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Palais Ofenheim


Viktor Ofenheim, Ritter von Ponteuxin, war eine der schillerndsten Persönlichkeiten der Gründerzeit. Er war ein anerkannter Eisenbahnfachmann aber auch ein rücksichtsloser Finanzier. Er war zeitweilig gleichzeitig an 96 Unternehmungen beteiligt und hatte 17 Verwaltungsposten inne. Als Generaldirektor der Lemberg-Czernowitzer Eisenbahn und Großaktionär mehrerer Eisenbahngesellschaften war ihm kein Börsenmanöver fremd. Es gelang ihm innerhalb von 20 Jahren sein Vermögen von 50.000 Gulden auf 2,5 Mio Gulden zu steigern. Nachdem er 1867 zum Ritter geadelt wurde, ließ er sich ein Jahr später von Johann Romano und August Schwendenwein ein Palais am Schwarzenbergplatz errichten. Es sollte nicht nur repräsentative Aufgaben erfüllen, sondern auch Ertrag abwerfen. Daher entschied sich Ofenheim für ein großes Zinspalais, in dem er lediglich die Beletage bewohnte, während in den beiden oberen Stockwerken Mietwohnungen eingerichtet wurden. Im Erdgeschoß und im Mezzanin waren die Büros der Lemberg-Czernowitzer Eisenbahn untergebracht, die dafür eine jährliche Miete von 54.000 Gulden entrichten mußten (der gesamte Grundstückspreis betrug 80.000 Gulden). Das Palais war damals das bestrentierende Wiens. 1875 wurde Ofenheim in einem aufsehenerrregenden Betrugsprozeß angeklagt. Dies trug dem Gebäude im Volksmund den Namen „Sorgenburg“ ein. Einige Politiker versuchten dabei, die Regierung von der Verantwortung für den Börsenkrach 1873 freizusprechen und sie den Spekulanten – hier in der Person Ofenheims – zuzuschieben. Dies mißlang jedoch. Ofenheim wurde letztenendes freigesprochen. 1879 wurde er in den Reichsrat gewählt, mußte aber wegen Wahlbestechung auf sein Mandat verzichten. Nachdem der Hausherr 1886 verstorben war, bewohnte seine Familie das Palais vorerst weiter. 1900 übersiedelte die Erbin Sophie von Ofenheim aus der Beletage ins Mezzanin. Damals wurde die Ausstattung der Repräsentationsräume verändert. So stammen die Stuccolustro-Wandverkleidungen aus jener Zeit. 1931 erwarb die Zürich Kosmos Versicherungen AG das Gebäude und ließ es als Bürogebäude adaptieren, wobei die Raumaufteilung verändert wurde. Es ist noch heute die Wiener Zentrale dieses Versicherungskonzerns.

Das Palais Ofenheim markiert einen der vier Eckpunkte des eigentlichen Schwarzenbergplatzes. Es paßte sich in der Höhe und den Detailformen dem gegenüberliegenden – im Zweiten Weltkrieg zerstörten und später wiederaufgebauten - Verwaltungsgebäude der Staatseisenbahngesellschaft an, was zur geforderten Einheitlichkeit des Platzes wesentlich beitrug. Beide Häuser lagen vor seiner Einwölbung unmittelbar am Wienfluss, über den eine Brücke zum Schwarzenbergpalais auf der anderen Flussseite führte. Das fünfgeschossige Palais Ofenheim ist ein Eckpalais, dessen siebenachsige Schauseite dem Schwarzenbergplatz zugewendet ist, während die Fassade in der Lothringerstraße einfacher gehalten ist. Die Hauptfront wird durch einen breiten, um eine Achse vortretenden fünfachsigen Mittelrisalit und zwei einachsige Seitenrisalite gegliedert. Erdgeschoß und Mezzanin werden durch eine Rustizierung zusammengefaßt. Auch die Gebäudeecken sind rustiziert. Über dem Hauptgeschoß erheben sich noch zwei Stockwerke. Die Fenster der Beletage sind durch reichere Ornamentierung und durch ihre Dreiecksgiebeln hervorgehoben. Vor dem großen Rundbogenportal liegt eine mächtige Säulenstellung, die den langen Balkon des Hauptgeschoßes trägt. Bemerkenswert für ein Wiener Palais ist das Fehlen eines Wappens. Durch das stukkierte Vestibül gelangte man in den Innenhof, wo sich die Remisen und Stallungen befanden. Im linken Gebäudeflügel liegt die Haupttreppe, die zur Beletage führt. Diese war dreigeteilt: die Repräsentationsräume (Festsaal, Speisesaal, Blauer Salon, Wintergarten) lagen am Schwarzenbergplatz, die Wohnräume an der Lothringerstraße und die Nebenräume im Hintertrakt. Auf Grund mehrfacher Umbauten (u.a. 1931, 1954, 1981) weist im Inneren nur mehr wenig auf den Prunk der einstigen Ausstattung hin. Einzelheiten, wie z. B. Türknöpfe mit den Initialen des Bauherrn, haben sich aber erhalten.

Ort/Adresse: 1010 Wien, Schwarzenbergplatz 15

Besichtigung: Das Gebäude dient als Bürohaus und kann im Inneren nicht besichtigt werden.


Weitere Literatur:


27.08.2002