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Mauterndorf


Der deutsche König Heinrich II schenkte 1002 große Teile des Lungaus dem Salzburger Erzbischof Hartwik mit der Auflage, dass sie nach seinem Tod dem Salzburger Domkapitel zufallen sollten. Die Burg Mauterndorf verdankt ihre Entstehung einer 1253 von Papst Innozenz IV dem Salzburger Domkapitel gegebenen Ermächtigung, zum Schutz seiner Besitzungen auf eigenem Boden, Burgen zu errichten. Im gleichen Jahr wurde nördlich der gleichnamigen Ortschaft mit dem Bau begonnen. Angeblich stand an dieser Stelle bereits seit dem frühen 4. Jahrhundert ein römischer Wachtturm zum Schutz des Tauernüberganges. Er soll noch vor der Jahrtausendwende erneuert worden sein, nachdem er den Stürmen der Völkerwanderung zum Opfer gefallen war. Seit 1143 wurde hier Maut eingehoben. Die alte Römerstraße nach Juvavum (Salzburg) führte über den Hügel durch den äußeren Burghof. Sie wurde erst 1296 auf ihre jetzige Trasse östlich der Burg verlegt. Als erstes wurden Bergfried und Palas errichtet. Einem Ablassbrief des Erzbischofs zufolge, dürfte die Schlosskapelle 1339 fertiggestellt worden sein. Im 14. Jahrhundert wurde der Bau durch die Anfügung eines Traktes erweitert. Das Salzburger Domkapitel besaß ungefähr 70 % des Grundes im Lungau. Mauterndorf war Verwaltungszentrum und Sitz des Pflegers. Ihm stand ein Mautner zur Seite, der für die Einhebung des Straßenzolls zuständig war. Dompropst Burkhart von Weisspriach (1452 – 1462) veranlasste Wandmalereien und die Aufstellung eines Flügelaltars in der Kapelle. Er war auch für die Vergrößerung des hochmittelalterlichen Palas verantwortlich. Im Zuge der kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Kaiser Friedrich III und König Matthias Corvinus von Ungarn war die Burg von 1480 bis 1490 von den Ungarn besetzt. Erzbischof Bernhard von Rohr, der mit dem ungarischen König paktierte, hatte sie ihm übergeben. Die Türkeneinfälle in der Steiermark und in Kärnten führten zu einem massiven Ausbau der Wehranlagen. Die Arbeiten begannen bereits 1480 unter Dompropst Christoph Ebran von Wildenburg, wurden aber erst unter dem Fürsterzbischof Leonhard von Keutschach Ende des 15. Jahrhunderts beendet.

Als Leonhard 1495 nach dem Tod des allgemein als unwürdig bezeichneten Erzbischofs Friedrich V von Schaunberg zum Erzbischof gewählt wurde, weilte er wegen einer Pestepidemie, die gerade in der Stadt Salzburg wütete, in Mauterndorf. Er hat viel für den Ausbau der Burg getan. Unter seiner Herrschaft entstanden u. a. der vordere Turm und das Torhaus im Südteil der Anlage. Die überall in der Burg als Dekor angebrachte Rübe erinnert an den Fürsterzbischof, dessen Wappenbild sie war. Auf ihn geht auch der Ausbau der Straße über den Tauernpass zurück, wodurch diese erstmals von Karren befahren werden konnte. Mauterndorf hatte lediglich die niedere Gerichtsbarkeit für seine Besitzungen im Lungau. Schwerverbrecher mussten in die Burg Moosham überstellt werden. Lediglich zwischen 1516 und 1520, als Moosham ausgebaut wurde, tagte das Landgericht in Mauterndorf. In der Zeit zwischen 1546 und 1559 wurde die Burg durch vorgeschobene Zwinger im Süden und Norden weiter befestigt. Wegen der Feuersgefahr wurden die zwischen Wohnbau und Kapellentrakt an der inneren Ringmauer entlang laufenden Holzgänge durch gemauerte Arkadengänge ersetzt. Auch der Schüttkasten, in dem die Naturalabgaben der Untertanen gesammelt wurden, ist ein Produkt dieser Zeit. Mauterndorf blieb bis zur Säkularisierung im Besitz des Domkapitels. Das Mautamt, sowie die gesamte Güterverwaltung des Domkapitels war aber bereits im 17. und 18. Jahrhundert in den Markt Mauterndorf verlegt worden, so dass die Burg keine Funktion mehr hatte. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts hausten hier nur mehr ein Jäger und der Torwart.

1806 kam sie an den Staat und wurde dem Verfall überlassen, da sie ihm keinen Nutzen bot. Zuvor wurde die gesamte noch brauchbare Einrichtung verkauft. 1827 wurde die Kapelle wegen Baufälligkeit gesperrt und 1831 der Altar in die Pfarrkirche übertragen. 1836 verkaufte man die Halbruine an den Kreishauptmann Karl Graf Welsperg-Raitenau. 1839 kam sie in bürgerlichen Besitz, was aber am weiteren Verfall nichts änderte. Lediglich die Kapelle wurde restauriert. 1894 erwarb der königlich preussische Stabsarzt Dr. Hermann Epenstein die Anlage und ließ sie bis 1901 durch den Architekten Vitus Berger instand setzen und durch Neubauten ergänzen. Für diese kulturelle Tat wurde Epenstein von Kaiser Franz Joseph in den Adelsstand erhoben und durfte sich nun Ritter von Mauternburg nennen. Der Altar war bereits um 1860 wieder in die Kapelle zurückgebracht worden. Epensteins Witwe vermachte Mauterndorf 1939 dem deutschen Reichsmarschall Hermann Göring, dessen Taufpatin sie war. Das Kriegsende verhinderte zwar eine Übergabe, doch mussten die Verwandten die Burg 1966 nach einem langen Rechtsstreit der Republik Österreich übertragen. Seit 1968 gehört Mauterndorf dem Bundesland Salzburg. Um die restaurierte Burg für Besucher attraktiver zu machen, vermarktet die Salzburger Landesregierung seit einigen Jahren Mauterndorf als Erlebnisburg. Die ohnehin meist leeren Räume wurden grottenbahnartig mit Figurinen ausgestattet, die das Alltagsleben auf einer Salzburger Burg um das Jahr 1500 darstellen. Einige Räumen sind für das Lungauer Landschaftsmuseum reserviert. Der ehemalige Wohntrakt beherbergt eine Burgschenke.

Die Burg ist eine etwa rechteckige Ringmaueranlage. Der ursprüngliche Zugang erfolgte von Norden her über einen Graben und durch ein später erneuertes Tor mit Zugbrücke. Man nimmt an, dass früher die Straße durch den Vorhof verlief, wo Maut eingehoben wurde, was der Burg ihren Namen gab. Heute betritt man das Schloss vom Süden her. Das äußere Tor ist ein auf zwei Felsblöcken aufsitzendes spitzbogiges Portal mit einer eisenbeschlagenen Tür, auf der das Burgunderkreuz und die Rübe aufgemalt sind. Es ist von einem Tuffgewände umgeben. Das hinter dem ersten Zwinger liegende Torhaus ist ein quadratisches Gebäude mit einem fast rundbogigen Tuffportal. Darüber weist eine kleine Marmorplatte mit Rübe auf den Salzburger Fürsterzbsichof Leonhard von Keutschach hin. Die Sonnenuhr stammt aus dem Jahr 1680. Linker Hand führt eine abgetreppte Mauer zu einer Bastion mit Zinnen und Schlitzen, die früher ein Zeltdach trug. In der tonnengewölbten Halle haben sich Kohleinschriften aus den Jahren 1653 und 1655 erhalten. Im kleinen ersten Burghof steht, östlich an das Torhaus angebaut, das Haus des Torwärters. Es ist nur im Erdgeschoß gemauert, während das Obergeschoß aus Holz errichtet wurde. Links erhebt sich der Palas, gegenüber dem Torhaus der Kapellentrakt. An der Nordseite ist diesem im hinteren Zwinger ein niedriger, mit einem Pultdach gedeckter Anbau mit zwei breiten spitzbogigen Fenstern vorgelagert. Der zweite Hof ist durch ein Tor mit dem ersten verbunden. Er ist der eigentliche innere Burghof. Er wird im Norden vom einst freistehenden Bergfried, im Osten vom Kapellentrakt mit den Arkadengängen, im Süden vom Palas und im Westen vom Schüttkasten begrenzt. Letzterer wurde 1895 neu errichtet. Der Wandbrunnen im Hof wurde erst um 1900 angebracht. Palas und Kapelle sind durch eine gezinnte Mauer verbunden. Der an der Ostseite des Innenhofes liegende rundbogige, zweigeschossige Arkadengang wurde 1557 durch den Steinmetzmeister Wilhelm Pongartner aus Murau errichtet. Früher führten primitive Holztreppen in die oberen Geschosse des zweistöckigen Palas. Das Stiegenhaus mit der gemauerten Treppe stammt erst aus der Renovierung um 1895. Fenstersitze deuten darauf hin, dass das Stiegenhaus zuvor aus Wohnräumen bestand. Dem Palas wurde in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts ein sechsgeschossiger Wohnturm angebaut. Seine Nordfront, die sich dem Hof zuwendet, weist einen weit gespannten Spitzbogen auf, in dessen Fels sich trichterförmige Rundfenster befinden.

Der künstlerisch wertvollste und schönste Raum der Burg ist die Kapelle. Da Mauterndorf vom Salzburger Domkapitel errichtet wurde, ist mit Sicherheit anzunehmen, dass es bereits damals eine Burgkapelle gab. Von ihr hat sich nichts erhalten, doch vermutet man ihre Lage unter dem sog. Rittersaal im Palas. Um 1330 wurde dann für die neue Kapelle ein eigener Baukörper über der Mautstelle errichtet. Er kann durch ein abgefastes spitzbogiges Portal aus Tuff betreten werden. Die Patrone der Kapelle waren der heiliggesprochene deutsche Kaiser Heinrich II, seine Gemahlin Kunigunde und der Hl. Virgil. 1458 wird ein eigener Kaplan bezeugt. Nachdem die Kapelle 1855 wieder hergestellt worden war, erhielt sie 1861 das Patrozinium Unsere liebe Frau. Der rechteckige Sakralraum (10 x 6,5 m) ist flach gedeckt. Der spätgotische Flügelaltar steht in der ostseitigen Apsis unter einem gotischen Rippengewölbe. Er stammt aus der Zeit um 1455 und wird Gabriel Häring zugeschrieben. Das Gesprenge hingegen ist neugotisch. Es umgibt eine Figur des Kaisers Heinrich II. Die Apsis springt auf einer dreiseitigen, nach unten spitz zulaufenden Konsole aus der Außenmauer vor. Sie weist drei schmale spitzbogige Fenster und ein dreiseitiges Pyramidendach auf. Zwei weitere Spitzbogenfenster befinden sich in der Südwand der Kapelle. Die gotischen Wandmalereien in der Apsis und am Triumphbogen sind vermutlich die ältesten und schönsten Salzburgs. Sie stammen aus den Jahren 1335 bis 1338. Ihre Herstellung erfolgte in einer Mischtechnik, bei der nur die Umrisse in roter Farbe al fresco vorgezeichnet wurden. Die farbige Bemalung erfolgte dann al secco, also auf den bereits trockenen Putz. Die Malereien wurden 1901 stark restauriert. Das Bildprogramm der Chorwand besteht aus Motiven des alten und des Neuen Testaments. Besonders schön ist die Krönung Marias durch Christus über dem von Heiligenmedaillons eingerahmten Chorbogen. Das gotische Rippengewölbe weist eine Rose als Schlussstein auf.

Sehr gut erhalten, wenn auch teilweise stark restauriert, sind die sogenannten Keutschach-Zimmer. Sie wurden unter dem Fürsterzbischof Leonhard von Keutschach um 1494 über der Kapelle errichtet und ausgestattet. Sie bestehen aus einem Vorraum, einem Wohnzimmer und einem Schlafgemach samt Privattoilette. In dem mit gotischen Rankenmalereien reich verzierten Vorraum fällt ein mächtiger Kamin auf, der auch das dahinter liegende Wohnzimmer heizte. Dieses ist zur Gänze vertäfelt. Die mit roten Ranken bemalten Holztafeln wurden vor 1832 verkauft. Graf Hans Wilczek, der Besitzer der benachbarten Burg Moosham, entdeckte sie bei einem Antiquitätenhändler in Graz, erwarb sie und schenkte sie Hermann Epenstein, der sie wieder an ihrem Platz einbauen ließ. Die Schlafkammer ist ein hölzerner Verschlag, der in das Wohnzimmer eingebaut wurde. Sie wird nur durch zwei Innenfenster vom Wohnraum aus spärlich beleuchtet. Diese Lösung wurde gewählt, um dem Fürsterzbischof auch in den extrem kalten Lungauer Winternächten ein Übernachten ohne Zähneklappern zu ermöglichen. Einige Räume des Palas sind mit zum Teil stark restaurierten gotischen Wandmalereien (grün-rotes Rankenwerk) geschmückt. In der Landsknechtstube des obersten Stockwerks sind noch die alten Holzriegelwände zu sehen. Der sog. Rittersaal ist durch seine Biforenfenster an der Hofseite und Triforen mit erhöhter Mittelöffnung an der Ostseite erkenntlich. Die Kelchkapitelle sind großteils original, die Säulchen wurden Ende des 19. Jahrhunderts erneuert.

Wehrtechnisch am wichtigsten und für das Prestige unentbehrlich war natürlich der Bergfried. Er wurde bereits um 1255 errichtet. Seine Bruchsteinmauern sind im Erdgeschoß etwa drei Meter dick. Ihre Stärke nimmt nach oben hin etwas ab. 1480 ließ der damalige Dompropst Christoph Ebran den Turm um zwei Stockwerke auf 44 Meter erhöhen. Die Lage der ehemaligen hölzernen Wehrgänge ist noch auf Grund der Pfostenlöcher zu erkennen. Die Südseite des Bergfrieds ist mit einer riesigen Christophorus-Darstellung geschmückt, an der auch das Wappen Leonhards von Keutschach angebracht ist. Christophorus war im Mittelalter als Patron der Reisenden sehr beliebt. Das große Fresko stammt aus der Zeit um 1500 und wurde Ende des 19. Jh. teilweise erneuert. Der Hocheinstieg liegt in zwölf Meter Höhe. Er war ursprünglich nur über Holzleitern erreichbar. Heute ist er durch einen Gang vom Schüttbodentrakt aus zugänglich. Im Inneren hat der Turm außer dem Untergeschoß noch sechs weitere Etagen. Das Untergeschoß war nur durch eine verschließbare Öffnung im Boden begehbar. Es war durch eine – heute nicht mehr vorhandene – Zwischendecke unterteilt und dürfte eher Lagerzwecken gedient haben. Als Verließ dürfte es nur in Ausnahmsfällen benützt worden sein. Die hier gefundenen Knochenreste haben sich als Tierknochen erwiesen. Die schaurigen Geschichten, die sich in der Bevölkerung überliefert haben, sind daher zumindest stark übertrieben. Der Turm war kein Wohnturm, doch war das fünfte Geschoß als Notquartier für den Burgverwalter vorgesehen, worauf die aufwändigere Gestaltung hindeutet. Ein gemauerter Ofen wurde 1830 zerstört, aber bei der letzten Restaurierung der Burg rekonstruiert. Später hauste hier ein Turmwächter. Das sechste Geschoß diente Beobachtungszwecken. Darüber schließt ein mit Holzschindeln gedecktes Pyramidendach den Turm ab.

Lage: Salzburg/Lungau – ca. 9 km westlich von Tamsweg

Ort/Adresse: 5570 Mauterndorf, Lungau

Besichtigung: vom 1. Mai bis 31. Oktober täglich zwischen 10.00 und 18.00. Vom 26. Dezember bis 23. April ist die Burg nur von Dienstag bis Freitag zugänglich

Homepage: www.salzburg-burgen.at


Weitere Literatur:


27.09.2005