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Thomasberg


In einer Urkunde Otakars IV wird 1192 Otto de domesperg als Zeuge genannt. Er war ein Ministeriale der steirischen Ottokare. Der Wehrbau, nach dem er sich nannte, befand sich jedoch wahrscheinlich nicht an der Stelle der heutigen Burg und wurde bald nach seinem Tod wieder aufgegeben. Wer die jetzige Anlage um die Mitte des 13. Jahrhunderts errichtete, ist geschichtlich nicht gesichert. Man vermutet die Familien Torsäuler oder von Ziegersberg als Bauherren. Die Burg diente als Verwaltungsmittelpunkt der Herrschaft. Außerdem hatte sie die Straßenverbindung Edlitz-Krumbach zu sichern. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts befand sich Thomasberg im Besitz der Königsberger. 1503 wird als Burgherr Ehrenreich von Königsberg genannt. Er und vor allem Wolf Matthäus von Königsberg bauten in den nächsten Jahrzehnten die mittelalterliche Burg spätgotisch um und aus. Über Ehrenreich Christoph von Königsberg und dessen Tochter Eva Regina kam die Herrschaft in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts an Johann Quintin von Jörger. 1644 gelangte sie durch Vergleich an Adam Graf Batthyány, der sie 1653 Karl von Pergen überließ. Dieser ließ die Kapelle, die unter den Königsbergern bis 1630 von protestantischen Predigern geführt wurde, neu ausstatten. Zum Besitz der Pergen zählten damals neben Thomasberg auch Seebenstein und Aspang sowie einige kleinere Güter. Die Burg wurde ab der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts kaum mehr bewohnt. Es war jedoch vorgesehen, dass sie im Kriegsfall von 20 bis 30 Soldaten verteidigt werden würde. Auch sollte die Bevölkerung von Edlitz bei Gefahr hier Schutz suchen. Karl II von Pergen hatte sein Interesse dem von ihm erworbenen Feistritz zugewandt und Thomasberg vernachlässigt. Zwar ließ sein Sohn Joseph Anton die Gebäude teilweise neu eindecken, doch konnte dies den langfristigen Verfall nicht aufhalten. Auch Josef Freiherr von Dietrich, der 1815 die Herrschaft erworben hatte, ließ noch einige Zimmer sowie die Toranlage instand setzen, doch kam der Besitz durch die Verschwendungssucht seines Schwiegersohnes Fürst Ludwig Sulkowsky immer weiter herab. Nach einigen Besitzern ging Thomasberg 1902 an die Industriellenfamilie Hamburger über. Die mit der Hamburger AG in Pitten nach wie vor verbundene Familie Prinzhorn sowie die Familie Lutz stellen auch heute noch die Burgherren.

Die Burg liegt oberhalb des Edlitztales auf einem Geländesporn, der nach drei Seiten steil abfällt. Lediglich die Süd- bzw. Südostseite musste wegen des dort sanft ansteigenden Hangrückens besonders gesichert werden. Daher wurde sie dort um 1500/1520 durch eine, in Niederösterreich einzigartige, monumentale Schildmauer mit drei bastionsartigen Ausbauten verstärkt. Sie ist ca. 18 m hoch, zwischen 5 und 7 m stark und in der Mitte stumpf abgewinkelt. Ihr Oberteil ist von zahlreichen rechteckigen Schießfenstern durchbrochen, hinter denen bis zu zwei Meter breite Wehrgänge lagen. Interessant sind drei, heute allerdings bereits stark verwitterte Steinköpfe, die in etwa 14 m Höhe in die Außenmauer der Südbastion eingesetzt sind. Einer davon streckt die Zunge heraus. Die Köpfe wenden sich dem Tor zu und sollten wohl der Verspottung anrückender Feinde dienen. Die gotische Kernburg inklusive der Schildmauer ist von einer niedrigeren äußeren Ringmauer umgeben. Ihr ist im Süden und Südosten ein breiter Halsgraben vorgelegt. Bemerkenswert ist die auf gemauerten Pfeilern ruhende Holzbrücke, die zum in den Graben vorgebauten Torturm der äußeren Ringmauer führt. Sie war einst als Zugbrücke eingerichtet und wurde im 16. Jh. durch eine Wippbrücke ersetzt. Im ersten Viertel des 19. Jh. baute man sie wieder in eine Zugbrücke um. Ihr Mittelteil weist auch heute noch einen beweglichen Brückenteil auf. Neben dem rundbogigen Tor liegt eine schmale Fußgängerpforte. Oberhalb des Tores erkennt man die Reste eines Allianzwappens. Vorhanden ist jedoch nur mehr die Terrakottaplatte, die das Dietrichstein-Wappen zeigt und auf Margarethe von Dietrichstein Bezug nimmt, die mit dem 1505 verstorbenen Johann von Königsberg verheiratet war. Das darüber liegende Obergeschoß des Turmes diente im 16. Jh. dem Torwächter als Wohnung. Es war mit Maschikuli versehen, doch haben sich davon nur mehr zwei Kragsteine erhalten. Hinter dem Torturm führt ein schmaler Zwinger um die Kernburg. An der Ostseite sind die originalen Zinnen der Außenmauer noch erhalten. Der Zwinger weitet sich im Südwesten zu einem kleinen Hof. Die beiden hier stehenden ehemaligen Wirtschaftsgebäude aus dem 16. Jahrhundert wurden von den derzeitigen Eigentümern zu Sommerwohnungen ausgebaut.

Die nahezu fünfeckige Kernburg wurde zwar Ende des 18. Jahrhunderts dem Verfall preisgegeben, doch sind ihre Außenmauern noch in voller Höhe erhalten. Ihr ehemaliges, hoch gelegenes Rundbogentor an der Südseite wurde bei der Errichtung der Schildmauer vermauert und in die südwestliche innere Ringmauer verlegt. Deren Mauerwerk geht großteils auf einen gotischen Wiederaufbau von 1290/1330 zurück, doch finden sich auch Mauerreste einer noch älteren Wehranlage. An der Nordseite der Kernburg springt der segmentbogige Chorschluss der noch gut erhaltenen Ruine der spätgotischen Burgkapelle bastionsartig gegen das Edlitztal vor. Sie war ein großer, ursprünglich zweijochig gewölbter Saalraum und stammte aus der Zeit um 1500/1520. Vom einstigen Kreuzgratgewölbe haben sich aber nur mehr die Ansätze erhalten. Der Zugang erfolgte vom Zwinger her durch ein Schulterbogenportal. An der Südostmauer führte ein weiteres Schulterbogenportal zur zweischiffigen Herrschaftsempore. Sie ruht auf einem Achteckpfeiler. Die Chormauer ist von zwei spitzbogigen lanzettenartigen Fenstern durchbrochen. An den Seitenmauern gaben zusätzlich zwei rundbogige Lanzettfenstern Licht. Die Herrschaftsempore wurde von zwei der Chormauer entsprechenden Spitzbogenfenster beleuchtet. Die Fensteröffnungen waren farbig gerahmt, die Laibungen mit Quadermalereien geschmückt. Von dieser malerischen Ausstattung, wie auch von den violetten Farbbändern des Gewölbes, haben sich nur noch wenige Spuren erhalten. Die einst freistehende Kapelle war mit der Hochburg durch eine Holzbrücke verbunden, doch wurde der darunter liegende Zwingerteil später vermauert.

Der dreieckige Innenhof ist von den Ruinen viergeschossiger Wohntrakte umgeben. Der westliche Wohntrakt beherbergt im Kern den Palas des 13. Jahrhunderts. Die meisten Hofmauern stehen noch aufrecht. Lediglich der Osttrakt ist bereits ein Trümmerhaufen. Dadurch wurde die Schildmauer mit ihren vorgeblendeten Spitzbogen hofseitig freigelegt. Die Wohntrakte des Hofes wurden, wie dendrochronologische Untersuchungen zeigen, um die Mitte des 14. Jahrhunderts errichtet, im 16. Jh. aber stark ausgebaut. Die Räume des Erdgeschosses und des ersten Stocks waren gewölbt, jene der Obergeschosse hatten flache Decken. Spätmittelalterliche Kragsteine lassen auf einstige Balkone schließen. An der Außenmauer springen drei Abtrittschachte in den Zwinger vor. Im zweiten Obergeschoß zeigt ein vermauertes Rundbogenfenster als Rest einer mehrteiligen Fenstergruppe an, dass sich zu Beginn des 14. Jh. hier eine beheizbare Kemenate befunden hat. Die Hoffassaden waren mit ornamentalen Malereien geschmückt. Fragmente davon haben sich noch erhalten. Die Existenz eines Bergfriedes ist heute nicht mehr nachzuweisen, doch ist ein solcher als Bestandteil der gotischen Burg durchaus anzunehmen. Der schwache, in den Hof vorspringende viergeschossige Turm war lediglich ein Treppenturm. Er wurde erst in den Jahren um 1530/50 erbaut. Vor dem Halsgraben lag der großteils aus Holz gebaute und mit Stroh gedeckte Meierhof. Von ihm haben sich nur kümmerliche Mauerreste des Kellerbereiches erhalten. Die am Weg zum Torbau stehende Statue aus dem 18. Jh. stellt übrigens nicht den Hl. Thomas sondern den Hl. Benedikt dar.

Lage: Niederösterreich/Bucklige Welt – ca. 3 km südlich von Edlitz

Besichtigung: nicht möglich


Weitere Literatur:


04.08.2005