Idolsberg zählte im 12. Jahrhundert zu jenen kleineren Burgen, wie Thurnberg oder Schwarzenberg, die den Kampübergang des Polansteiges, eines wichtigen mittelalterlichen Verkehrsweges zu sichern hatten. Als erster bekannter Burgherr wird Ortholphus de Idolsperge ab 1143 mehrfach urkundlich genannt. 1347 saß hier Hans von Keynau. Im 15. Jahrhundert befand sich die Burg im Besitz der südmährischen Herren von Jaispitz und Kunstadt. Jan von Jaispitz war 1430 in die Kämpfe um die Vormundschaft für Ladislaus Posthumus verwickelt. Um 1524 gehörte die Herrschaft Johann von Lamberg. Er verkaufte sie 1546 an Erasmus Leisser, bei dessen Familie sie fast 200 Jahre blieb. Zu Beginn des 30-jährigen Krieges wurden Burg und Dorf zerstört, aber bald wieder aufgebaut. Dabei dürfte sich die Burg zum Schloss gewandelt haben. Christoph Leisser kämpfte 1683 mit dem Entsatzheer 1683 gegen die Türken vor Wien. 1731 erwarb Johann Freiherr von Megier den Besitz. Isabella von Ehrmanns, die Erbtochter des letzten Megier, ließ zwischen 1784 und 1790 das Schloss modernisieren. Allerdings machte sie dabei die ihr ebenfalls gehörende Burg Krumau endgültig zur Ruine, da sie dort Fenster, Türen und Öfen ausbrechen und in Idolsberg wieder einbauen ließ. Schließlich verkaufte sie beide Herrschaften an den Oberst-Erblandküchenmeister Joseph Graf Stiebar, der wegen seinen zahlreichen Besitzungen auch Güterwolf genannt wurde. Nachdem er diese 1806 durch Konkurs und anschließenden Versteigerungen verloren hatte, gelangte das Schloss an Dr. Joseph Edler von Hopfen. Er sanierte das Gebäude und machte aus dem Gut einen landwirtschaftlichen Musterbetrieb. Ab 1825 gehörte Idolsberg Friedrich Alfred Fürst von Schönburg-Hartenstein. 1835 wurden das Schloss und ein Teil des Dorfes durch einen Brand weitgehend zerstört. Beim anschließenden Wiederaufbau erhielt das Gebäude sein heutiges Aussehen. 1845 kaufte Eugen Freiherr von Wacken die Gutsherrschaft. Diese ging zu Beginn des 20. Jahrhunderts an die Grafen Waldstein-Wartenberg über. Idolsberg ist nach wie vor Wohnsitz der Familie Waldstein.
Das zweigeschossige Schloss liegt inmitten des kleinen Ortes. Es bildet mit der benachbarten Pfarrkirche, mit der es durch einen Gang verbunden ist, ein Ensemble. Es steht an der Stelle der hochmittelalterlichen Burg, von der sich aber keine Bauteile erhalten haben. Die nüchternen Fassaden der Vierflügelanlage werden lediglich durch Kordonbänder und die Faschenrahmungen der Obergeschoß-Fenster gegliedert. Die querrechteckigen Fenster des Erdgeschosses sind relativ klein gehalten. Die Gebäudekanten werden durch eine aufgeputzte Ortsteinquaderung betont. Schauseite ist die Nordfront. Das hier befindliche Rundbogenportal ist mit einer Rustika-Umrahmung eingefasst. Es stammt aus dem frühen 17. Jahrhundert. Der gesprengte Torgiebel umschließt eine Kartusche mit dem Waldstein-Wappen. Die Gestaltung des quadratischen Hofes erfolgte im späten 19. Jahrhundert. In seiner Mitte steht ein hübscher, mit einer Säule gezierter Brunnen. An der Südseite des Hofes ist dem Obergeschoß eine durch Pilaster gegliederte, verglaste Pawlatsche vorgebaut. Unter den Räumen der Beletage ist vor allem ein Saal im Südflügel hervorzuheben, dessen Stichkappengewölbe mit frühbarockem Stuck geschmückt ist. Auf Grund einer religiösen Darstellung vermutet man, dass es sich dabei um eine ehemalige Kapelle gehandelt haben könnte. Auch einige andere Zimmer sind tonnengewölbt. Ein Eckraum zeigt an den Fenstergewänden Bandlwerkstuck mit zwei Harlekinen (um 1710). Vom Obergeschoß des Ostflügels aus kann man durch eine, mit barocken Schmiedeeisenbeschlägen reich dekorierte Türe (um 1600) die Empore der Pfarrkirche erreichen. Diese ist als ehemalige Schlosskirche um 1600 errichtet worden. Im Schlosspark steht eine 400 Jahre alte Linde. Jenseits der am Schloss vorbeiführenden Straße liegt der ehemalige Meierhof.
Lage: Niederösterreich/Waldviertel – ca. 18 km westlich von Gars
Ort/Adresse: 3544 Idolsberg
Besichtigung: nicht möglich
Weitere Literatur:
13.07.2005