Man vermutet, dass die Steinschloss oder einfach Stein genannte mächtige Burg von den Herren von Stein im Auftrag der Herzoge von Kärnten anfangs des 12. Jahrhunderts als Grenzfeste gegen Salzburg erbaut worden ist. Ein Vorgängerbau dürfte – wie Grabungen ergeben haben – bereits vor 1100 bestanden haben. Damit wäre das Steinschloss einer der ältesten Wehrbauten der Steiermark. 1181 nannte sich ein Otakar von Stein nach der Burg. Das landesfürstliche Ministerialengeschlecht der Herren von Stein verkaufte seine Stammburg 1279 an Otto von Liechtenstein. Dessen Nachkommen besaßen die mittelalterliche Burg über 200 Jahre lang, bewohnten sie aber nicht selbst, sondern ließen sie von Pflegern verwalten. Zwischen 1483 und 1490 war sie von den Ungarn besetzt. 1503 verkauften drei Brüder von Liechtenstein die Feste an das Benediktinerstift St. Lambrecht. Um gegen aufständische Bauern und mögliche Einfälle der Türken besser gerüstet zu sein, ließ sie Abt Valentin Pierer zwischen 1525 und 1532 von italienischen Baumeistern im Renaissancestil modernisieren und stark befestigen. Wegen der guten Sichtverbindungen wurde auch eine Kreidfeuerstation eingerichtet. Da kriegerische Ereignisse glücklicherweise ausblieben, diente das Steinschloss in der Folge in erster Linie als Sommerfrische der Benediktinermönche. Die Burg wurde daher bis in das 18. Jahrhundert gepflegt und immer wieder ausgebaut. Ab der 1786 erfolgten Aufhebung des Stiftes durch Kaiser Josef II wurde sie aber nicht mehr bewohnt. Mehrere von Blitzschlägen ausgelöste Brände verstärkten den einsetzenden Verfall. Kaiser Franz II ließ zwar 1802 St. Lambrecht wiedererstehen, aber für das Steinschloss war es zu spät. Nicht zuletzt der langwierige Anstieg zur Burg verhinderte eine Wiederbelebung. Die Ruine gehört noch heute dem Stift. Als im Sommer 2000 weitere Mauern einstürzten, entschloss man sich zu einer umfassenden Sanierung, die noch immer nicht abgeschlossen ist. Die laufende Pflege erfolgt durch einen lokalen Burgverein.
Das Steinschloss liegt in beherrschender Lage auf einem steil abfallenden Felskopf etwa 466 m über der Mur auf ca. 1150 m Seehöhe. Es ist damit die höchstgelegene Burg der Steiermark. Die ausgedehnte und stark befestigte Anlage besteht aus der Hauptburg und zwei im Norden vorgelagerten Vorburgen. Diese liegen etwas tiefer und werden auch Unterburg genannt. Sie war mit Wehrmauern, Türmen und mächtigen Kanonenrondellen stark befestigt. Ihr regelmäßiges Mauerwerk weist auf den Ausbau des Abtes Valentin Pierer um 1532 hin. Die Hochburg war ein gestaffelter Bau mit bis zu fünf Stockwerken, über die sich noch der mächtige Rundturm erhob. In ihrem Ostteil befand sich die 1319 urkundlich erwähnte Katharinenkapelle. Diese Doppelkapelle trug in spätgotischer Zeit ein Kreuzrippengewölbe. Bei den archäologischen Untersuchungen im Zusammenhang mit der Sanierung der noch bestehenden Bauteile konnten zwei Altäre nachgewiesen werden. Der 1739 genannte Kilianaltar ist großteils erhalten. Der höchste Teil der Burg ist zugleich ihr ältester. Über eine Auffahrtsrampe gelangt man im Süden in den oberen Burghof, wo sich die Ruinen von Palas und Bergfried befinden. Sie gehen auf das 12. Jahrhundert zurück. Die Mauern sind in diesem Bereich bis zu 2,2 m stark. Die Westseite dieser Baugruppe wurde durch zwei Rundtürme gesichert. Wie der Vischer-Stich von 1672 zeigt, war die Anlage von einer starken Ringmauer umgeben, die mit einem umlaufenden Wehrgang ausgestattet war. Sie war mit zumindest fünf Flankierungstürmen verstärkt.
Lage: Steiermark/Murboden – ca. 15 km südlich von Scheifling
Besichtigung: von Mai bis September sind Führungen nach Voranmeldung im Tourismusbüro Neumarkt möglich
Homepage: www.mariahof-steiermark.at/steinschloss/
Weitere Literatur:
09.07.2005