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Wolfsberg (Angern)


1268 wurde Wolfsberg als Gutshof erstmals erwähnt. Das heutige Schloss hatte im Laufe seiner Geschichte nicht weniger als drei Dutzend Besitzer. Die ersten Wolfsberger von Angern waren Gefolgsleute der Kuenringer. 1316 ist ein Schenk von Wolfsberg bezeugt. 1368 übergab Rudolf Losenstein seinen freieigenen Hof dem Landesfürsten und bekam ihn anschließend als Lehen wieder zurück. 1445 verkaufte Hans Venkh den Ansitz seinem Schwager Wulfing von Lichtenegg. 1489 war er im Besitz von Vigileus von Fellabrunn, der ihn damals an Abt Mathias von Göttweig veräußerte. Noch im gleichen Jahr gab der Abt das nach wie vor landesfürstliche Lehen an den Edlen Georg Geyer weiter. 1506 verzichtete Kaiser Maximilian I auf die Lehensherrschaft zu Gunsten des Hans Geyer. Die Geyer von Osterburg besaßen Wolfsberg bis nach 1652. 1660 übernahm Carl Volkrad Graf Concin die Herrschaft. Aber schon 1699 schlug hier Siegmund Schifer, Freiherr von und zu Daxberg, seinen Wohnsitz auf. 1734 verkaufte Julius Schifer Wolfsberg an den Grafen Königsacker. Michael Hartenfels wird 1754 als Eigentümer genannt. Er dürfte die Herrschaft aber nicht sehr gut geführt haben, denn bereits 1764 erwarb Abt Odilo von Göttweig das zuvor sequestrierte Gut. Er ließ das Schloss ausbauen, verpachtete es aber bald an die Verwaltung des staatlichen Bergwerkes Thallern. 1772 übernahm der Staat das Schloss. In den 80er Jahren des 18. Jh. kam es neuerlich an Göttweig, das es aber 1800 an einen privaten Unternehmer verkaufte, der im Nordflügel eine Töpferei einrichtete. 1801 ließ die k. k. Braunkohlen- und Alaungrube Thallern Räume für eine Bergschule und für Wohnungen ihrer leitenden Beamten mieten. Ein durch Blitzschlag verursachtes Feuer vernichtete 1864 den Turmaufsatz über der Hofeinfahrt des Südflügels. 1867 kaufte Ritter Heinrich von Drasche-Wartinberg, der neue Besitzer des Bergwerkes Thallern, das Schloss. Da der lange Nordflügel infolge des darunter befindlichen Bergbaues starke Risse bekommen hatte, ließ er diesen sanieren. Er veranlasste auch die Errichtung der drei Türme darüber. Drasches Erben verkauften das Gebäude 1881 an Dr. Adolf Brüxner. Allein zwischen 1886 und 1920 wechselte Wolfsberg zehnmal die Besitzer. Im Ersten Weltkrieg waren galizische Flüchtlinge im Schloss untergebracht. Nach einigen weiteren Eigentümern erwarb es 1934 der Orden der Dienerinnen des heiligsten Herzen Jesus. Es diente als Erholungsheim für Kinder. 1960 wurde es in ein Altenheim umfunktioniert. 1989 verkaufte der Orden das Schloss an ein Immobilienbüro, das es 1992 an DDr. Jörg Birkmayer, einem international anerkannten Experten auf dem Gebiet der Labormedizin, verkaufte. Pläne, hier ein eine Privatklinik einzurichten, zerschlugen sich vor kurzem. Das Schloss steht derzeit zum Verkauf.

Schloss Wolfsberg liegt am Steilabfall einer hohen Terrasse über dem Dorf Angern. Es ist weithin sichtbar. Wolfsberg ist eine zweigeschossige dreiflügelige Anlage um einen großen rechteckigen Hof. Die Ostseite ist nicht verbaut, sondern durch eine Mauer geschlossen. Der Südtrakt ist im Kern noch spätmittelalterlich, West- und Nordtrakt stammen aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Die lange, nach Norden zur Donau gerichtete Hauptfassade weist siebzehn Fensterachsen auf. Sie wird durch die im 19. Jahrhundert aufgesetzten beiden quadratischen Ecktürme und einen höheren ebenfalls viereckigen Mittelturm geprägt. Deren steile Keildächer sind durch einen Zinnenkranz am First optisch vom Baukörper der Türme getrennt. Auch die hohen Schornsteine werden von Zierzinnen abgeschlossen. Parallel zum Haupttrakt schließt der zweigeschossige Südflügel an den Westtrakt an. Der Eingang ins Schloss liegt an der Südseite. Ihm war ein künstlich geschaffener Graben vorgelegt, der aber heute verschwunden ist. Das barocke Rundbogenportal ist von einer Zierquaderung umgeben. Die Torflügel stammen aus dem 19. Jahrhundert. Dahinter führt eine tonnengewölbte Durchfahrt in den Hof. Dem Nordflügel wurden im 18. Jahrhundert hofseitig in beiden Geschossen Korbbogenarkaden vorgelegt. Steinbaluster beleben im Obergeschoß den ansonsten etwas nüchtern gestalteten Arkadengang. Wegen des häufigen Eigentümerwechsels und des Verwendungszwecks hat sich von der Originalausstattung des Inneren kaum etwas erhalten. Westlich des Schlosses liegt der Burgstall der mittelalterlichen Burg.

Lage: Niederösterreich/Donau – ca. 5 km südöstlich von Krems

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


17.10.2005