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Mittelweiherburg


Der Bregenzer Hans Schnabel diente als Offizier dem Kaiser Karl V und wurde von diesem in den Adelsstand erhoben. Er und seine Nachkommen durften das Prädikat „von Schönstein“ führen. Sein Enkel Hans Christoph Schnabel von Schönstein brachte es als Notar und Bergbauunternehmer zu einem gewissen Reichtum. Um 1570 ließ er sich als standesgemäßen Wohnsitz die Mittelweiherburg bei Hard errichten. Allerdings war er bereits noch vor 1580 gezwungen, diese an Martin von Deuring aus Bregenz zu verkaufen. Von 1618 bis 1644 gehörte der Ansitz dem Kloster Weingarten. 1648 war die Familie Coreth Eigentümer des Schlösschens. In den nächsten 150 Jahren wechselten die adeligen Schlossherren mehrmals. Der aus dem Elsaß eingewanderte Unternehmer Samuel Vogel gründete Ende des 18. Jahrhunderts die Vogelsche Kottonfabrik, die er in der von ihm erworbenen Mittelweiherburg einrichtete. Dies hatte einen weitgehenden Umbau der Innenräume zur Folge. Zwei Brände verursachten 1818 und 1827 so große Schäden, dass der östliche Haupttrakt mit der anschließenden Hofmauer und den beiden Ecktürmen abgerissen werden mussten. Mit dem Bauschutt füllte man den umlaufenden Wassergraben auf. Nach dem letzten Brand hatte Samuel Schindler das einstige Schloss übernommen, die Schäden beseitigt und das Gebäude als Textildruckerei, Färberei, Bleicherei und Formstecherei benutzt. Da die Abwässer der Fabrik das Trinkwasser des Ortes verschmutzten, musste sie 1880 schließen, was den Verlust von 150 Arbeitsplätzen zur Folge hatte. Die Anlage stand leer und verfiel im Laufe der Zeit. 1945 richteten Fliegerbomben zusätzliche Schäden an. Zwischen 1957 und 1962 kam es durch den Verschönerungsverein Hard zu größeren Restaurierungsarbeiten. Danach wurde in den völlig veränderten Innenräumen ein Heimatmuseum eingerichtet. 1995 erfolgte eine Generalsanierung. Seit 1997 ist in der Mittelweiherburg ein Textildruckmuseum untergebracht.

Der Ansitz liegt am Südostrand der Gemeinde Hard inmitten von Wiesen und Feldern. Er war die einzige Wasserburg Vorarlbergs. Von der ursprünglichen Anlage ist nur mehr der westliche Nebentrakt mit dem Treppenturm erhalten. Der dreigeschossige Westtrakt ist mit einem steilen Satteldach gedeckt. Er diente zur Zeit der Färberei als Trockenraum, weshalb alle Zwischendecken entfernt worden waren. Als man das Museum einrichtete, mussten diese wieder eingezogen werden. Der schlanke Rundturm trägt ein sechseckiges Zeltdach. In seinem Inneren verbindet eine Steinspindel-Wendeltreppe die einzelnen Geschosse. Die mit Sandsteinrahmungen versehenen Fenster sind unregelmäßig verteilt. An der Ostfront sind noch Spuren des abgebrochenen Haupttraktes zu erkennen. An der Südfront ist über dem Rechteckportal der einstigen Kapelle unter einem Schutzdach ein großer Wappenstein der Familie Deuring angebracht. Er ist aus Sandstein gearbeitet und stammt aus dem 17. Jahrhundert.

Lage: Vorarlberg/Bodensee – am südöstlichen Ortsrand

Ort/Adresse: 6971 Hard, Vorarlberg

Besichtigung: von außen jederzeit möglich. Das Textildruckmuseum ist von April bis Oktober (Mi und Sa 17.00 – 19.00, So und Fei 10.00 – 12.00) geöffnet.


Weitere Literatur:


07.06.2005