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Sooß


Hermann de Sazze wird ab 1147 mehrfach als Zeuge von Urkunden erwähnt. Er war ein Gefolgsmann der Grafen von Schalla-Burghausen. Ende des 12. Jahrhunderts scheint im Melker Totenbuch eine Gisela von Sooß auf. Damals waren die Herren von Sooß bereits Gefolgsleute der Grafen von Plain, die die Grafen von Schalla-Burghausen-Peilstein beerbt hatten. Danach wurde die Herrschaft landesfürstlich. Herzog Rudolf IV verpfändete sie 1369 an Eberhard von Capellen. Danach kam sie an Friedrich und Otto von Stubenberg, sodann an die Grafen von Schaunberg und von diesen 1382 an den Grafen Hermann von Cilli. Auf ihn folgte Balthasar Schirmer, der Sooß 1534 an Wolf Georg Rädler von Sichtenberg verkaufte. Den meisten der folgenden Besitzer gehörte die Burg nur wenige Jahrzehnte. Lediglich die Freiherren von Neidegg besaßen die Herrschaft von 1600 bis 1730. Da die Burg damals keinerlei militärische Bedeutung mehr hatte, schufen sie aus den einstigen Wirtschaftsbauten am Fuße des Burgberges ein wohnlicheres Schloss. Die Burg wurde verlassen und nicht mehr gepflegt. 1730 erbte Graf Ferdinand Ehrenreich von Rindsmaul den Besitz. Er ließ umfangreiche Umbauten vornehmen. Seine Nachkommen veräußerten Sooß 1817 an den Freiherrn Josef von Hauer. Nach etlichen, meist bürgerlichen Eigentümern kaufte es 1898 Georg Graf Hoyos. Er ließ das Schloss renovieren. Sein Sohn Edgar, der Generaldirektor und Großaktionär einer Torpedofabrik im heutigen Rijeka war, gab ihm durch einen groß angelegten Umbau seine heutige Gestalt. Das Innere wurde mit erlesenem Inventar ausgestattet. 1938 wurde die Familie Hoyos gezwungen, Sooß an das Deutsche Reich zu verkaufen. Auf dem Gelände wurde eine Samenzuchtanlage eingerichtet. 1945/46 diente das Schloss als Lazarett. Als Deutsches Eigentum requirierte die russische Besatzungsmacht 1945 die Anlage, verpachtete sie aber bald an die niederösterreichische Landesbauernkammer. Diese richtete im Schloss eine landwirtschaftliche Schule für Mädchen ein. Sie besteht in veränderter Form noch heute. Schloss Sooß ging 1955 an die Republik Österreich über und wurde 1971 dem Land Niederösterreich verkauft. Es wurde in den letzten Jahrzehnten mehrfach umgebaut und für seinen Verwendungszweck adaptiert.

Die bescheidene Burg lag auf einem heute stark bewaldeten, niedrigen Hügel. Von ihr haben sich nur die 8 m hohe Ruine des einst mindestens viergeschossigen Bergfriedes sowie Reste der 1,5 m starken Umfassungsmauer erhalten. Auf einem, durch einen vier Meter breiten künstlichen Felseinschnitt vom Burghügel abgetrennten Felskopf stand ein Turm, der im 16. und 17. Jahrhundert zum heutigen Stöckl umgebaut wurde. Der bis 1848 als Amtshaus verwendete Bau ist durch einen Schwibbogen (1901) mit den Obergeschossen des Neuen Schlosses verbunden. Dieser vielteilige Gebäudekomplex entstand ursprünglich als Renaissancebau, wurde aber mehrfach umgebaut. Vor allem der Historismus hat markante Spuren hinterlassen. Der dreigeschossige Haupttrakt stammt im Kern aus dem 16. Jahrhundert. Ihm wurden zu Beginn des 20. Jh. elegante Erdgeschoßarkaden vorgelegt, die eine lange Terrasse tragen. Über dem Osteingang sind die Wappen des Grafen Edgar Hoyos und seiner Gattin Helene, einer geborenen Gräfin Kinsky, angebracht. Am Ostende des Haupttraktes steht ein hoher quadratischer Turm. Unterhalb seines hochgezogenen Keildaches läuft eine mit halbrunden Eckerkern versehene Galerie um den Turm. Auch sie stammt vom Umbau des Jahres 1901. Am gegenüberliegenden Ende des Gebäudes ist die mit einem Kegeldach gedeckte Schlosskapelle angebaut. Sie wurde erst nach 1901 durch einen niedrigen Gang mit dem Hauptschloss verbunden. An der Südwestseite wurde im 19. Jh. eine Sala terrena eingerichtet. Von der breiten Terrasse vor dem Haus führt eine ebenso breite Freitreppe in den Garten hinunter. Im Inneren haben einige Räume trotz der vielen Umbauten ihre historistische Atmosphäre bewahrt, so der tonnengewölbte Speisesaal und das Musikzimmer mit seinen großen Wandbildern. Aus der Barockzeit sind noch gedrechselte Holzportale sowie ein Kamin erhalten. Ansonsten ist vom beweglichen Inventar kaum etwas vorhanden.

Lage: Niederösterreich/Alpenvorland – ca. 6 km südöstlich von Melk

Ort/Adresse: 3383 Hürm

Besichtigung: nur von außen möglich

Homepage: www.lfs-soos.ac.at/page.asp/91.htm


Weitere Literatur:


17.08.2005