Bis zum 16. Jahrhundert existierten zwei Burgen dieses Namens. Die obere Anlage stammte aus dem 12. Jahrhundert. Sie wurde später Ober- oder auch Alt-Eberstein genannt. Das etwas tiefer gelegene Unter- oder Neu-Eberstein dürfte im 13. Jahrhundert errichtet worden sein. Als dieses in der zweiten Hälfte des 16. Jh. zum Schloss um- und ausgebaut wurde, gab man die alte Burg endgültig auf und überließ sie ihrem Schicksal. Auf einem Stich von Valvasor (1688) ist sie bereits als Ruine zu erkennen. Heute gibt es von ihr nur mehr geringe Spuren. Das untere Schloss – also das heutige Eberstein – ist ein aus mehreren Objekten zusammengesetzter ausgedehnter Komplex, dessen einzelne Bauten durch Arkadengänge verbunden waren. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde das Renaissanceschloss ein Opfer der damals beliebten Windsor-Neugotik. Graf Alfred Christalnigg ließ es zwischen 1868 und 1872 durch den Architekten Bierbaumer im Tudorstil umbauen. Die Hauptteile der einstigen Burg sind jedoch klar zu erkennen. Der wuchtige Palas erstreckt sich von Süden nach Westen. An der Westseite verstärkt der vierstöckige, mit Scharwachtürmchen behübschte Torturm die hier verlaufende Wehrmauer. Der einstige Halsgraben wird heute von einer steinernen Auffahrt überbrückt. In der Nordwestecke sicherte ein runder Turm die dahinter liegenden Wohntrakte. Diese wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit Kassettendecken, Wandvertäfelungen und Türblätter im Stil des Historismus reich ausgestattet. Die bereits 1252 erwähnte Burgkapelle, die bis 1972 als dem Hl. Georg geweihte Pfarrkirche diente, nimmt die Südostecke ein. Ihr romanisches Schiff erhielt 1480 ein dreijochiges Gewölbe mit Netzrippen. An das kreuzgewölbte Chorquadrat, über dem sich ursprünglich der Turm befand, schließt im Osten eine Rundapsis an. Das gewölbte Oratorium im Obergeschoß wurde um 1730 reich mit Stuck verziert. Der Hochaltar wird Johann Pacher aus St. Veit zugeschrieben und dürfte um 1760 entstanden sein. Ein Wandgemälde mit der allegorischen Darstellung von Gesetz und Gnade stammt von Wenzel Aichler. Es ist mit 1562 datiert. 1993 wurde ein gotisches Kreuzigungsfresko neben dem südlichen Eingang freigelegt. In der Kapelle befindet sich auch ein interessantes Epitaph des Leonhard Christalnigg und seiner Familie. Aus der Burg Waisenberg wurde ein Gedenkstein von 1596 sowie eine Portalinschrift aus der ersten Hälfte des 16. Jh. im Hof eingemauert.
831 schenkte König Ludwig der Deutsche dem Salzburger Erzbischof Adalram das Gebiet des unteren Görtschitztales. Während des Investiturstreites gelang es 1077 Aribo Pfalzgraf von Bayern, dem Stammvater der Görzer Grafen, das Gebiet um Eberstein als Salzburger Lehen zu erwerben. Man nimmt an, dass im Investiturstreit, als von den Bischöfen Hohensalzburg, Werfen und der Friesacher Petersberg zu Festungen ausgebaut wurden, auch Ober-Eberstein als noch hölzerne Befestigung errichtet wurde. Bald war es Zentrum der ältesten Görzer Herrschaft in Kärnten. Aribos Enkel, Engelbert II Graf von Görz, nannte sich bereits 1132 auch nach Eberstein, dessen Name, wie jener der benachbarten Saualpe auf die zahlreichen Wildschweine zurückgeht, die hier erstklassige Jagdmöglichkeiten boten. Die Burg beherrschte das hier besonders enge Tal, wodurch die Verkehrsverbindung von Althofen nach Hüttenberg und in die Steiermark jederzeit kontrolliert werden konnte. Durch Heirat kam die obere Burg an Otto II von Lengenbach-Rehberg. Den Görzer Grafen gelang es bald, die Salzburger Lehensherrschaft abzuschütteln. Erzbischof Eberhard II von Salzburg wollte 1222 die Herrschaft wieder in seinen Besitz bringen und ließ den sich dagegen auflehnenden Otto V nach seiner Rückkehr aus dem Heiligen Land gefangen setzen. Nach dessen Tod fiel Eberstein aber wieder an die Görzer Grafen zurück, die es 1427 an Hans Greisenecker verpfändeten. Im Streit um das Erbe der Grafen von Cilli unterlagen die Görzer gegen Kaiser Friedrich III und mussten 1460 im Frieden von Pusarnitz ihren gesamten Kärntner Besitz an den Kaiser abtreten. Das nun landesfürstliche Eberstein wurde 1460 an den bisherigen Pfleger Andreas von Greiseneck verpfändet. Er beantragte und erhielt vom Kaiser die Erlaubnis, die obere Burg bis auf einen Turm abzutragen und die hohe Gerichtsbarkeit auf seinen Sitz Ober-Hornburg zu übertragen.
Einige Jahre später schloss er sich dem Aufstand des Andreas Baumkircher an, wofür er 1471 gemeinsam mit diesem in Graz enthauptet wurde. Seine Familie verlor zwar ihren steirischen Besitz, durfte aber Ober-Eberstein kurzfristig behalten. Es kam aber bald an Wolfgang von Erolzheim, der es 1474 an Veit Welzer verkaufte. Auf der unteren Feste saß seit dem 14. Jahrhundert ein Gösser Ministerialen-Geschlecht, das sich nach Eberstein nannte. Friedrich von Eberstein war 1311 Görzer Marschall. 1393 war Mix von Eberstein zugleich Pfleger von Ober- und Eigentümer von Unter-Eberstein. Nach dem Aussterben der Familie war den Welzern bereits das untere Schloss durch Heirat zugefallen. Viktor Welzer ließ es schlossartig ausbauen. 1596 wurde Leonhard Welzer mit der Herrschaft belehnt. Als Gebhard Welzer 1630 starb, kam es zu einer Erbteilung, bei der Eberstein an den Gewerken Georg David Christalnigg zu Gillitzhof verkauft wurde. Es wurde in einen Fideikommiß eingebracht und blieb bis 1935 bei seiner, 1721 in den Grafenstand erhobenen Familie. Im 18. Jh. kam es zu größeren Renovierungsarbeiten. Vor allem die Kapelle wurde neu ausgestattet. Auf die Christalnigg folgten für wenige Jahre die Österreichische Creditanstalt sowie die Österreichische Realitäten AG. Von 1939 bis 1945 diente das Schloss den Hermann-Göring Werken in Linz als Erholungsheim. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es der Familie Riedl übergeben, die es bereits 1938/39 kurzfristig besessen hatte. Derzeit gehört das Schloss der Familie Hochfellner und wird auch von ihr bewohnt.
Lage: Kärnten/Bezirk St. Veit – ca. 15 km südlich von Hüttenberg
Ort/Adresse: 9372 Eberstein
Besichtigung: nur von außen möglich
Weitere Literatur:
20.07.2005