ARCHIV


Gefährdete Objekte

Schlosshotels

Personenverzeichnis






Thalheim


Thalheim wird zwischen 1110 und 1125 erstmals erwähnt, als der Ministeriale Hadmar der Gräfin Mathilde von Radelberg ein Gut in Talaheimin dem Stift Göttweig übergab. Im 13. und 14. Jahrhundert wird eine Familie von Thalheim mehrfach genannt. 1455 belehnte König Ladislaus Wolfgang Ruckendorfer mit zwei Gütern in Thalheim. Im 16. Jahrhundert sind die Eigentumsverhältnisse der Herrschaft ziemlich unklar. Jedenfalls kam der damalige Thalhof 1602 von Wilhelm Jörger an Paul Eppele. Kurz danach wurde er herrschaftlich ausgebaut. 1630 erwarb ihn Niclas Ritter von Gurland. Dessen gleichnamiger Sohn wurde in den Grafenstand erhoben., was neuerliche Bauarbeiten auslöste. Albert Ernst Graf Gurland beauftragte Jakob Prandtauer um 1690 mit der Errichtung einer Schlosskapelle sowie eines Gartenhauses. Neben seinem Salär nahm der Architekt eine Zofe der Gräfin Gurland nach St. Pölten mit, die er zuvor in der neu errichteten Schlosskapelle geheiratet hatte. 1707 kam Thalheim als Heiratsgut an die Freiherren von Polheim und 1716 durch Kauf an die Grafen von Kuefstein. 1798 stellten die Fürsten Khevenhüller-Metsch die Schlossherren. 1841 gelangte Thalheim an die auf Baumgarten bei Ollersbach sitzenden Grafen Bussy. Gabriele Gräfin Bussy heiratete 1865 einen Grafen Wurmbrand. 1881 erwarb der damalige Präsident der Anglobank Guido Elbogen den Besitz. Am Ende des Zweiten Weltkrieges sowie in der ersten Nachkriegszeit hatte Thalheim wie die meisten niederösterreichischen Schlösser stark zu leiden. 1961 gelangte das Gut an den Opernsänger Otto Braun. Danach war eine Brigitta Schön Gmbh Eigentümerin. Der derzeitige Besitzer, Jörg Rentmeister, unterhält in den Nebengebäuden ein Gestüt. Die stark renovierungsbedürftige Schlossanlage ist derzeit zum Verkauf ausgeschrieben.

Das Schloss ist eine weitläufige Anlage, die aus mehreren selbständigen Gebäuden besteht. Dem großen Hof war an der offenen Nordwestseite ein Wassergraben vorgelagert. Hier liegt die Einfahrt. Über dem Tor ist ein Khevenhüller-Wappen angebracht. Das lang gestreckte Wirtschaftsgebäude an der südwestlichen Langseite ist mit 1606 datiert. Der gleichen Bauperiode dürfte auch das im Südosten liegende Altschloss angehören. Durch seine Lage an einer Geländestufe ist es hofseitig dreigeschossig, während es hangseitig nur zwei Geschosse aufweist. Der Bau ist mit einem steilen Schopfwalmdach gedeckt, aus dem zum Teil ungewöhnlich hohe Rauchfänge herausragen. Der mittlere Schornsteinkopf ist mit reliefierten Tiermäulern verziert. An der Gartenseite sind unter der einfachen Putzfassade des 19. Jahrhunderts Reste der aufgeputzten Ortsteinquaderung des 17. Jh. sowie eine flächige Sgraffitoquaderung aus der Zeit um 1600 zu erkennen. Das hofseitige Portal mit den korinthischen Pilastern stammt erst vom Ende des 19. Jahrhunderts. Im späteren 17. Jh. wurde eine doppelläufige Außentreppe vorgebaut. Ein Raum im Erdgeschoß ist grottenartig mit Kieselsteinen verkleidet. An der nordöstlichen Langseite des Hofes stehen drei Bauten: ein zweigeschossiges Nebengebäude, ein schmaler ebenerdiger Bau und ein um 1910 errichtetes dreigeschossiges Wohnhaus, das im Gegensatz zum Altschloss ständig bewohnt wurde. Die Schlosskapelle neben dem Altschloss wird durch die angebauten Wirtschaftsgebäude weitgehend verdeckt. Der dem Hl. Johannes Nepomuk geweihte Saalbau ist durch die Vernachlässigungen der letzten 60 Jahre nur mehr als Ruine erhalten. Der Innenraum war zweigeschossig. Ihr ist im Nordwesten ein kleiner Glockenturm mit einem schindelgedeckten Zwiebelhelm vorgestellt. Im Hof steht ein steinernes Brunnenbecken aus dem 17. Jahrhundert. Im Süden führt von der Kapelle eine monumentale Treppe zum einstigen Garten empor. Dieser Terrassengarten war das früheste Werk Prandtauers in Österreich. Er ist längst verschwunden, die Terrassen sind jedoch noch gut zu erkennen. Die Ostecke der obersten Terrasse ist mit einem Rundpavillon besetzt. Seine Spitzbogenfenster sowie der Giebelkranz am Spitzhelm lassen seine Erbauungszeit um 1800 vermuten.

Lage: Niederösterreich/Tullnerfeld – ca. 14 km nordwestlich von Neulengbach

Besichtigung: nur von außen möglich

Homepage: www.schloss-thalheim.at


Weitere Literatur:


17.09.2005