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Paternion


1354 wird erstmals von einer Burg an dieser Stelle berichtet. Die Herrschaft Paternion ist aber relativ jung. Sie entstand durch die Zusammenlegung der Ämter Stockenboi und Feistritz. Im Frieden von Pusarnitz mussten die Görzer Grafen diese Gebiete an die Habsburger übergeben. Kaiser Maximilian I verkaufte die beiden Ämter 1517 seinem Günstling Sigmund von Dietrichstein. Dieser errichtete im Zentrum seiner Besitzungen ein großes Schloss. Es war eine aus vier Trakten bestehende Anlage, die durch ihr, hinter den Zinnen verstecktes Flachdach, von außen dachlos wirkte. Der italienische Einfluss war unverkennbar. Die Dietrichstein schürften in der Umgebung nach Silber, Blei und Eisen, wodurch sie zu einigem Reichtum gekommen waren. Sigmunds Sohn, Sigmund Georg, verpfändete Paternion 1582 an seinen Pfleger Salomon Zeidler aus Bautzen und 1587 an Moriz Christof Khevenhüller von Aichelberg. Dieser kaufte ihm schließlich 1592 die Herrschaft ab und baute das Schloss weiter aus. Als Auswirkung der Gegenreformation musste Hans Khevenhüller 1629 seine Besitzungen verkaufen und das Land verlassen. Paternion kam äußerst wohlfeil um 110.000 Gulden an den Villacher Bürger und venezianischen Handelsherrn Hans Widmann. Seine Familie wurde 1640 in den Grafenstand erhoben und durfte sich nun Grafen von Ortenburg nennen. 1662 wurde mit der Herrschaft ein Landgericht verbunden. 1859 vernichtete ein Großbrand den größten Teil des Schlosses. Lediglich der Westtrakt blieb erhalten. Gräfin Elisabeth Maria Adrienne Widmann war die letzte ihrer Familie. Sie erbte 1878 das Gut und heiratete den venezianischen Grafen Piero Foscari. 1897/98 erfolgte der teilweise Wiederaufbau des Schlosses, allerdings im damals üblichen historistischen Stil, wodurch das Ensemble seinen in Kärnten einzigartigen Charakter verlor. Schloss Paternion ist noch heute im Besitz der Grafen Foscari-Widmann-Rezzonico. Es beherbergt die Forst- und Gutsverwaltung.

Das Schloss liegt auf einer Anhöhe über dem Zentrum des gleichnamigen Marktes. Der riesige rechteckige Hof wird an drei Seiten von zwei langgezogenen, hakenförmigen Gebäuden begrenzt. Der vom Feuer verschonte Westtrakt wurde Ende des 19. Jahrhunderts dem Zeitgeschmack bzw. dem Neubau angepasst. Er ist zweigeschossig und mit einem Walmdach gedeckt. Die Ecken des Baues sind strebepfeilerartig ausgestellt und mit einer Sgraffito-Quaderung versehen. Im Gegensatz zum übrigen Mauerwerk ist der Bruchsteinsockel unverputzt. Die nordöstliche Außenwand trägt zwei gemalte Dietrichsteinwappen von 1558. Ein weiteres großes gemaltes Wappen ist an der Hofseite über der rundbogigen Einfahrt angebracht. Es ist jenes der Familie Widmann als Grafen von Ortenburg (1629). Im Erdgeschoß befindet sich die längst profanierte Kapelle, ein kleiner zweijochiger Raum mit 5/8-Schluss. Sein Stichtonnengewölbe ist mit Stuck-Schlingrippen geschmückt. Der kleinere dreistöckige Gebäudetrakt im Südosten wurde 1897/98 als Wohnschloss errichtet. In seiner Mittelachse liegt die große Einfahrt in den Hof. Sowohl das äußere als auch das innere Tor hat eine rote Steinumrahmung. Die drei steinernen Rundfelder über dem äußeren Tor zeigen die reliefierten Wappen Foscari, Rezzonico und Widmann. Die gekuppelten Doppelfenster darüber wurden von Schloss Pöllan bei Feistritz hierher übertragen. An der Hofseite des Wirtschaftstraktes sind Doppelbogenfenster von 1629 eingebaut. Ein südlich des Tores angebauter Seitentrakt mit Terrasse wurde erst 1923/24 errichtet.

Lage: Kärnten/Drautal – ca. 16 km südöstlich von Spittal/Drau

Ort/Adresse: 9711 Paternion, Schlossstraße 1

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


07.10.2005