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Jagdschloss Gloriette (Marientempel)


Der zwischen 1805 und 1820 gestaltete große Landschaftsgarten der Familie Esterhazy in Eisenstadt zählt auch heute noch, trotz der schweren Verwüstungen und der Vernachlässigung in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg, zu den bedeutendsten Anlagen dieser Zeit in Österreich. Charles Moreau, der die Planungen für die Umgestaltung des einstigen Barockgartens durchführte, dürfte auch die wichtigsten Parkbauten, wie das Dampfmaschinenhaus (1804) und den Leopoldinentempel (1818) entworfen haben. Auf ihn geht auch der Plan des als Gloriette oder Marientempel bezeichneten klassizistischen Lusthauses zurück, das 1804/05 in den an den Park anschließenden und erst 1802 von Fürst Nikolaus II Esterhazy von der Gemeinde Kleinhöflein erworbenen Kleinhöfleiner Föhrenwäldchen, gesetzt wurde. Die Bezeichnung Marientempel erfolgte nach der Gattin des Fürsten, Maria Josepha Hermenegilde, geb. Prinzessin Liechtenstein (1768 – 1845). Im 19. Jahrhundert wurde das Gebäude als Jagdschlösschen verwendet. 1934 wurde es an die Stadtgemeinde Eisenstadt verkauft. Vier Jahre später erwarb es der Autobusfabrikant Anton Fross-Büssing. Ende des Zweiten Weltkrieges bzw. in den ersten Jahren danach ging die gesamte Innenausstattung verloren. Türen und Fenster wurden verheizt. 1947 erwarb die Stadt neuerlich die Anlage. Sie baute sie 1953 in eine Jugendherberge um, was viel historische Substanz kostete. Nachdem diese Herberge in den 60er-Jahren wieder geschlossen wurde, verfiel der Bau neuerlich. 1978 wurde die Gloriette an einen Gastronomiebetrieb verpachtet. 1995 richtete ein Brand schwere Schäden an. Ein Jahr später deckte man die Dächer neu ein, so dass mit einer umfangreichen Restaurierung begonnen werden konnte. Sie wurde 2004 abgeschlossen. Seither ist in dem Gebäude wieder ein Restaurant untergebracht.

Das ehemalige fürstliche Jagdschloss liegt am bewaldeten Hang des Leithagebirges oberhalb des Schlossparks von Eisenstadt. Charakteristisch für dieses landschaftsbezogene Gebäude ist der längliche, tempelartige Mitteltrakt, dem eine Säulenhalle vorgesetzt ist. Seitlich sind niedrigere Flügel angeschlossen. Zum Unterbau des Mitteltraktes führen sechs Stufen. Das Rundbogentor liegt in der Mittelachse. Seitlich davon befindet sich je ein Rundbogenfenster. Die Vorhalle, zu der eine zweiflügelige gegenläufige Freitreppe führt, wird von vier ionischen Säulen gebildet. Über dem Gebälk ist ein flacher Dreiecksgiebel aufgemauert. Er zeigt eine Darstellung der „Aurora mit Fackel“. An der Rückwand der Vorhalle befinden sich eine Rundbogentür sowie zwei Rundbogenfenster, die wie die Tür bis zum Boden reichende Jalousieflügel aufweisen. Über ihnen prangt der Relieffries „Jagdzug der Diana“, der um 1810 von Giuseppe Pisani geschaffen wurde. Er wurde am Ende des Zweiten Weltkrieges schwer beschädigt. Die Flanken der Rückwand sind durch toskanische Pilaster gegliedert. Die Rückseite des Gebäudes ist durch ungerahmte, rechteckige Fenster in drei Achsen geteilt. Sie wird durch Putzbänder waagrecht gegliedert. Die ursprünglich mit Pultdächern gedeckten Seitenbauten sind an der Vorderfront fensterlos. An den Seiten sind sie zweigeschossig und einachsig. Sie werden von einer umlaufenden Attika abgeschlossen. Der Mitteltrakt wird fast in seiner gesamten Länge von einem Saal eingenommen, der in mattem Hellgrün tapeziert war. Ein umlaufender Fries wurde von einem profilierten Gesims umrahmt. Er zeigte Grisaillemalereien aus dem Sagenkreis Dianas. Er wurde bei den Umbauarbeiten zur Jugendherberge zerstört und in den letzten Jahren durch einen unpassenden modernen Fries ersetzt. Hinter dem Hauptsaal befinden sich Nebenräume, in den Flügeln Kabinette. Unterhalb des Marientempels waren im 19. Jahrhundert 16 Kanonen aufgestellt, die bei wichtigen Anlässen abgefeuert wurden.

Lage: Burgenland/Eisenstadt – oberhalb des Schlossparks

Besichtigung: jederzeit möglich


Weitere Literatur:


09.09.2005