Mit Pilgrim de Pucheimon wird die einstige Burg 1130 erstmals erwähnt. Die ursprünglich hochfreie Familie Puchheim besaß ihre Stammburg bis 1348, als Albrecht von Puchheim seinen gesamten oberösterreichischen Besitz an Herzog Albrecht II übertrug und dafür die Güter Litschau und Heidenreichstein als Lehen bekam. Die Habsburger ließen die nun landesfürstliche Burg von Pflegern verwalten, sofern sie nicht verpfändet war. Zu den Pfandinhabern zählten Gundacker von Polheim, Hans von Traun (1371) und Heinrich von Wallsee (1381). 1462 verkaufte Herzog Albrecht VI die Herrschaft an seinen Hubmeister Ulrich Rehlinger, nachdem er jenen Teil der Güter, die im Salzburgischen lagen, an den dortigen Erzbischof veräußert hatte. Nach mehrmaligem Besitzwechsel kam Puchheim 1551 an Wolfgang von Polheim. 1585 fiel die alte Burg einer Brandkatastrophe zum Opfer. In den folgenden Jahren ließ Weikhart d. Ä. von Polheim die Brandruine abtragen und an ihrer Stelle das heutige Renaissanceschloss errichten. Da Weikhart d. J. von Polheim am oberösterreichischen Adelsaufstand teilgenommen hatte, wurde die Herrschaft beschlagnahmt und dem bayerischen Statthalter in Oberösterreich, Adam Graf Herberstorff, übergeben. Seine Witwe Maria Salome konnte den überschuldeten Besitz nicht halten und verkaufte ihn an den Freiherrn Georg Siegmund von Salburg. Dessen bald zu Reichsgrafen erhobene Familie behielt Puchheim bis 1767. Dann wurde es an die Freiherren und späteren Grafen Fuchs verkauft, die das Schloss mit prächtigen Gärten umgaben.
1839 erwarb Erzherzog Maximilian d’Este den Besitz. Er war ein Enkel der Kaiserin Maria Theresia und bekleidete das Amt eines Großmeisters des Deutschen Ritterordens. Er holte zuerst 1847 die Jesuiten und nach deren Ordensaufhebung 1851 die Redemptoristen zur Seelsorge nach Puchheim. Da sich dieses bald zu einem Wallfahrtsort entwickelte, fand man mit der kleinen Schlosskapelle nicht mehr das Auslangen. Zwischen 1886 und 1890 wurde daher die große Wallfahrtskirche über dem Schlossgraben errichtet. Der Wiener Architekt Richard Jordan erbaute sie im gleichen Renaissancestil wie das Schloss, so dass beide Bauten heute eine architektonische Einheit bilden. Das Schloss selbst ging nach dem Tod Erzherzog Maximilians als Erbe an die Gräfin von Chambord über. Sie ließ Teile des Schlosses als Redemptoristenkloster einrichten. 1892 gelangte es neuerlich im Erbweg an ihren Neffen Don Alfonso von Bourbon. Es blieb bis 1993 im Besitz der Familie Bourbon. Heute gehört das Vorschloss der Stadt Attnang-Puchheim sowie der Diözese Linz, die in ihm ein Bildungszentrum unterhält. Hier sind auch die Musikschule sowie eine Kunstgalerie untergebracht. Das Hauptschloss ist im Besitz des Ordens der Redemptoristen, der es als Kloster und Exerzitienhaus benützt. Im Sommer finden im großen Hof des Vorschlosses gelegentlich Konzerte statt.
Das Schloss steht auf einem Geländesporn, der an zwei Seiten steil abfällt. Es ist eine große unregelmäßige Anlage, die aus dem eigentlichen Schloss, dem riesigen Wirtschaftshof und der stattlichen Wallfahrtskirche besteht. Von der alten Burg haben sich nur die Mauerummantelung des Burgfelsens sowie der ausgemauerte Graben erhalten. Durch die Halle des von einem hohen Zwiebelturm gekrönten, massigen Torturmes gelangt man in den heute parkartig gestalteten Hof. Er ist von den einstigen Zwingermauern umgeben, an die hofseitig die ehemaligen Wirtschaftsgebäude angebaut wurden. Das Hauptschloss ist vom Hof durch einen Graben getrennt, der auf einer steinernen Brücke überquert werden kann. Sie führt zum Torturm des Hauptschlosses. Über dem Eingang weisen ein Allianzwappen der Bourbonen/Österreich-Este sowie die Jahreszahlen 1878 und 1948 auf Umbauten bzw. Renovierungen hin. Das Tor befindet sich nicht wie üblich an der Außenfront des Turmes, sondern am inneren Ende der Torhalle, die zum Innenhof führt. Dieser ist trapezförmig. Im Erdgeschoß ist er von einem umlaufenden Laubengang umgeben. Das Hauptschloss besitzt außer dem quadratischen Torturm noch zwei weitere runde Türme, die an der Hinterfront aus dem Mauerverband vorspringen. Die Vorderfront wurde in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts neu fassadiert. Weitere Umbauten fanden unter Erzherzog Maximilian 1842 statt. Die Innenräume sind meist klösterlich einfach eingerichtet, doch haben sich zwei kassettierte Holzdecken aus der Zeit um 1600 erhalten. Jene in der Bibliothek ist besonders bemerkenswert. Die Exerzitienkapelle weist eine Stuckdecke von 1720 auf. Die dem Hl. Georg geweihte einschiffige Schlosskapelle hat ein mit Stichkappen versehenes Tonnengewölbe. Dieses sowie die Fensterlaibungen sind mit Stuckrahmen aus der Mitte des 17. Jahrhunderts geschmückt. Die zwei betenden Engel am Altar sind ein Werk von Martin Guggenbichler aus dem ersten Viertel des 18. Jh. Die zweiachsige zweistöckige Orgelempore wird von einem Kreuzgewölbe getragen, das ebenfalls mit Stuckleisten verziert ist. In der Familiengruft ruhen einige Mitglieder der Adelshäuser Bourbon und Braganca.
Lage: Oberösterreich/Salzkammergut – am Südrand der Stadt Attnang-Puchheim
Ort/Adresse: 4800 Attnang-Puchheim
Besichtigung: nur von außen möglich
Homepage: www.redemptoristen.at
Weitere Literatur:
15.09.2005