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Blumenegg


Die Burg Blumenegg wurde von den Grafen von Werdenberg als Verwaltungsmittelpunkt für den Bereich der 1258 aus dem gräflich montfortischen Gesamtbesitz ausgegliederten Grafschaft im Walgau erbaut. Urkundlich wird sie 1265 erstmals erwähnt. Hier lebte aber nur der erste Graf von Werdenberg-Sargans, da bald Sargans der neue Hauptsitz der Familie wurde. 1288 wurde die Burg durch den Bischof Friedrich von Chur verwüstet. Blumenegg gelangte zuerst 1391 als Pfand und dann 1416 endgültig in den Besitz der Freiherren von Brandis aus dem Emmental. Unter ihnen wurde Blumenegg eine reichsunmittelbare Herrschaft. Sie erstreckte sich über fast das gesamte Einzugsgebiet der Lutz von ihren Quellen bis zur Mündung in die Ill und umfasste das Gebiet der heutigen Gemeinden Bludesch, Thüringen, Ludesch, Thüringerberg, St. Gerold, Blons, Sonntag und Raggal. Ende des 14. oder spätestens zu Beginn des 15. Jahrhunderts wurde die Burg Mittelpunkt der aus der Grafschaft Walgau verselbständigten Herrschaft Blumenegg. Im Appenzellerkrieg wurde die Anlage 1404 durch die Feldkircher Bürger geplündert und im nächsten Jahr durch den Bund ob dem See belagert, erobert und gebrochen, aber nach 1408 wieder aufgebaut. 1510 kauften die schwäbischen Grafen von Sulz die Herrschaft. 1613 wurden die Fürstäbte des Benediktiner-Reichsstiftes Weingarten in Württemberg durch Kauf Landesherren von Blumenegg. Sie brachten hier im Dreißigjährigen Krieg ihre Schätze und sich selbst vor den Schweden in Sicherheit. Die Herrschaft wurde von Landvögten, Oberamtmännern und Statthaltern verwaltet, die auch die hohe Gerichtsbarkeit ausübten. Die weitgehend umgebaute Anlage wurde 1650 durch Brand zerstört. Seit einem neuerlichen Brand von 1774 ist sie Ruine. 1802 erfolgte die Säkularisierung des Stiftes durch Napoleon. Als Entschädigung für seine linksrheinischen Gebiete, die er an Frankreich abtreten musste, erhielt Erbprinz Wilhelm Friedrich von Oranien-Nassau, der spätere König der Niederlande, unter anderem auch das Stift Weingarten samt der Herrschaft Blumenegg übertragen. Österreich hatte sich bereits seit der zweiten Hälfte des 18. Jh. bemüht, die reichsfreien Territorien inmitten seiner vorarlbergischen Herrschaften zu erwerben. Dies gelang mit Blumenegg nun 1804 durch einen Gütertausch mit Oranien-Nassau. Zwei Jahre später fielen Tirol und Vorarlberg als Folge des Friedens zu Pressburg an Bayern, kamen aber 1814 wieder an Österreich zurück. Bei einer Versteigerung im Jahr 1842 konnte die Familie Moosbrugger erwerben. Sie ist heute völlig von wild wuchernder Vegetation umgeben, so dass sie nur mehr aus nächster Nähe zu erkennen ist. Eine Rodung bzw. Sanierung der Ruine, die sich auch heute in Privatbesitz befindet, wäre dringend erforderlich.

Die bescheidenen Reste der einstigen Burg liegen auf einem Bergsporn zwischen dem Schlosstobel und dem Lutzbach. Die annähernd rechteckige Anlage wurde bergseitig vom Bergfried und einem Halsgraben gedeckt. Talseitig lagen der Palas und die Kapelle. Bergfried und Palas waren durch eine Ringmauer verbunden. Der quadratische Bergfried wurde nach 1650 weitgehend abgetragen. Nur der Unterbau seiner Nordwand wurde als Teilstück der Ringmauer weiter verwendet. Die anschließende, an der westlichen Längsfront mehrfach gebrochene Ringmauer geht in ihrem Fundamentbereich noch auf das 13. Jahrhundert zurück. Der bis zur Wehrgangshöhe erhaltene Oberteil wurde im Spätmittelalter erneuert. Am Südwestende der heute noch bis zu 4 m hohen Mauer hat sich ein schmaler Lichtschlitz (14. Jh.) der hier ursprünglich angebauten Kapelle erhalten. Der wuchtige Palas war einst viergeschossig. Sein rechteckiger Grundriss war durch eine Trennwand in zwei Hälften geteilt. Der starke Verfall im dritten Viertel des 20. Jahrhunderts führte zum teilweisen Einsturz des Palas. Im Untergeschoß ist stellenweise noch Altmauerwerk aus dem 13. Jh. mit Lichtschlitzen in der Süd- und Westfront erhalten. Die großen Flachbogenfenster der Obergeschosse weisen auf einen spätmittelalterlichen oder frühneuzeitlichen Umbau hin. Schwache Baureste lassen auf einen mehrräumigen Wirtschaftstrakt schließen, der den geräumigen Hof in zwei Bereiche teilte.

Lage: Vorarlberg/Großes Walsertal – unterhalb des Ortes Thüringerberg

Besichtigung: jederzeit möglich


Weitere Literatur:


03.06.2005