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Palais Nákó


Die Besitzer des Hauses Dorotheerstraße 11 lassen sich bis in die erste Hälfte des 16. Jh. zurückverfolgen. Von 1671 bis 1684 scheint Hans Jakob Baron Brassican von Emerberg als Hausherr auf. Weitere Eigentümer waren Mitglieder der Familien Daun, Breuner, Sinzendorf und Harrach. Wer genau der Bauherr des jetzigen Palais war, ist genauso wenig bekannt wie der Architekt, doch stammt es aus der zweiten Hälfte des 18. Jh. 1804 befand es sich im Besitz des August Edlen von Holzmeister, der es ein Jahr später an Anna Maria von Dietrichstein verkaufte. Es wurde vorwiegend von Mietparteien bewohnt. So logierte hier von 1805 bis 1807 Mozarts Witwe Constanze mit ihren Söhnen Wolfgang und Carl. 1812 besaß es Nikolaus Fürst Esterhazy, ein Jahr später Alois Fürst Kaunitz-Rietberg, ein Sohn des Staatskanzlers. 1823 mußte der verschuldete Fürst das Palais im Exekutionswege an das Bankhaus Arnstein und Eskeles abtreten. Bereits zwei Jahre später verkaufte es das Bankhaus an den ungarischen Grafen Alexander Nákó de Szent-Miklos. Dadurch wird die in manchen Publikationen erwähnte Episode, daß Baron Eskeles hier einen Salon unterhielt, in dem die vornehme Welt Wiens verkehrte, eher unwahrscheinlich. Graf Nákó ließ das Gebäude aufwendig restaurieren und bewohnte es anschließend mit seiner Familie und einer größeren Anzahl von Dienstboten. 1895 verkaufte Koloman Graf Nákó das Haus an die beiden Baumeister Ignaz Fleischer und Salomon Stein. Sie renovierten den Bau neuerlich, veräußerten ihn aber bereits 1896 an den Kunsthändler Hugo Othmar Miethke, der ihn als Kunstgalerie und Wohnsitz nutzte. Von seinen Erben erwarb 1936 das Dorotheum das Palais, adaptierte es für seine Zwecke und richtete hier seine Kunst- und Briefmarkenabteilung ein. Nachdem 1993 das Dorotheum diese Abteilungen wieder in das Hauptgebäude verlagert hatte, mietete die Gemeinde Wien das Palais vom Bund und stellte es dem Jüdischen Museum Wien zur Verfügung.

Dieses einstige Barockpalais wurde im Laufe seiner Geschichte mehrfach verändert und umgebaut, so daß sich von der ursprünglichen Ausstattung fast nichts erhalten hat. Die Fassade wurde von Graf Nákó um 1830 klassizistisch umgestaltet. Damals erhielt sie die große Pilasterordnung und den Dreieckgiebel. Das Portal aus der zweiten Hälfte des 18. Jh. hat sich erhalten, doch wurde ihm 1895 eine Verdachung aufgesetzt. Gleichzeitig wurde auch der Innenhof überdacht. Bei einer Renovierung in den Jahren 1981/82 brachte man im damaligen Versteigerungssaal des Dorotheums ein aus dem 1970 abgerissenen Palais Kaunitz stammendes Deckenfresko von Antonio Marini (1820) an. Es stellt Jupiter und Juno dar, denen Ganymed den Nektarkelch reicht. Da es nicht sehr gut zu den Exponaten des Jüdischen Museums passt, wurde es inzwischen abgedeckt.

Ort/Adresse: 1010 Wien, Dorotheergasse 11

Besichtigung: Während der Öffnungszeiten des Museums kann das Palais im Inneren besichtigt werden.


Weitere Literatur:


27.08.2002