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Leopoldstein


Um die Mitte des 15. Jahrhunderts standen an der Stelle des heutigen Schlosses noch zwei landesfürstliche Bauernhöfe. Kaiser Ferdinand II schenkte die beiden Güter dem innerösterreichischen Hofkammerrat Siegmund Khugelmann von Edenfels. Als Gegenleistung erhielt er dafür ein Darlehen von 5.000 Gulden. Khugelmann vererbte die Herrschaft dem Stift Melk. Von diesem kaufte sie 1665 der Oberkammergraf in Innerberg-Eisenerz, Leopold Gottlieb Freiherr von Neidthardt zu Spatenbrunn. Er ließ bald darauf an Stelle des Gutshofes ein einfaches Schlösschen errichten. Es wurde nach seinem Vornamen Leopoldstein genannt. Neidthardts Witwe vermachte es ihrem zweiten Gatten, Adam Seifried von Pureib. Im ersten Viertel des 18. Jahrhunderts musste das Gebäude umfassend renoviert werden, da ein Blitzschlag größere Schäden verursacht hatte. Von 1780 bis 1839 gehörte das Schloss der Gewerkenfamilie Paumann. 1870 war es im Besitz des Fürsten Liechtenstein. Dieser verkaufte es um 1880 an den Prinzen Arnulf von Bayern, der es als Sommerresidenz benutzte. Er nahm sich die bayrischen Königsschlösser seiner Verwandtschaft zum Vorbild und baute Leopoldstein in den Jahren 1890 bis 1894 historistisch in einen romantischen Fürstensitz um. Der nächste Besitzer war Erzherzog Franz Ferdinand bzw. nach dessen Ermordung seine Söhne, die Fürsten von Hohenberg. 1935 kam das Schloss an Fürst Franz Joseph von und zu Liechtenstein, wurde aber bereits 1938 von der Wohnungs AG der Reichswerke in Linz übernommen, was mit einer weitgehenden Veränderung der Innenräume verbunden war. In den nächsten Jahren war Leopoldstein ein beliebter Jagdstützpunkt für deutsche Politiker, wie z. B. Hermann Göring. Nach 1945 mussten zuerst die Kriegsschäden behoben werden. Danach wurde in der geräumigen Anlage ein Sportgymnasium mit Internat untergebracht. Es existiert noch heute.

Das Schlossareal ist von einer aus Bruchsteinen errichteten Mauer begrenzt. Sie wird an den Ecken durch kleine Rundtürme und viereckige Wachtürmchen verstärkt, die mit Schlüsselscharten versehen sind. Die Wehrhaftigkeit der mit Zinnen und Scharten ausgestatteten Mauer ist jedoch nur vorgetäuscht. Der Zugang erfolgt durch einen wuchtigen viergeschossigen Torturm, der zwar ebenfalls aus Bruchsteinen erbaut wurde und dessen Kanten mit Buckelquadern verstärkt sind, der aber dennoch sein Entstehungsjahr 1894 nicht verleugnen kann. Über dem bossierten Rundbogenportal springt ein pechnasenartiger Flacherker mit einem großen Doppelfenster vor. Darüber ist das bayrische Wappen angebracht. Unter dem hohen Keildach ahmt ein Kranz von vorgelegten Konsolen wehrhafte Maschikuli nach. Der weitläufige Schlosshof ist heute von mehreren Wohnbauten umgeben, die aus ehemaligen Wirtschaftsgebäuden hervorgegangen sind. Hier steht auch ein schlanker, minarettartiger Turm. Gegenüber dem Eingang liegt das lang gestreckte zweigeschossige Hauptgebäude. Es ist der älteste, aber stark umgebaute Teil des gesamten Schlosses. Die Bauten sind mit zahlreichen neugotischen Details wie Ecktürmchen, Erkern, Mansarden und Wasserspeiern versehen.

Lage: Steiermark/Hochschwabgebiet – ca. 5 km nordwestlich von Eisenerz

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


19.08.2005