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Rossatz


Als Rossatz zwischen 985 erstmals urkundlich genannt wurde, war es gerade von den Ungarn wieder zurückerobert worden. Es gehörte zuvor dem bayerischen Kloster Metten, welches das umliegende Gebiet von Kaiser Karl den Großen zu Beginn des 9. Jahrhunderts als Geschenk erhalten hatte. Nach der Vertreibung der Ungarn erhielt das Kloster Rossatz wieder zurück. Im 11. Jahrhundert kam Metten als Eigenkloster an die Babenberger, die zuvor Vögte des Klosters waren. Sie betrachteten daher auch die Burg als ihr Eigentum und gaben sie als Lehen weiter. Rossatz war lange der einzige landesfürstliche Besitz in der Wachau. König Przemysl Ottokar II belehnte Albero V von Kuenring mit der Herrschaft. Dessen Nachfolger wurde Albero von Feldsberg. Unter König Rudolf von Habsburg war ab 1280 Leutold I von Kuenring-Dürnstein Lehensnehmer. Nach dem Aussterben dieser Linie wurde das Lehen 1358 von der Witwe Leutolds III an Reinprecht I von Wallsee-Enns verkauft. Kaiser Friedrich III übergab die Herrschaft 1462 Matthias von Spaur als freies Eigen. Zu den Besitzern des 16. und 17. Jahrhunderts zählten die Kirchberger (1547), die Aspan (1578), die Geymann von Gallspach (1581) und die Grafen Lamberg-Ottenstein (1662). Das heutige Renaissanceschloss wurde in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, vermutlich von den Geymanns errichtet, ist im Kern aber noch spätmittelalterlich. Über die Grafen Mollart (1755) kam Rossatz 1769 an die Grafen Schönborn-Buchheim, die es mit ihrer Herrschaft Mautern vereinigten. Seit 1859 gehört das Schloss der Agrargenossenschaft (früher: Guts- und Waldgenossenschaft) Rossatz. 1989 wurde es fachgerecht restauriert. Es ist heute weitgehend vermietet. Zum Teil sind Einrichtungen der Gemeinde hier untergebracht.

Das Schloss ist die zweite Dominante am Kirchenplatz des Marktes. Der Komplex ist aus drei ursprünglich nicht zusammengehörenden Bauten (Schloss, Erlaklosterhof und ehem. Hufschmiede) zusammengewachsen. An der dem Platz zugewandten dreigeschossigen und neunachsigen Hauptfront befindet sich ein breites steingerahmtes Rundbogenportal mit kräftigen Prellsteinen. Der Torflügel stammt noch aus dem 17. Jahrhundert. Etwas asymmetrisch darüber ist die Jahreszahl 1582 angebracht. Die Gliederung der Fassade erfolgt horizontal durch ein breites Gurtgesims, das aber ebenso wie die Fenstergiebel und -umrahmungen nur aufgemalt ist. Diese Renaissancebemalung wurde später durch den Rieselputz der Barockzeit überdeckt, aber schließlich durch eine Restaurierung 1989 erneuert. Die Fenster des ersten Stocks sind mit schmiedeeisernen Korbgittern versehen. Der dreieckige Innenhof ist hakenförmig von zwei Gebäudeflügeln begrenzt. Beide Flügel sind gleich lang und haben ziegelgedeckte Satteldächer. Jener an der Nordseite zeigt dreigeschossige, aber verschiedenartige Arkaden, die mit einem Bogen auf den Haupttrakt übergreifen. Während die vier gedrückten Rundbogen im Erdgeschoß auf plumpen rechteckigen Pfeilern ruhen, werden die sieben, darüber liegenden, zierlichen Bogen von gebauchten toskanischen Steinsäulchen gestützt. Im zweiten Obergeschoß führt an der Fassade ein offener Gang entlang. Sein Gebälk wird von Holzstützen getragen. Der Haupttrakt zeigt hofseitig eine aufgemalte Sonnenuhr, die mit 1600 datiert ist. Von der tonnengewölbten Hauseinfahrt führt eine mit einem Kreuzgratgewölbe versehene Treppe zum Arkadengang des ersten Stocks, der ebenfalls ein Kreuzgratgewölbe zeigt.

Lage: Niederösterreich/Wachau – ca. 7 km westlich von Mautern

Ort/Adresse: 3602 Rossatz, Kirchenplatz

Besichtigung: von außen jederzeit möglich, auch der Hof ist frei zugänglich


Weitere Literatur:


27.09.2005