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Neuhaus (Neuhäusl)


Es gibt in Österreich mehrere Schlösser mit dem Namen Neuhaus, so dass es nicht immer leicht ist, die mittelalterlichen Besitzer zuverlässig einzuordnen. Der zwischen 1278 und 1285 mehrfach urkundlich genannte Gotschalcus de Novocastro ist daher der erste gesicherte Bewohner der im unteren Drautal gelegenen damaligen Burg Neuhaus. 1288 wird ein Nicla von dem Newenhavse genannt. Er, wie auch sein Vorfahre, war ein Ministeriale der Heunburger. Auf diese folgten als Lehensherren die Pfannberger, die Aufensteiner und nach deren Sturz 1368 die Herzoge von Österreich. Neuhaus gehörte nun zur Herrschaft Bleiburg und wurde mit dieser mehrfach verpfändet. 1481 wurde es von ungarischen Truppen geplündert und in Brand gesteckt. Der Pächter Christof Ungnad ließ die schweren Schäden wieder beheben, was aber fast einem Neubau gleichkam. Im 16. Jahrhundert gelangte Neuhaus an Georg Freiherr von Herberstein, Erbkämmerer und Erbtruchseß in Kärnten. Außerdem war er auch Landesverweser von Steiermark. 1574 verkaufte er das Schloss an Erasmus Gall zu Gallenhofen. Um die Wende des 16. zum 17. Jahrhundert kam Neuhaus an Wolfgang Paradeiser, der es zuerst als Pfandobjekt und dann ab 1610 als freies Eigen besaß. 1629 erwarb der Herr von Unterdrauburg, Andreas Edler von Prüggler, das Schloss. 1676 war Johann David Freiherr von Deutenhofer Besitzer von Neuhaus. Ihm gehörten auch die Schlösser Drasing, Mageregg, Tigring, Ebental und Rosenberg. Im 18. Jahrhundert stellten die Grafen Platz die Schlossherren. Nach dem Tod von Anton-Kajetan Graf Platz im Jahr 1786 folgten zahlreiche Besitzer, die aber – wenn überhaupt – nur sehr kurz hier lebten. 1954 kaufte der Eigentümer von Schloss Lebmach, Kajetan Wutte, das Gut. 1972 fand eine Dacherneuerung statt. Das bereits arg vernachlässigte Schloss wurde 1991 vom Industriellen Dkfm. Herbert Liaunig erworben und erstklassig restauriert. Derzeit beherbergt es noch seine Privatsammlung moderner Kunst, doch ist für diese bereits am Rande von Neuhaus ein eigenes Museum geplant.

Das heutige Schloss stammt vom Beginn des 16. Jahrhunderts und wurde seither kaum verändert. Es ist ein regelmässiger dreigeschossiger Bau um einen kleinen Hof. Im Erdgeschoß finden sich noch Mauerreste, die auf einen Vorgängerbau zurückgehen. Schauseite ist die dem Tal zugewandte Ostfront. Sie wird von zwei quadratischen Ecktürmen flankiert, die mit dem Hauptbau dachgleich sind. In der Mitte liegt ein einfaches rundbogiges Rustikaportal. An den Nordturm ist die Kapelle angebaut, was die Symmetrie der Anlage stört. Das Altarbild stellt die Himmelfahrt Mariens dar. Es wird dem Maler Johann Andreas Strauss zugeschrieben und dürfte um 1755 entstanden sein. Die Wände und die Decke sind mit Malereien im Rokokostil geschmückt. An der dem Altar gegenüberliegenden Wand zeigen sie das Wappen der Grafen Platz und darüber eine zeitgenössische Ansicht des Schlosses. Im ersten Stock liegt ein größerer Saal mit einem bemalten, von Tramen getragenen Holzplafond. An der Südwand dieses Saales erkennt man das Wappen des Andreas Prüggler. Der quadratische Hof zeigt im Erdgeschoß, aber auch im ersten Stock der Nordwest- und der Südseite barocke Arkaden, die von stämmigen toskanischen Steinsäulen getragen werden. Die Zufahrt von der Schloßstraße zum Vorhof wird durch ein elegantes Eisengittertor gesperrt, das aus dem Jahr 1720 stammt.

Lage: Kärnten/Unterkärnten – ca. 4 km westlich von Lavamünd

Besichtigung: nicht möglich


Weitere Literatur:


07.07.2005