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Waidhofen/Thaya


Angeblich geht der Name der Stadt auf einen Jagdsitz der österreichischen Herzöge aus dem 12. Jahrhundert zurück. Waidhofen wurde in der zweiten Hälfte des 12. Jh. planmäßig angelegt. Es ersetzte die Siedlung Alt-Waidhofen aus dem frühen 12. Jh. Diese lag etwas tiefer und jenseits der Thaya. Gründer von Waidhofen waren die Grafen von Pernegg, die auch die Stadtburg auf einer Felskuppe an der Ostecke der Stadt errichteten. Sie sollte nicht nur die Siedlung, sondern die ganze Umgebung vor feindlichen Einfällen aus Böhmen und Mähren schützen. Mit Ortolfus de Waidehouen wird die Burg 1171 erstmals urkundlich bezeugt. Gegen 1220 wurde sie landesfürstlich. Burg und Stadt wurden 1278 von König Ottokar II eingenommen und 1328 durch König Johann von Böhmen weitgehend zerstört. Ab 1341 diente die Herrschaft meist als Pfandobjekt. 1451 erhielt der damalige Burggraf, Heidenreich Truchseß von Grub, größere Geldmittel vom Kaiser zur Verfügung gestellt, um die Schäden, die die Burg beim Hussiteneinfall von 1431 erlitten hatte, zu beheben. 1483 ist Waidhofen von ungarischen Truppen besetzt. Im 16. Jahrhundert wird die bereits wieder stark vernachlässigte Anlage 1525 unter Wilhelm von Puchheim und 1546 von Heinrich Streun wieder instand gesetzt und erweitert. 1604 kam die Herrschaft an die Freiherren von Mollart, auf die 1621 die Sprinzenstein folgten. Unter diesen konnten Stadt und Burg 1645 erfolgreich gegen die Schweden verteidigt werden. 1679 gelangte Waidhofen an die Grafen Lamberg. Von 1737 bis heute blieb das Schloss im Besitz eines Zweiges der in Niederösterreich auch heute noch stark vertretenen Familie Gudenus. 1770 erfolgte ein Um- bzw. weitgehender Neubau des Schlosses im Barockstil, wobei ältere Bauteile zum Teil abgetragen, zum Teil aber in den Neubau einbezogen wurden. Die Arbeiten wurden nach Plänen des Baumeisters Andreas Zach durchgeführt. Das Schloss ist ganzjährig bewohnt.

Es liegt am östlichen Rand der Altstadt und bildete die Spitze der dreieckförmig angelegten Stadtbefestigung. Gleich neben der einstigen Stadtburg lag das ehemalige Wienertor, das sie zu schützen hatte. Das heutige Schloss ist ein weitgehend einheitlicher Rechtecksbau aus der Zeit um 1770. Das Erdgeschoß ist gebändert, das Obergeschoß im frühen Plattenstil dekoriert. Die Fensterachsen sind durch Felder und Kragstürze betont. Ein durchlaufendes Gesims trennt die beiden Geschosse. Der Zugang zum Schloss erfolgt durch ein Segmentbogenportal an der Südseite. Neben der Einfahrt ist in den Steinsockel die Jahreszahl 1770 gemeißelt. In der Einfahrt ist ein Wappenrelief der Familie Sprinzenstein angebracht, das mit 1659 bezeichnet ist. Vier zweigeschossige Trakte umgeben einen geräumigen Hof. Reste des ehemaligen quadratischen Bergfrieds, der noch am Vischer-Stich von 1672 die Anlage dominierte aber 1770 abgebrochen wurde, sind im Nordostteil des Gebäudes integriert. Die Mauern der meist gewölbten Innenräume des Erdgeschosses weisen eine bemerkenswerte Stärke auf. Im Obergeschoß liegen einige schöne Säle. Sie weisen gekehlte Flachdecken auf. Die alte Ausstattung hat sich zum Teil erhalten. Auch das Archiv konnte seine Schätze bewahren. Einige der zahlreich vorhandenen Ölbilder sind reparaturbedürftig. An der Nordseite des Schlosses schließt der Schlosspark an. Im Norden liegt auch der einstige Meierhof mit seiner historistischen Fassade aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Lage: Niederösterreich/Waldviertel – ca. 35 km nordwestlich von Horn

Ort/Adresse: 3830 Waidhofen an der Thaya

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


05.06.2005