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St. Leonhard am Forst


Die Siedlung St. Leonhard am Forst wurde um 1160 durch die Grafen von Peilstein gegründet. Verwaltet wurde das Gebiet von der Burg Peilstein aus. Erst als diese in Verfall geraten war, wurde der Markt Verwaltungssitz der Herrschaft. Volkard II von Auersperg, der 1578 Peilstein und St. Leonhard von Graf Ernst von Ortenburg erworben hatte, begann umgehend mit der Errichtung eines Renaissanceschlosses. Der 1723 verstorbene Graf Wolfgang Ehrenreich von Auersperg gilt als größter Wohltäter der Gemeinde. Die Auersperg behielten St. Leonhard bis zum Jahr 1800. Danach war es bis 1808 Staatsbesitz und wurde dann an Graf Carl von Seldern verkauft. Graf Josef von Seldern ließ das Schloss weitgehend umbauen. Kaiser Franz I kaufte 1828 die Herrschaft. Neben Kanzleiräumen und Beamtenwohnungen wurden damals auch Wohnräume für den Kaiser eingerichtet. Ob er diese jemals benutzte, ist nicht überliefert. 1896 gelangte das Schloss in bürgerlichen Besitz. Unter anderem gehörte es auch vorübergehend der Zirkusreiterin Isabella Eck. 1935 kaufte die Marktgemeinde St. Leonhard den Bau und richtete hier ihr Gemeindeamt ein. Diesem Zweck dient das Schloss noch heute. Vor einigen Jahren wurde es durchgreifend restauriert. Der 1808 als Englischer Garten angelegte Park wurde bereits 1934 zur öffentlichen Parkanlage ausgestaltet. Im Zuge eines Dorferneuerungsprogrammes wird er derzeit revitalisiert.

Das Schloss liegt am Marktplatz, dessen nördliche Schmalseite es einnimmt. Der zweigeschossige Bau weist neun Fensterachsen auf. Die Hauptfassade stammt aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Das Erdgeschoß ist genutet, aber zum Teil durch hässliche moderne Geschäftsauslagen entstellt. Ein Gesims trennt es vom Obergeschoß, das nur durch die geschmackvoll dekorierten Fenster gegliedert wird. Der bemerkenswerteste Schmuck der Schauseite ist das breit gedrückte Rundbogenportal. Die Pfeiler, die den Bogen tragen, werden von zwei Pilastern flankiert. Sie stützen den Architrav, dessen Inschrift auf die heutige Verwendung als Marktgemeindeamt hinweist. Darüber befindet sich ein dreiteiliges steingerahmtes Fenster. Es ist mit Voluten geschmückt und mit einem Dreieckgiebel versehen. Dieser reicht nur bis zum Kranzgesims. Er zeigt in seinem Feld einen Terrakotta-Adler. Die beiden Pilaster, die die Fensterbekrönung tragen, sind im oberen Bereich als Terrakotta-Hermen ausgebildet, die Kinderfiguren darstellen. Die Hofseite wurde vor allem im 19. Jahrhundert durch Anbauten stark verändert. Interessant sind die drei übergiebelten hölzernen Altane, die um 1900 hier angebracht wurden. Das Innere des Schlosses ist heute modern und zweckmäßig eingerichtet. Die Erdgeschoßräume sind teilweise kreuzgrat- bzw. stichkappengewölbt. An die Rückseite des Schlosses schließt ein großer Park mit prächtigem Baumbestand und einem Zierteich an. Ein Denkmal erinnert an den Schriftsteller Friedrich Freiherr von Gagern, der einst hier gewohnt hat.

Lage: Niederösterreich/Alpenvorland – ca. 12 km südwestlich von Loosdorf

Ort/Adresse: 3243 St. Leonhard am Forst

Besichtigung: teilweise möglich


Weitere Literatur:


01.06.2005