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Wiesenau


Schloss Wiesenau wurde um 1579 vom Gewerken Sigmund von Pain im Stil der Spätrenaissance errichtet. Von einem Vorgängerbau ist nichts bekannt, so dass es sich um einen kompletten Neubau gehandelt haben dürfte. Mit seinem Sohn Seyfried-Friedrich, der 1652 verarmt in Wolfsberg starb, erlosch die Familie Pain. Bereits 1617 musste aber die Herrschaft an Melchior Putz von Kirchheimegg und Georg-Christoph Bernhardin verkauft werden, nachdem sich Seyfried-Friedrich verspekuliert hatte und 1615 in Konkurs gegangen war. In den folgenden zwei Jahrhunderten wechselten die Eigentümer mehrfach. 1814 ersteigerte Johann Soellner, Direktor der Wolfsberger Bleiweiß-Fabrik, Wiesenau. Er ließ das bereits ziemlich herabgekommene Gebäude restaurieren und richtete einen landwirtschaftlichen Musterbetrieb ein, der sich auf den Obstbau spezialisierte. Seine Gattin Elisabeth Soellner-Fortschnigg unterhielt einen kulturell-wissenschaftlichen Salon, den sog. Wiesenauer Kreis, dem Philosophen und Naturwissenschaftler angehörten. Sie standen in Kontakt mit Kant, Schiller und anderen Persönlichkeiten der damaligen Zeit. Als häufiger und später ständiger Gast lebte der kaiserliche Hofastronom Tobias Bürg bis zu seinem Tod im Jahr 1834 im Schloss. Für ihn wurde unter dem Dach ein eigenes Observatorium eingerichtet. Soellners Schwiegersohn verkaufte Wiesenau 1847 an Hugo Graf Henckel von Donnersmarck, in dessen Familie es bis 1929 blieb. Die nächste Eigentümerin, Olga Herzogin von Leuchtenberg, veräußerte das Gut bereits 1933 an die HESPA (Holzeinkaufsstelle Schweizerischer Papierfabriken) in Luzern. Das Schloss wurde nun im Inneren umgestaltet und als Verwaltungssitz verwendet. Als die HESPA 1997 ihren riesigen österreichischen Waldbesitz verkaufte, erwarb der Kärntner Holzindustrielle Hans Tilly etwa 10.000 Hektar Forst, zu dem auch das Schloss gehörte. Es ist heute bestens restauriert und dient vornehmlich Wohnzwecken.

Schloss Wiesenau gehört zu jenen Renaissanceschlössern, die sich zwar nicht durch Monumentalität aber durch gefällige Proportionen und Wohnlichkeit auszeichnen. Das dreigeschossige Gebäude trägt ein extrem hohes Walmdach, das von einem hölzernen Dachreiter überragt wird. Er zeigt an seiner Vorderseite eine Uhr. Das Schloss hat einen annähernd quadratischen Grundriss. Es weist vier viereckige Ecktürme auf, von denen drei über Eck gestellt sind. Schauseite ist die Südfront. Hier befindet sich, etwas links seitlich versetzt, das rundbogige Steinportal mit seinem vorspringendem Kämpfer. Im ersten Stock fallen zwei echte und ein gegen Ende des 19. Jahrhunderts nachgemachtes gekuppeltes Doppel-Renaissancefenster mit Mittelsäulen auf. Daneben springt ein kleiner Erker auf Kragsteinen vor. Am Südwestturm ist eine ehemalige Ofenkachel mit dem Wappen des Bauherrn (Waage, Berghammer, Posthorn) und der Jahreszahl 1579 eingemauert. In der unteren Halle und im Stiegenhaus ist eine kleine Sammlung von Grabdenkmälern aus der Römerzeit zu sehen. Die Grabsteine stammen aus einer Siedlung in der Nähe, die mit dem auch in der Römerzeit betriebenen Goldbergbau in Zusammenhang stand. Das Schloss ist von einem kleinen gepflegten Park umgeben. Dieser wird allerdings etwas unvorteilhaft von einem riesigen Holzlagerplatz und der Eisenbahnlinie begrenzt.

Lage: Kärnten/Lavanttal – ca. 3 km südöstlich von Bad St. Leonhard

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


20.06.2005