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Eppenstein


Die Burg Eppenstein wird urkundlich 1160 erstmals erwähnt, als sie bereits im Besitz der Traungauer war. Sie gehörte jedoch zuvor den 1122 ausgestorbenen Markgrafen und Kärntner Herzogen von Eppenstein, die in Judenburg residierten. Diese Eppensteiner hatten schon im Jahre 927 Besitzungen im Aichfeld. Damals dürfte wohl auch bereits eine erste hölzerne Wehranlage auf dem vorspringenden Felsen errichtet worden sein. Die heutige Anlage ist aber erst unter den Traungauern entstanden. Als neue Landesfürsten der Steiermark besaßen sie umfangreichen Grundbesitz im Murtal, dem Aichfeld und im Granitztal. Eppenstein war Verwaltungssitz dieses Gebietes. Außerdem hatte es den wichtigen Handelsweg von Judenburg über den Obdacher Sattel nach Kärnten zu sichern. Die Burg wurde an Dienstleute verlehnt, die sich ebenfalls nach ihr nannten. Im 13. Jahrhundert gehörte Eppenstein den Herren von Wildon. Zwar wurde ihnen 1268 vom böhmischen König Przemysl Ottokar II die Feste aberkannt, da Herrand von Wildon an einer Verschwörung gegen ihn teilgenommen hatte, doch konnte sie dieser nach Ottokars Untergang 1276 zurück erobern, wobei er die Besatzung über die Klinge springen ließ. Um 1300 wurde die Burg landesfürstlich. Die danach eingesetzten Burggrafen gehörten den Familien Lobminger, Teufenbach, Pfaffendorf und Wallsee an. Seit 1359 war Paul Ramung Pfleger. Ab 1384 gehörte ihm die Burg als Pfandbesitz. 1437 wurde die kleine romanische Anlage großzügig in eine gotische Festung umgebaut. 1480 ließ ein Teufenbacher im Zuge von Erbstreitigkeiten seine eigene Schwester in den Turm werfen. Im gleichen Jahr war die Burg bereits so wehrhaft, dass die vorbeiziehenden Türken es nicht wagten, sie anzugreifen. Dies hielt die Ungarn allerdings nicht ab, sie zwischen 1482 und 1489 durch List und Verrat zu besetzen und den Pfleger Georg von Teufenbach gefangen zu nehmen. Unter ihnen, aber auch nach ihrem Abzug, wurden die Befestigungen weiter verstärkt.

Im 16. Jahrhundert wurde die Anlage durch einen Großbrand und ein Erdbeben schwer beschädigt. 1570 war nur mehr ein kleiner Teil bewohnbar. Obwohl die Burg 1596 unter den österreichischen Kreidfeuerstellen aufscheint, dürfte sie nur notdürftig wiederhergestellt worden sein, da der damalige Pfandherr, der innerösterreichische Hofvizekanzler Wolfgang Schrantz, es vorzog, die von der Regierung zur Verfügung gestellten Gelder vorwiegend für die Ausgestaltung des am Fuße des Burgberges gelegenen Schlosses Neueppenstein zu verwenden. 1608 verkaufte der Staat die Herrschaft an Max von Schrottenbach. Unter den Besitzern der nächsten 50 Jahre fällt vor allem Christoph Alban von Saurau unangenehm auf, der seine Untertanen ausbeutete und einen Kohlenträger erschlug, der ihm nicht rasch genug ausgewichen war. Er wurde schließlich in Haft genommen und starb 1652 im Kerker auf dem Grazer Schlossberg. 1656 erwarb die Familie Sidenitsch die bereits ruinöse Burg. Sitz der Herrschaft war vorerst das im benachbarten Ort Allersdorf liegende Neuschloss. Doch wurde bald Eppenstein mit Weißenthurn und Farrach zu einer Herrschaft zusammengelegt, wobei Schloss Farrach Sitz der Verwaltung wurde. Das militärisch und verwaltungsmäßig nicht mehr benötigte Eppenstein wurde endgültig zur Ruine. 1754 kaufte Anton Graf Gaisruck den bereits stark verschuldeten Besitz. 1840 gelangte er an die Freiherren von Sessler-Herzinger. Derzeit gehört das Areal der Ruine der Familie Schwarz. Ein örtlicher Burgverein bemüht sich um die Sicherung und Restaurierung der Anlage.

Eppenstein ist eine weithin sichtbare, lang gestreckte Burgruine auf einem steilen Bergrücken, 200 m über dem Talboden. Der Zugang zur Burg wurde durch ein großes Geschützrondell und damit verbundene Vorwerke gesperrt. Die Mauern dieses halbkreisförmigen Rondells haben einen Durchmesser von 17 m und eine Dicke von 3m. Sein Untergeschoß diente gelegentlich als Gefängnis. Neben dem Tor sicherte noch ein kleineres Rondell den Zufahrtsweg. Diese mächtigen Renaissance-Befestigungen wurden um 1484 errichtet. Durch zwei zusätzliche Wegsperren, dem mit einer Zugbrücke versehenen Eisernen Tor und einem weiteren, einst mit einem Fallgitter versehenen Tor, gelangt man in den schmalen, von Felsen umgebenen, inneren Burghof. Die Schutzmauer, die das fast senkrecht abfallende Gelände sichert, wurde vom Pfleger Wolf Graswein in der zweiten Hälfte des 16. Jh. angelegt. Die Wasserversorgung der Burgbewohner erfolgte über eine hier befindliche Zisterne. Am besten erhalten ist das unregelmäßige Fünfeck der Ringburg auf der Westspitze des Felsens. Diese Turmburg ist auch der älteste Teil der noch vorhandenen Bauten. Sie stammt aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Ihre Außenmauern sind direkt auf den Fels aufgesetzt. Sie umschließen einen Raum von nur 13 x 14 m. Östlich davon liegt etwas tiefer, auf einer künstlich eingeebneten Felsstufe, der Palas aus dem 14. Jh. Die dort eingebaute Doppelkapelle ist an ihren gotischen Fenstern erkenntlich. Sie war dem Hl. Andreas geweiht. Da die Burg ein vorwiegend militärischer Zweckbau war, gab es in ihr keine Prunksäle. Im Westen befindet sich noch ein Burgtor, während der einstige Hauptzugang im Mauerring der Vorburg heute unpassierbar ist.

Lage: Steiermark/Murboden – ca. 8 km südöstlich von Judenburg

Besichtigung: jederzeit frei zugänglich

Homepage: www.eppenstein.steiermark.at/bildung/0300_burgverein.htm


Weitere Literatur:


12.08.2005