ARCHIV


Gefährdete Objekte

Schlosshotels

Personenverzeichnis






Grabenhof


1181 nannte sich ein Zweig der Kuenringer nach Kamzisebach, dem heutigen Gansbach. Im 14. Jahrhundert war der Burggraf von Wolfstein auch mit der Verwaltung des Gebietes um Gansbach betraut. Ein Verwandter von ihm, Chunrad der Strazzer, dürfte um 1367 hier seinen Wohnsitz gehabt haben. Sowohl Wolfstein als auch der Grabenhof waren Lehen der Maissauer. Noch vor 1400 wird Andre Zawchinger als Inhaber des Hofes genannt. In der Zeit von 1431 bis 1454 hielten Caspar Wiesendorfer und sein Sohn Jörg das nach dem Fall der Maissauer landesfürstlich gewordenen Lehen. Zu ihm gehörten neben dem Ansitz auch ein Meierhof und eine Teichwirtschaft. Ab 1490 gehörte der Familie Mühlwanger, die damals die Burggrafen auf Wolfstein stellten, auch der Grabenhof. 1547 verkauften sie ihn an Hieronimus von Maugis. Nach einigen kurzzeitigen Besitzern folgte der Wiener Universitätsprofessor Dr. Bernhard Walther. Als dieser Kanzler der innerösterreichischen Regierung in Graz wurde, verkaufte er den Ansitz an Georg Stettner, der 1579 von Kaiser Rudolf II mit der Herrschaft belehnt wurde. 1642 verkaufte Georg Ehrenreich Stettner zuerst das Landgericht und dann 1661 auch den Grabenhof selbst an das Kloster Göttweig. Dieses bewirtschaftete ihn nicht selbst, sondern verpachtete ihn meist. So ist 1700 der Besitzer der Janaburg in Mautern, Johann Anton Franz von Wenschelberg, als Pächter vermerkt. Der Ansitz wurde in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts kaum mehr gepflegt, so dass er bereits um 1800 stark vernachlässigt war und lediglich zur Unterbringung von Landarbeitern genutzt wurde. 1951 schenkte das Stift Göttweig den heruntergekommenen Bau der Gemeinde Gansbach. Diese verkaufte ihn 1969 an den derzeitigen Eigentümer Dr. Martin Eder. Der Grabenhof wurde vorbildlich restauriert und dient nun wieder als Wohnsitz.

Der Ansitz besteht aus zwei zweigeschossigen Gebäudeteilen, die quer zu einander stehen. Sie sind aus Bruchsteinen gemauert, aber verputzt und stammen in ihrer heutigen Form aus dem 17. Jahrhundert. Beide Trakte haben eigene Walmdächer, die aneinander stoßen. Ältester Teil der Anlage ist der heute noch wehrhaft wirkende, turmartige Nordflügel. Er geht auf das 15. Jh. zurück. Seine dicken Mauern sind im gewölbten Kellergeschoß nur von wenigen Trichterscharten und Mauerschlitzen durchbrochen. Der zweigeschossige Bau weist an seiner Nordseite steingerahmte Fenster mit vorkragenden Sohlbänken auf. Die in Sgraffito-Technik ausgeführte Ortbänderung der Kanten war nur mehr in Resten vorhanden, ist aber heute wieder erneuert. Die parkseitige Front des Ostflügels ist dreiachsig. Ostseitig hat sich eine größere Fläche des Originalputzes erhalten. An der Südostecke springt ein halbrunder Turm vor. Er reicht heute nur mehr bis zum Dachfirst. Lediglich im Obergeschoß sind Fenster ausgebrochen. Sein bisheriges flaches Zeltdach wurde bei der letzten Generalrestaurierung durch ein hübscheres Kegeldach ersetzt. Damals wurde auch der Dachstuhl des Nordflügels erneuert und mit alten Ziegeln gedeckt. Ein Eckraum des Obergeschosses wird durch den Trichterschlot einer im Erdgeschoß befindlichen schwarzen Küche eingeengt. Das Stiegenhaus des Nordtraktes ist nur über eine hohe halbovale Nische in der Hofecke des Osttraktes zugänglich. Von hier aus gelangt man auch zum Rundbogenportal des Kellers im Nordtrakt. Dessen Tonnengewölbe stammt noch vom Bau des 14. Jahrhunderts. Der Hof war einst von einer wehrhaften Mauer umgeben. Der ihn im Westen abschließende Trakt wurde 1945 wegen Baufälligkeit abgetragen. Im Park vor dem Schloss liegt ein hübscher Teich.

Lage: Niederösterreich/Dunkelsteiner Wald – ca. 16 km nordwestlich von St. Pölten

Ort/Adresse: 3122 Gansbach

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


07.09.2005