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Palais Leitenberger


Auf dem Areal Parkring 14 – 20 sollte eigentlich nach den Plänen des Stadterweiterungsfonds das Neue Rathaus entstehen. Nachdem sich aber der Bürgermeister für den Bauplatz gegenüber dem Burgtheater entschieden hatte, stand die attraktive Adresse gegenüber dem Stadtpark privaten Interessenten zur Verfügung. Der Bauherr dieses Palais war der Guts- und Fabriksbesitzer Baron Friedrich Franz Josef Leitenberger. Sein Vermögen hatte er mit Baumwollverarbeitungsbetrieben im böhmischen Josefsthal gemacht. Er war ein großer Kunstmäzen und Förderer von Hans Makart und Viktor Tilgner. Baron Leitenberger ließ das Gebäude 1871/1872 von Ludwig Zettel – außen – in einem für die damalige Zeit untypischen, eher kargen und auf figuralen Fassadenschmuck verzichtenden Stil erbauen. Dafür legte er auf die Ausstattung des Inneren umso größeren Wert. Friedrichs Frau Helene führte hier einen Salon, in dem sich viele Künstler wie Hugo Thimig und Adolf von Sonnenthal trafen. Der Sohn des Bauherrn, Friedrich Freiherr von Leitenberger, war ein begeisterter Automobilist. Er starb 1904 bei einem Autorennen in Bad Homburg. In der Hegelgasse 3, dem hinteren Teil des Palais, befand sich das kuk Franz Josephs Gymnasium, das Karl Kraus von 1884 bis 1892 besuchte. Nach dem Zweiten Weltkrieg diente das Palais als Bürohaus für verschiedene Firmen, so für den Kahane-Konzern. Außerdem war hier eine Tanzschule und die Klaviererzeugung Ehrbar untergebracht. Zuletzt stand das Gebäude zum größten Teil leer. Das Innere befand sich in einem sehr schlechten Zustand. 1991 bis 1993 wurde das Palais in der Beletage originalgetreu restauriert. Die restlichen Räume wurden in Hotelzimmer umgewandelt. Das Palais Leitenberger gehört derzeit der Firma Ostersetzer & Co, die es aber auf 75 Jahre an das Radisson SAS Palais Hotel vermietet hat, das bereits das benachbarte Palais Henckel-Donnersmarck nutzte.

Das Palais ist über dem Souterrain fünfgeschossig. Über dem Eingangstor am Parkring liegt ein Balkon mit einer Balustrade. In die Fensterparapete der Beletage sind Baluster eingestellt. Ansonsten ist die glatte Fassade nur durch Nutenzüge schwach gegliedert. Auch die Front in der Himmelpfortgasse weist durch zwei dreiachsige Risalite nur eine zarte Gliederung auf. Die Pilaster und Säulen des Foyers waren mit Kunstmarmor überzogen. Von der einst überreichen Möblierung ist nichts erhalten, doch wurde bei der Restaurierung, unter Mithilfe des Denkmalamtes, darauf Bedacht genommen, bei der Dekorierung (Stuck, Tapeten, Wandbespannungen, Holzschnitzereien) – soweit wie möglich – den Originalzustand wieder herzustellen. Bei den Arbeiten stellte sich heraus, daß ein für eine Stuckdecke gehaltener Plafond, eine reich geschnitzte, aber übermalte Holzdecke war. Der Innenhof wurde überdacht und dient heute als Empfangshalle. Die Prunkstiege ist mit Gemälden holländischer Meister des 14. Jh. geschmückt. Unter den Salons des Hauses ist der Goldene Salon bemerkenswert. Er weist drei schöne Deckenfresken auf. Der Blaue Salon verfügt noch über einen funktionsfähigen Kamin. Die zeitweise von der Tanzschule genutzten Räume behielten ihre Funktion bei. Sie dienen nun als multifunktionaler Festsaal. Auch der alte Wintergarten des Palais wurde wiederhergestellt.

Ort/Adresse: 1010 Wien, Parkring 16

Besichtigung: Die Innenräume sind im Rahmen des Hotelbetriebes frei zugänglich.


Weitere Literatur:


27.08.2002