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Gmünd (NÖ)


Die Stadtburg von Gmünd dürfte gemeinsam mit dem Ort zwischen 1180 und 1190 erbaut worden sein. 1217 wird sie erstmals erwähnt. Sie hatte die Südwestecke der Siedlung zu schützen. Bauherr war der Kuenringer Hadmar II. Heinrich III von Kuenring vermachte die Herrschaft seiner Gattin Hedwig, die nach seinem Tod den böhmischen Adeligen Wok von Rosenberg heiratete. Von 1262 bis 1418 war Gmünd im Besitz der Herren von Liechtenstein, auf die die Herren von Puchheim bis 1483 folgten. In der ersten Hälfte des 14. Jh. richteten Böhmen und Hussiten große Verwüstungen an. 1473 kam es zu einem verheerenden Stadtbrand, der eine weitgehende Erneuerung der Burg im Stil der Spätgotik zur Folge hatte. 1483 gelang es den Truppen des ungarischen Königs Matthias Corvinus, sich in den Besitz von Burg und Stadt zu setzen. Nach dem Abzug der Ungarn betraute Kaiser Maximilian I vorerst den Söldnerführer Nikolaus Spanowsky mit der Verwaltung von Gmünd. 1518 wurde die Herrschaft an Wilhelm von Greiß verpfändet, der größere Umbauten vornahm. Versuche der Puchheimer, Gmünd wieder zurück zu bekommen, blieben erfolglos. 1585 gelang es den Freiherren von Greiß, die Herrschaft als freies Eigen zu erhalten. Sebastian von Greiß verkaufte sie aber bereits 1601 an Karl Freiherr von Puchheim. Ab der Mitte des 17. Jahrhunderts wechselten die Besitzer recht häufig. Dazu gehörten u. a. die Familien Zinzendorf, Khuen, Geymann, Volkhra, Geyersberg und Geusau. Ab 1844 findet man auch bürgerliche Gutsbesitzer. 1859 erwarb Erzherzog Sigismund von Habsburg-Lothringen den Besitz. Er ließ einige Veränderungen vornehmen und gab dem Schloss endgültig sein heutiges Aussehen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das größtenteils vermietete Gebäude stark vernachlässigt. 1985 verkaufte die Habsburg-Lothringische Gutsverwaltung das Schloss an eine Wohnbaugenossenschaft, die es renovierte und in Eigentumswohnungen aufteilte. Der Park wurde von der Stadtgemeinde Gmünd erworben.

Gmünd liegt am Zusammenfluss (Gemünde) der Lainsitz und der Braunau unmittelbar an der tschechischen Grenze. Das an den Hauptplatz angrenzende Burgareal ist von diesem durch eine Mauer und ein barockes Rundbogenportal mit Wappenkartusche getrennt. Ein breiter Graben bildete stadtseitig ein weiteres Hindernis. Ein Rest davon ist noch erhalten. Die Stadtburg wurde nach dem Muster der spätromanischen Viertürmeburgen, wie sie auch in Wien, Wr. Neustadt und Ebenfurth zu finden waren, errichtet. Vier dreigeschossige Trakte umschließen einen trapezförmigen Hof. Von den ursprünglichen Ecktürmen sind noch der als Bergfried fungierende quadratische Südwestturm und der Torturm im Nordosten erhalten. Der Südostturm wurde später um zwei Geschosse gekappt und in die Wohntrakte integriert. Im Südwestturm, der auch als Eckturm der Stadtbefestigung diente, befindet sich eine 1382 von Dorothea von Liechtenstein gestiftete zweigeschossige Kapelle. Der als Palas fungierende Südtrakt mit seinen beiden Türmen ist im Kern noch romanisch, während Ost- und Westtrakt aus der Zeit der Spätgotik stammen. Auf die damaligen Bauarbeiten geht auch der Rundturm mit seiner Spindeltreppe an der Südseite des Hofes zurück. Der Nordostturm erhielt ein profiliertes Spitzbogenportal und dient seither als Torturm. Die romanische Toranlage hinter dem Turm blieb aber erhalten. Während der Barockzeit wurde schließlich der Nordtrakt im Stil der Zeit ausgebaut. Hofseitig ist ihm ein Granit-Brunnen aus der zweiten Hälfte des 17. Jh. vorgesetzt, der eine Neptunmaske sowie weit ausladende Voluten zeigt. Der Hof wurde 1550 um dreigeschossige Renaissanceloggien bereichert, die später vermauert aber bei der letzten Restaurierung wieder freigelegt wurden. Bei dieser Gelegenheit erhielten auch die Türme und Gebäudeecken ihre aufgeputzten Quaderketten erneuert. Bedingt durch die Wohnungseinbauten hat sich im Inneren kaum etwas von der alten Ausstattung erhalten. Nördlich vom Schloss liegen barocke Wirtschafts- und Verwaltungsgebäude. Die Sümpfe, die sich im Süden und Osten hinter der Burg erstreckten und einst der Verteidigung dienten, wurden Ende des 19. Jahrhunderts trocken gelegt und das Gelände in einen gepflegten englischen Park verwandelt.

Lage: Niederösterreich/Waldviertel – ca. 13 km nordöstlich von Weitra

Ort/Adresse: 3950 Gmünd, Niederösterreich

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


09.06.2005