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Gurhof


Gurhof heißt soviel wie Hengsthof. Er war einst ein kleiner landwirtschaftlich genutzter Ansitz, weist aber heute alle Merkmale eines stattlichen Schlosses auf. Errichtet wurde er in den Jahren zwischen 1484 und 1498 durch Jörg Hasiber von Hag, Hauptmann von Göttweig und Lehensträger der Grafen von Hardegg. 1515 gelangte der Hof an Stefan Mühlwanger, der ihn 1542 gemeinsam mit der benachbarten Herrschaft Wolfstein an Johann Geyer von Osterburg verkaufte. Bereits damals dürfte aber lediglich der halbe Besitz freies Eigen gewesen sein, da die zweite Hälfte schon seit der Errichtung des Schlosses ein Lehen der bayerischen Herzöge war. 1582 erbte Ludwig von Starhemberg, der Besitzer von Schönbühel, den Hof. Er konnte aber die darauf liegenden hohen Steuerschulden nicht bezahlen, so dass diese von der Familie Geyer übernommen wurden. Daher kam es erst 1615 zu einer faktischen Übernahme des Ansitzes. Da Ludwig von Starhemberg als streitbarer Protestantenführer Kaiser Ferdinand II die Huldigung verweigerte, wurden seine Besitzungen konfisziert. Wolfstein und der Gurhof kamen 1620 zuerst pfandweise und zehn Jahre später käuflich an das Stift Göttweig. Nachdem Abt Georg II Falbius die zweite Lehenshälfte Maximilian, Herzog von Bayern, abgekauft hatte, befand sich das ganze Gut ab 1830 als freies Eigen in Stiftsbesitz. Der Abt ließ im gleichen Jahr seine in Arnsdorf, Gerolding, Gansbach und Langegg lebende Untertanen in den Gurhof beordern, wo sie dem Protestantismus abschwören und versprechen mussten, von nun an gute Katholiken zu sein. Georg II Falbius und sein Nachfolger Abt Gottfried Bessel ließen den Gurhof schlossartig zu seiner heutigen Form ausbauen und verlegten den Herrschaftssitz von Wolfstein hierher. Der Gurhof blieb bis 1970 im Besitz des Stiftes, wurde jedoch 1948 an die Strafanstalt Stein verpachtet. Danach erwarb ihn Kommerzialrat Rudolf Pisec, dessen Familie er nach wie vor gehört. Dem Schloss ist ein Reitsportzentrum angeschlossen. Einzelne Räume können für Ausstellungen und sonstige Veranstaltungen gemietet werden.

Der Gurhof ist eine langgestreckte Anlage, die drei Höfe und zahlreiche Gebäude umfasst. Der mittlere Ehrenhof wird im Süden von einer konkav-konvex geschwungenen Abschlussmauer begrenzt. In ihrer Mitte befindet sich ein hochbarockes Rundbogentor mit einem mehrfach geschwungenen Giebel und einem Kugelaufsatz. Es ist mit 1724 bezeichnet. Tor und Mauer werden Johann Lukas von Hildebrandt zugeschrieben. Das Schopfwalmdach des blockhaften dreigeschossigen Hauptbaues wurde von zwei kirchturmartigen schlanken Türmen mit eigenwilligen Dachformen überragt, doch wurden diese in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts um zwei, später aufgesetzte Stockwerke gekürzt und mit einfachen Pyramidendächern versehen. Im östlichen Teil der Hauptfassade verweist ein aufwändiges Portal auf die dahinter liegende ehemalige Schlosskapelle. Es ist mit dem Doppelwappen des Stiftes und des Abtes Johannes Dizent (1672 – 1689) geschmückt. Die Kapelle ist ein dreijochiger, über zwei Geschosse reichender Saal. Sein Flachtonnengewölbe zeigt eine Stuckrahmung sowie eine Malerei, die das Auge Gottes im Strahlenkranz darstellt. Eine weitere steingerahmte Türe führt vom Hof aus zu den Wohnräumen. Die Decken zweier Zimmer im ersten Stock sind mit reichem Stuckdekor aus der Mitte des 18. Jahrhunderts versehen. Die beiden geräumigen Seitenhöfe dienen Wirtschaftszwecken bzw. dem Reitsportzentrum. Geländebedingt sind die Bauten außen um ein Geschoß niedriger als hofseitig. Gut erhalten ist der an der Straße gelegene dreigeschossige Turm. Er überragt die seitliche Straßenfront um zwei Geschosse.

Lage: Niederösterreich/Dunkelsteiner Wald – ca. 16 km nordwestlich von St. Pölten

Besichtigung: nur von außen möglich

Homepage: www.schloss-gurhof.at


Weitere Literatur:


03.10.2005