Ob es sich bei einer der beiden Burgen des Trixnertales, die König Arnulf 895 dem Grafen Wilhelm von Gurk schenkte, um Waisenberg handelte, ist nicht erwiesen. Die heilige Hemma (Gräfin von Friesach-Zeltschach) übergab die Burg um 1043 dem Nonnenkloster Gurk. 1072 kam sie an das Bistum Gurk. Dieses gab Waisenberg häufig als Lehen weiter. In der damaligen Zeit war es nicht immer leicht, seine Lehenrechte durchzusetzen. 1167 musste Bischof Heinrich I die Burg von Volbert von Liebenberg um 100 Mark Silber zurückkaufen. Damals wurde sie auch erstmals urkundlich genannt. Zusammen mit Obertrixen sperrte Waisenberg die Talstraße nach Klein-St. Veit. Aus Urkunden, die auf Waisenberg ausgestellt wurden, kann man ersehen, dass es zeitweise auch von den Bischöfen bewohnt wurde. Meist wurde es jedoch von Pflegern verwaltet. Der 1246 genannte Hartwich von Waisenberg war Truchseß von Gurk. Im 15. Jahrhundert war die Burg an die Familie Weißpriach verlehnt. 1530 verkaufte der Administrator des Gurker Stiftes, Anton Salamanca-Hoyos, Waisenberg an Hans von Silberberg. Dessen Tochter Anna bzw. ihr Schwager veräußerte die Herrschaft 1569 an Andrä von Spangstein. 1641 wurde Claudius Schneeweiß von Arnoldstein Burgbesitzer. Vierzig Jahre später saß Siegmund Graf von Welz auf Waisenberg, das schließlich 1713 von Graf Georg Balthasar Christalnigg erworben wurde. Sein Sohn Georg Andreas brachte die Herrschaft in einen Fideikommiß ein. Nach einem Brand im Jahr 1790 wurde die bis dahin bewohnte Burg nicht mehr aufgebaut, sondern dem Verfall überlassen. 1940 kam die Ruine an die Deutsche Ansiedlungsgesellschaft, wurde aber 1949 wieder der Familie Christalnigg zurückgegeben. 1992 begann man mit Sanierungsmaßnahmen, doch ist die Ruine heute wieder weitgehend verwachsen. Offenbar gibt es bereits seit längerer Zeit auch keine Veranstaltungen in der Ruine mehr. Es wäre zu wünschen, dass der Grundeigentümer und/oder ein örtlicher Verein sich um die immer noch stattliche Anlage annehmen würden, damit diese wieder der Allgemeinheit zugänglich gemacht werden könnte. (2012: Diese von mir vor 7 Jahren ausgesprochene Hoffnung hat sich leider nicht erfüllt. Mittlerweile gibt es keinen Zugangspfad mehr. Der gesamte Burghügel ist mit Dornengebüsch versehen, das es allerdings verständlich macht, wie wirkungsvoll und mit geringen Mitteln Angreifer fern gehalten werden konnten. Ein einzelner Landwirt hat mit einer teilweisen Freilegung des Hanges begonnen. Der Burgherr dürfte am Besitz seiner Ahnen völlig uninteressiert sein.)
Die ausgedehnte Ruine liegt auf einem der Saualpe vorgeschobenen Bergkegel im Trixnertal. Sie ist der bedeutendste Wehrbau dieses an Burgen reichen Tales. Wenn auch eine Inschrift aus dem 16. Jh. von Waisen spricht, so dürfte der Burgname doch von den weißen Felsen des Burgberges abgeleitet sein, die zur Errichtung der Anlage verwendet wurden. Die heutigen Bauten der spätgotischen Feste stammen vorwiegend aus dem ersten Drittel des 16. Jh. Von der romanischen Burg ist nichts mehr erhalten. Die aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts stammende viergeschossige Hauptburg hat einen annähernd quadratischen Grundriss. Sie ist vollständig von einer breiten, durch Quermauern unterteilten Zwingeranlage aus dem 16. Jahrhundert umgeben. Die 230 m lange Ringmauer ist mit einem einfachen rechteckigen Turm im Nordwesten und einem wehrhaften zweigeschossigen Torturm im Südosten verstärkt. Obwohl sie mit Zinnen und Scharten ausgestattet ist, hatte sie wohl eher einen repräsentativen als wehrhaften Charakter. Der Zugang zur Burg liegt an der Südostecke des Zwingers. Über dem rundbogigen ersten Tor, das seine einstige Hausteinumrahmung längst verloren hat, erkennt man drei flache Nischen, in denen sich ursprünglich ein Wappenrelief sowie zwei Figuren befanden. Der Wappen- und Inschriftstein wurde angeblich erst zu Beginn des 20. Jh. nach Schloss Eberstein gebracht. Rechts und links vom Tor befindet sich je ein Schießfenster. Im quadratischen Torturm verbindet eine Wendeltreppe aus der Zeit nach 1569 die beiden Geschosse. Über diese Stiege war auch der etwas höher liegende Südteil des Zwingers erreichbar. Die hintere Öffnung der gewölbten Torhalle war, wie der Mauerfalz zeigt, durch ein Fallgitter verschließbar. Eine kleine Ausfallpforte befand sich an der Südseite der Ringmauer. Sie führte in den, durch eine Quermauer abgetrennten basteiartigen Zwingerteil, der auch über die Stiege des Torturmes erreichbar war.
An der Nordwestecke der Hauptburg springt der mächtige runde Bergfried (15. Jh.) vor. Im Gegensatz zu den sonst bei diesen Türmen üblichen schmalen Lichtscharten ist er mit besonders großen Fenstern ausgestattet. Er beherbergte auch die von einer Flachkuppel überwölbte Andreaskapelle. Der kreisförmige, einst romanische Raum weist einen Durchmesser von 6,6 m auf. Im darüber liegenden Zimmer erkennt man ein einfaches Stuckgewölbe, große Fensternischen und die Reste eines Kamins. Der Turm ist heute mit einem flachen, aber unpassenden Schutzdach versehen. Neben dem Bergfried liegt das zweite Tor, das heute weitgehend verfallen ist. Der Bergfried lehnt an der Nordwestecke des dreigeschossigen quadratischen Palas. In dessen nördlichen, eingestürzten Trakt sind noch spätgotische profilierte Fensterrahmen zu erkennen. Der Wohntrakt ist durch eine gewölbte Torhalle an der Westmauer der Hauptburg zugänglich. Der einst frühgotische Palas wurde im 15. und 16. Jahrhundert durch Umbauten stark verändert. So wurden ihm hofseitig einstöckige Arkaden vorgelegt. Ein langes Treppenhaus in der Nordwestecke des Hofes führte zu den relativ großen Räumen des ersten und zweiten Stockes. Die Stufen der zweiarmigen Treppe sind allerdings nicht mehr vorhanden. In der südöstlichen Ecke des Hofes lag der Brunnen. Große Teile der den Hof umgebenden Bauten sind wie der Südtrakt bereits zu einem Schutthaufen zusammengefallen. Der herumliegende Müll ist beträchtlich. Am besten erhalten ist der Westteil des Palas.
Lage: Kärnten/Bezirk Völkermarkt – ca. 7 km nordwestlich von Völkermarkt
Besichtigung: derzeit nur für Wagemutige möglich, aber ohnehin verboten
Weitere Literatur:
29.07.2005