidenschaft gezogene Stift unter Kaiser Leopold II 1791 aufgehoben und vorerst dem staatlichen Religionsfonds angeschlossen. 1810 schenkte Kaiser Napoleon den leer stehenden Bau dem in seinen Diensten stehenden General Karl Philipp von Wrede. Er wurde vier Jahre später zum bayerischen Feldmarschall und Fürsten ernannt. Wrede durfte Mondsee auch nach Napoleons Sturz weiter behalten, hatte jedoch keine männliche Nachkommen. Seine Tochter Helena heiratete den Grafen Carl Otto Almeida. Damit ging Mondsee an diese, aus Portugal stammende Familie über, wo ihre Mitglieder bei Hof das Amt eines Majordomus bekleidet hatten. Ein Zweig war nach Brasilien gegangen. Der dortige König hatte ein Familienmitglied als Botschafter an den Kaiserhof nach Österreich geschickt, der nach Ablauf seiner Mission hier geblieben war. Die Almeidas behielten das Schloss bis 1985. Micheline, die letzte Gräfin Almeida auf Schloss Mondsee, hatte bereits einige Jahre zuvor die bei Salzburg-Snobs beliebte Castello Bar im weitläufigen Gebäude eingerichtet. Sie dürfte aber mehr von Gastronomie als von Kultur und Kunstgeschichte verstanden haben. So ließ sie die Sakristeischränke der Klosterkirche in Barschränke umbauen. 1985 verkaufte sie das Schloss an einen Bauunternehmer, nachdem ein Großteil des Grundbesitzes bereits vorher veräußert worden war. Gemeinsam mit dem Land Oberösterreich und der Gemeinde wurde das Schloss in ein überregionales Kultur- und Veranstaltungszentrum verwandelt. Ein Teil des Gebäudes wird als exklusives Schlosshotel genutzt. In einem anderen Teil sind das Heimatmuseum, die Musikschule und das Pfarrzentrum untergebracht. Zahlreiche Räume sind vermietet, u. a. an die örtliche Sparkasse.

Das Schloss liegt am Westende des Mondsees im Zentrum der Marktgemeinde. Es ist ein großer, aus vier Trakten bestehender Bau um einen riesigen quadratischen Innenhof. Diese weitläufige Anlage wurde zwischen 1776 und 1780 an den alten Kreuzganghof angebaut. Dieser ist der älteste Teil des alten Klosters (1448). Die Kreuzrippen und Säulen des Kreuzganges sind in stark beschädigter Form erhalten. Auch der an die Kirche anschließende ehemalige Kapitelsaal stmmt aus dieser Zeit. Er ist ein quadratischer Raum mit Mittelsäule und Sternrippengewölbe. Die langen, gelb gefärbelten Fassaden des renovierten dreigeschossigen Baues wirken durch die zahlreichen Fenster etwas eintönig. Sie werden nur durch vereinzelte weiße Lisenen etwas belebt. Die Fenster zeigen im ersten Stock gerade und im zweiten Stock gebrochene Verdachungen. Das rundbogige Einfahrtstor befindet sich an der Ostfront. Es ist mit einem geschmiedeten Oberlichtgitter verziert. Über dem Torbogen ist das Wappen der Familie Almeida angebracht. Im Zentrum des Hofes steht ein, von einem Gitter umgebener Brunnen. Die repräsentativen Räume im Inneren, wie z. B. zwei Säulenhallen und der große Festsaal wurden modernisiert und werden für Veranstaltungen genutzt. Bemerkenswert ist der in Österreich einzigartige gotische Bibliotheksraum, in dem heute Objekte des Mondseer Heimatmuseums ausgestellt sind. Die zahlreichen Bücher wurden schon bei der Aufhebung des Klosters nach Wien gebracht. Das Schloss ist durch eine Mauer, in der sich ein breites einfaches Rundbogentor befindet, mit den einstigen Nebengebäuden verbunden.

Lage: Oberösterreich/Salzkammergut – ca. 25 km östlich von Salzburg

Ort/Adresse: 5310 Mondsee

Besichtigung: mit Ausnahme der Räume des Heimatmuseums nur von außen (inkl. Innenhof) möglich

Homepage: www.schlossmondsee.at


Weitere Literatur:


25.10.2005