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Tamsweg - Palais Kuenburg


1556 wurde Christoph III von Kuenburg als Pfleger von Moosham eingesetzt. Seit damals ist seine später weitverzweigte Familie im Lungau begütert. Ab 1598 hatte sie ihren Herrschaftssitz in Tamsweg. Christoph Sigmund Graf Kuenburg stiftete 1681 einen Fideikommiß, der neben Khünegg in Kärnten und Neukirchen im Oberpinzgau auch den Tamsweger Besitz umfasste. Er wurde zwar 1812 von der damals bayerischen Regierung aufgehoben, blieb aber in der Praxis bis 1954 bestehen. Das Ende des 16. Jahrhunderts erbaute Herrenhaus wurde 1678 erneuert. In den Umbau wurden mehrere Häuser, die seit dem 15. Jh. urkundlich nachweisbar sind, einbezogen. Nach einem Marktbrand im Jahr 1742, der auch auf das Stadtschloss übergriff, musste dieses nochmals weitgehend erneuert werden. Als Baumeister wird Fidelis Hainzl genannt. Zu den Handwerkern zählten namhafte Künstler, wie der Maler Johann Lederwasch, der Bildhauer Johann Puldt und der Stukkateur Johann Cajetan d’Androy. Seit damals ist der Bau weitgehend unverändert geblieben. Obwohl sich verschiedene Linien der Familie Kuenburg im Besitz der Herrschaft Tamsweg ablösten, blieb das Palais bis 1954 im Familieneigentum. Dann wurde es von der Marktgemeinde Tamsweg angekauft. Heute sind in dem Gebäude verschiedene Ämter sowie ein kleines Kulturzentrum untergebracht.

Das Palais liegt östlich der Pfarrkirche an der Straße nach Mauterndorf. Das Gebäude ist zweigeschossig und weist an seiner Vorderfront neun Fensterachsen auf. Die Fassaden sind mit geputzten Eckquaderungen und die Fenster mit einfachen barocken Umrahmungen versehen. Der Eingang liegt asymmetrisch unter dem dritten Fenster von links. Das flachbogige Portal weist ein horizontales Stuckgesims auf. Es ist mit Stuckvasen und –trophäen geschmückt. Das schöne Allianzwappen Kuenburg-Rollingen wurde 1746 vom Salzburger Hofschlossermeister Philipp Hinterseher geschmiedet. Darüber ist eine eiserne Krone angebracht. Die Stuckarbeiten des Tores sowie von fünf Innenräumen schuf 1742 Johann Cajetan d’Androy aus Graz. An der rechten Seite der Vorderfront stößt das Schloss an einen Rest des alten Baues. Vor dem Haus verlief eine durch eine Eisenkette verbundene Reihe von Prellsteinen. Sie mussten dem angewachsenen Stadtverkehr weichen. Die Räume des Erdgeschosses sind zum Teil kreuzgratgewölbt. Im Hausflur verweist eine Schrifttafel auf die Einweihung der 1790 demolierten Kapuzinerkirche durch Fürsterzbischof Max Gandolf von Kuenburg im Jahr 1671. Die Zimmerdecken des ersten Stocks sind mit Stuck reich geschmückt. Am prächtigsten ist jene des Mittelsaales, die die Wappen Kuenburg und Rollingen, sowie Trophäen, Palmetten und musizierende Engel zeigt. Die Supraporten zeigen Grisaillemalereien der Schlösser Finstergrün und Mauterndorf sowie eine Ansicht von Tamsweg. Im anstoßenden südlichen Zimmer erkennt man die Schlösser Neukirchen und Moosham. Diese Bilder stammen aus der Mitte des 18. Jh. und werden Johann Lederwasch zugeschrieben. Im Saal steht ein grüner Tonofen, dessen kuppelförmiges Dach eine Vase trägt. Er stammt vom Hafner Dominikus Kloz aus Graz. Die Flügeltüren haben gravierte vergoldete Messingbeschläge mit Muschelwerk und Rocaillen. Von der einst reichhaltigen beweglichen Ausstattung, zu der zahlreiche Familienporträts gehörten, sind nur mehr Reste vorhanden. An der Ostseite hat sich ein Teil des 1745 angelegten Schlossparks erhalten. Er dient heute als Gemeindepark.

Lage: Salzburg/Lungau – im Zentrum der Stadt

Ort/Adresse: 5580 Tamsweg

Besichtigung: weitgehend frei zugänglich


Weitere Literatur:


01.09.2005