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Palais Hoyos


Im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts bemühte man sich im Rahmen eines städtebaulichen Konzeptes einen repräsentativen Auftakt zum Rennweg sowie eine noble Umrahmung des Schwarzenbergplatzes zu schaffen. 1889 trat der Architekt Otto Wagner mit der Errichtung von drei Wohnhäusern auf den Gründen des ehemaligen Dreifaltigkeitsspitales, das Kaiser Josef II später der k. k. adelig-polnischen Leibgarde als Kaserne zur Verfügung gestellt und nach deren Auflösung der deutschen Arcierenleibgarde gedient hatte, selbst als Bauherr auf. Es entstanden die Häuser Rennweg 1, 3 und 5 als einheitlicher Komplex. Wagner behielt das mittlere Gebäude für sich. Es ist das schönste der drei Bauten und gilt als eines seiner Hauptwerke. Die Abwendung vom späthistoristischen Fassadendekor und die Verwendung einer neuartigen floralen Ornamentik werden als wichtige Schritte zur Entwicklung des Jugendstils bezeichnet. Wagner verkaufte sein Palais aber bereits 1903 an die verwitwete Gräfin Marie Hoyos. 1957 wurde es aus dem Familienbesitz der Grafen Hoyos an den jugoslawischen Staat verkauft, der dort seine Wiener Botschaft einrichtete. Nach dem Zerfall Jugoslawiens in mehrere selbständige Staaten, dient es seither als Botschaft Serbiens und Montenegros.

Die reich geschmückte Fassade wirkt wie ein Gemisch aus Rokoko- und Jugendstil. Sie ist dreigeteilt. Das gebänderte Sockelgeschoß wird durch schmucklose Fensteröffnungen gegliedert, die mit einfachen Eisengittern verschlossen sind. Das schmale Portal liegt in der linken Seitenachse des Gebäudes. Das Tor zeigt reich verzierte schmiedeeiserne Flügel, deren Ornamentik an das Rokoko erinnert. Im Hauptgeschoß fallen vor allem die beiden seitlichen, tief eingeschnittenen Loggien auf, deren qualitätvollen schmiedeeisernen Brüstungen etwas aus der Fassade vorkragen. Dazwischen liegen drei hohe, ebenfalls etwas eingeschnittene Fenster zwischen zwei einfachen und zwei doppelten Pilastern. Diese scheinen ein reich geschmücktes Gebälk zu tragen, dessen Gesims das Hauptgeschoß von der obersten Fassadenzone trennt. Sie ist im Gegensatz zur architektonisch gegliederten unteren Fassadenhälfte zum Teil malerisch gestaltet und reich mit Neorokoko-Stuck verziert. Die fünf rechteckigen Fenster und die darüber liegenden runden Lichtöffnungen wirken dadurch wie eine Einheit. Die zwei, vor die glatten Wandflächen gestellten plastischen Figurengruppen zeigen Putten, die antikisierende Büsten halten. Fruchtgirlanden umgeben die Fenster. Unter dem stark vorspringenden Kranzgesims, das die Fassade nach oben abschließt, verläuft ein ornamentaler Fries, der fünf Porträts bekannter Künstler wie Michelangelo, Dürer und Raffael verbindet. Auch das Innere wurde von Otto Wagner geplant. Besonders bemerkenswert ist die repräsentative zweiläufige Treppe mit ihrem prunkvollen schmiedeeisernen Geländer. Es ist in Rocaillen und dünnen Blättern aufgelöst und war ursprünglich verschiedenartig lackiert und vergoldet. Die Räume der Beletage sind mit Holzvertäfelungen ausgestattet und mit vergoldeten Stuckarbeiten im Neorokokostil geschmückt. Im heutigen Botschafterzimmer steht ein Marmorkamin aus der Bauzeit.

Ort/Adresse: 1030 Wien, Rennweg 3

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


08.08.2005