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Tandalier


An der Stelle des heutigen Schlosses befand sich zu Beginn des 15. Jahrhunderts der bäuerliche Sulzberghof. Er wird 1419 in einer Aufzeichnung des Hofmeisteramtes des Erzbistums Salzburg erstmals erwähnt. Um 1450 gehörte er der in Mittersill und Radstadt begüterten Familie Tändler, die sich auch Tandalier nannte. Christian Tandalier baute den Hof um 1500 wohnlich aus. Durch einen Gütertausch kam dieser Tandalierhof 1537 an die Familie Graf, die jahrhundertelang für die Fürsterzbischöfe auf verschiedenen Salzburger Herrschaften die Pfleger stellte. Christoph Graf von Scherenberg, der 1526 dieses Amt in Radstadt innehatte, konnte damals die Stadt gegen den Willen ihrer Bürger, gegen ein aufständisches Bauernheer erfolgreich verteidigen. Sein gleichnamiger Enkel baute den Tandalierhof 1569 in ein unbefestigtes Renaissanceschloss um und stattete es im Inneren prächtig aus. Seinem Vater Wilhelm war es schon 1553 gelungen, das bisherige Lehen in freies Eigen umzuwandeln. Nachdem sich die im Bergbau tätige Familie Graf kräftig verspekuliert hatte, musste das Schloss 1611 an den Landrichter Burkhart Schwaigner verkauft werden. Um 1680 kaufte es der Bergverweser in der Flachau, Sebastian Pürcher. Sein Sohn richtete im Erdgeschoß ein Wirtshaus ein. Damit begann der Niedergang des Ansitzes. 1753 wird Johann Josef Gottlieb Grimming, dem auch Niederrain und Emslieb gehörte, als Besitzer genannt. Unter dem ab 1839 immer rascher werdenden Eigentümerwechsel hatte das Gebäude stark zu leiden. 1866 beherbergte es eine Tischlerwerkstatt. 1873 wurde es zur Massenunterkunft für italienische Gastarbeiter bestimmt, die beim Bau der Ennstalbahn beschäftigt waren. Die Rettung kam erst 1926, als das Land Niederösterreich die Anlage kaufte und sie als Jugendheim adaptieren ließ. 1929 übernahm die Republik Österreich den Ansitz. Ab 1972 wurde dieser im Inneren bedarfsgerecht umgebaut und modernisiert. Der außen stilvoll restaurierte Bau dient seit vielen Jahren als Bundesschullandheim.

Schloss Tandalier ist einer der typisch ländlichen Ansitze, wie sie im Salzburger Raum im 16. Jahrhundert durch den Ausbau von Gutshöfen entstanden sind. Es liegt in einem gepflegten Park, der mit verschiedenen Sportstätten ausgestattet ist. Man sieht dem dreigeschossigen Gebäude den einstigen Bauernhof nicht an. Der nahezu quadratische Bau wurde im 16. Jahrhundert um ein Geschoß aufgestockt und mit vier Ecktürmen versehen. Bei jenen an der Südseite handelt es sich um massive Rundtürme, während jene an der Nordfront rechteckige Grundrisse aufweisen. Diese Ecktürme sind mit Kegel- bzw. Zeltdächern versehen, die aber vom mächtigen Walmdach des Schlosses überragt werden. Dessen Schauseite ist die südseitige Parkfront. Zwischen ihren beiden Ecktürmen erstrecken sich zweigeschossige Arkaden. Über ihnen liegt im zweiten Obergeschoß ein offener Holzgang unter dem vorgezogenen Hauptdach. Die Nordfassade wird durch nachempfundene frühbarocke Fenster- und Türumrahmungen belebt. Bemerkenswert ist, dass diese Verzierungen nicht in Stein sondern in bemaltem Stuck ausgeführt wurden, was auf eine recht sparsame Baugesinnung hinweist. Im Inneren hat sich von der Originalausstattung bis auf einen Deckenbalken im ersten Stock nichts erhalten. In ihm ist das Allianzwappen der Familien Graf und Paumgarten eingeschnitzt. Die gesamte Innenausstattung mit ihren reichen Vertäfelungen wurde in den Jahren 1860 bis 1862 verkauft. Eine bemalte Wappendecke sowie zwei schöne Portale befinden sich heute im Schloss Arenberg in Salzburg.

Lage: Salzburg/Pongau – ca. 1 km westlich von Radstadt

Ort/Adresse: 5550 Radstadt

Besichtigung: nur von außen möglich

Homepage: www.bslh-radstadt.at


Weitere Literatur:


13.09.2005