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Wildenstein


Wildenstein war die einzige Burg im inneren Salzkammergut. Die nächsten Burgen befanden sich erst in Gmunden (Orth) und Alt-Aussee (Pflindsberg). Möglicherweise wurde die erste bescheidene Anlage bereits im 12. Jahrhundert errichtet. Wildenstein war, wie das gesamte Ischlland, landesfürstlicher Besitz und wurde von Pflegern verwaltet, die dem Salzamtmann von Gmunden unterstanden. 1263 wird Dietrich von Dobra, der Schenk von Österreich, als Pfleger genannt. Als reine Verwaltungsburg bot Wildenstein nur geringen Wohnkomfort. Dennoch wird berichtet, dass 1280 Elisabeth, die Gemahlin Herzogs Albrecht hier wohnte. Die Burg war auch Sitz des Landgerichtes für das Ischlland. Ab dem 15. Jahrhundert wurde die Herrschaft häufig verpfändet. Zu den Pfandinhabern zählten Adelige wie Wolfgang von Wallsee (1456) und die Familie Prüschenk (1498), aber auch die Bürger von Gmunden (1478). 1593 brach in der Burg ein verheerender Brand aus, der vor allem die hölzernen Einbauten zerstörte. Nach dem bald danach erfolgten Wiederaufbau zeigte sich Wildenstein als zweistöckiges Gebäude, das von einer Mauer umgeben und von einem Turm überragt wurde. Abseits vom Hauptbau stand die Burgkapelle. Als die kaiserlichen Kommissare 1601 von den protestantischen Bauern arg bedrängt wurden, konnten sie sich in die Burg in Sicherheit bringen. 1647 kam die Herrschaft an Johann Ignaz von Spindler. Sein Sohn Johann Paul durfte sich ab 1658 Freiherr zu Wildenstein nennen. 1715 brannte die Burg neuerlich ab. Danach wurde sie nicht mehr aufgebaut und blieb dem Verfall überlassen. Sie diente der umliegenden Bevölkerung als willkommener Steinbruch. Der Pfleger Johann Lidl verlegte 1717 die Verwaltung nach Reiterndorf. Nach seinem Tod kam die Pflegschaftskanzlei nach Bad Ischl und schließlich 1773 nach Goisern. Erst ab 1960 begann man mit einer Sicherung der bescheidenen Mauerreste, um die sich seither der Ischler Heimatverein kümmert. Teile der Mauern dürften noch im Schutt und Gestrüpp verborgen sein und auf ihre Restaurierung warten. Eigentümer der Ruine sind die Österreichischen Bundesforste.

Wildenstein liegt auf einem Felsvorsprung der Katrin, der an zwei Seiten steil zum Tal abfällt. An ihrer Westseite zog ein alter Handelsweg vorbei, der über den Pötschenpass nach Salzburg führte. Die kleine mittelalterliche Anlage bestand aus der nur etwa 850 m² umfassenden Hauptburg und der doppelt so großen spätgotischen Vorburg. Diese wurde erst im 15. Jahrhundert der älteren Hochburg vorgelagert. Das äußere Tor lag an der Westseite. Es war durch einen 8 m breiten, aus dem Fels gehauenen Graben gesichert. Noch vorhanden sind Teile der Ringmauer. Sie zeigen ein regelmäßiges, in Schichten aufgeführtes Bruchsteinmauerwerk. In ihrem südlichen Bereich haben sich einige Schießscharten für Feuerwaffen erhalten. Pfostenlöcher deuten auf einen einstigen Wehrgang hin. Der Halbrundturm an der Südseite, der nur mehr aus einigen Resten besteht, wurde im 16. Jahrhundert verstärkt. Von der Hauptburg steht nur mehr ein Mauerzahn des Bergfrieds. Er war einst keilförmig ausgebildet und hatte vermutlich vier Geschosse, die durch Balkendecken getrennt waren. Der Turm dürfte mindestens 22 m hoch gewesen sein. An der östlichen Ringmauer lag an den Bergfried anschließend der 140 m² große Palas. Auch an der Nordmauer dürften Wohngebäude gestanden haben. Die Geschichten von unterirdischen Gängen, die angeblich unter der Traun hindurch bis Lauffen geführt hatten, gehören in den Bereich der Fabel. Mit den technischen Mitteln des Mittelalters wäre ihre Errichtung nicht möglich gewesen.

Lage: Oberösterreich/Salzkammergut – am südlichen Stadtrand von Bad Ischl

Besichtigung: jederzeit möglich

Homepage: http://members.inode.at/johannes.rohn/wildenstein/index.htm


Weitere Literatur:


01.10.2005