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Kronburg


Der steile Hügel, dessen Gipfel in 1063 m Seehöhe die Ruine Kronburg trägt, war schon in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt. Die Existenz eines römischen Wachtturmes konnte allerdings nicht nachgewiesen werden. Dieser 300 m hohe Bergkegel, der mitten im Inntal aufragt, war prädestiniert, dieses zu sperren. Er wurde daher auch bald befestigt. 1380 bekam Graf Hans von Starkenberg von Herzog Leopold III die Erlaubnis, die bestehenden Wehrbauten zu einer starken Burg auszubauen. Ein Jahr später wurde ihm ein neues Wappen mit drei gelben Kronen auf blauem Grund verliehen. Dieser älteste Wappenbrief Tirols ist noch im Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien erhalten. Die Starkenberger stammten ursprünglich aus Bayern, konnten aber durch Zukäufe und Erbschaften ihre Besitzungen in Nord- und Südtirol stark ausweiten, so dass sie bald zu einem der mächtigsten Adelsgeschlechter des Landes aufstiegen. Sie lebten vorwiegend auf Schloss Schenna in Südtirol und benutzten die Kronburg als Verwaltungsmittelpunkt für die Hälfte ihrer Nordtiroler Güter. Der von ihnen eingesetzte Pfleger übte auch die niedere Gerichtsbarkeit aus. Hans von Starkenbergs Enkeln Ulrich und Wilhelm versuchten die Oberhoheit des Herzogs Friedrich IV (mit der leeren Tasche) abzuschütteln und rebellierten mit etlichen anderen Tiroler Adeligen gegen die Habsburger. Dies hatte natürlich den Verlust ihrer Güter zur Folge. Mit Ulrich und Wilhelm starben die Starkenberger aus. Von 1423 bis 1504 war Kronburg landesfürstlich und wurde meist von Pflegern verwaltet.

1485 verpfändete Erzherzog Sigmund der Münzreiche die Herrschaft an den Salzburger Domherrn Ruprecht Rindsmaul, doch löste Kaiser Maximilian I 1502 die Pfandschaft wieder ein und belehnte zwei Jahre später die auf Friedberg ansässigen Grafen Fieger mit der Kronburg. Sie waren durch den Schwazer Silberbergbau reich geworden. Die Fiegers bauten den ursprünglichen Bergfried zu einem mächtigen Wohnturm aus und ließen unterhalb der Burg 1717 anstelle einer kleinen Kapelle die Wallfahrtskirche Mariahilf errichten. Im 17. Jahrhundert wurde die Kronburg von ihren Bewohnern verlassen und galt 1766 bereits als Ruine. 1802 starben die Fieger mit Graf Johann Nepomuk Valerian aus und die Herrschaft fiel als erledigtes Lehen an den österreichischen Staat. Nachdem die Kronburg einige Jahre von der bayerischen Regierung verwaltet worden war, wurde sie 1812 an den Bauern Sebastian Stocker verkauft. Dieser verwendete noch brauchbare Teile als willkommenes Baumaterial zum Ausbau seiner Wirtschaftsgebäude. Nächster Besitzer wurde 1835 der Tiroler Freiheitskämpfer und Feldkaplan Stephan Krismer. Auch ihm diente die Burg als Steinbruch. Er ließ 1848 neben der Wallfahrtskirche ein Kloster errichten. Damals dürfte das Kreuzgewölbe des Rittersaales im Wohnturm zerstört worden sein. Nach seinem Tod kam das Burggelände an die Klosterschwestern, die die Kirche und den benachbarten Gasthof, der zeitweise als Sommerfrische für Geistliche diente, betreuten. Seit 1952 gehört die Kronburg zum Besitz der Halleiner Schulschwestern. Da sich diese wegen Überalterung zurückziehen möchten, ist derzeit (Mai 2005) das gesamte Areal zum Verkauf ausgeschrieben. Ab 1985 konnte durch einen örtlichen Burgverein der weitere Verfall der Ruine gestoppt und diese in ihrem Bestand gesichert werden.

Der spitze Bergkegel fällt an drei Seiten steil ins Inntal ab. Der Zugang ist nur durch einen zwanzigminütigen Fußweg von einem Sattel im Süden aus möglich, wo auch die Wallfahrtskirche liegt. Die Hochburg befindet sich an der höchsten Stelle des Hügels. Ihr Grundriss wird durch ein in der Mitte leicht geknicktes Rechteck von 31 m Länge und 16,5 m Breite gebildet. Ein Drittel der Fläche nimmt der Wohnturm ein. Er stammt noch aus der Zeit um 1380. Seine Mauern sind mit 1,5 m nicht besonders stark, was wohl auf die nahezu sturmfreie Lage der Burg zurückzuführen ist. Über dem Erdgeschoß erheben sich noch vier Stockwerke und ein später errichtetes Dachgeschoß. Zuvor war der Turm in etwa 21 m Höhe mit einer Wehrplatte abgeschlossen. Die Zinnen der Stufengiebel an der Ost- und Westseite wurden nach 1985 erneuert, als der Turm neu eingedeckt wurde. Der an der Hofseite teilweise erhaltene Verputz mit gemalten roten Quaderketten an den Ecken und weißen Fensterumrahmungen dürfte auf eine Renovierung des 17. Jahrhunderts zurückgehen. Hofseitig erkennt man noch die ersten drei Obergeschosse, die über Holzgalerien zugänglich waren. Ihre Balkenlöcher sind noch zu sehen. Die einst auf die Galerien führenden Rundbogenportale sind mit breit abgekanteten Hausteinrahmungen versehen. Das ursprüngliche Eingangsgeschoß war der erste Stock. Der Turm wurde erst in der Spätgotik durch ein Rundbogenportal vom Hof her zugänglich gemacht. Die Fenster mit den fein profilierten Hausteinrahmen wurden beim Umbau durch die Familie Fieger eingesetzt. Zuvor wurde das Turminnere nur durch schmale Lichtschlitze, von denen sich zwei im ersten Stock erhalten haben, beleuchtet. Wie die Reste eines Kamins vermuten lassen, dürften die ehemaligen Wohnräume im dritten Stock gelegen sein.

Ein geräumiger Innenhof trennt den Wohnturm vom Palas im Osten, der etwas später, aber noch von den Starkenbergern, in die zinnenbewehrte Ringmauer eingestellt wurde. Die südliche Hälfte des Osttraktes öffnet sich zum Hof durch einen breiten gedrückten Spitzbogen. Dahinter befand sich eine kreuzgewölbte offene Erdgeschoßhalle. Die zwei darüber liegenden, flach gedeckten Räume weisen Fenster mit Seitensitzen auf. An den Fensteröffnungen sind teilweise Schlitze für Abdeckungen zu erkennen. Durch ihre günstige Lage benötigte die Hochburg weder Graben noch Zwingeranlagen. Der teilweise aus dem Felsen gemeißelte Burgweg wurde auf halber Höhe an seiner schmalsten Stelle durch eine Wegsperre gesichert. Sie besteht lediglich aus einer ca. sechs Meter hohen und 90 cm starken Wehrmauer, die im eigentlichen Torbereich mit rechteckigen Zinnen versehen ist. An den Wänden der ehemaligen Pförtnerwohnung haben sich Kritzeleien einstiger Besucher erhalten, die bis zum Anfang des 17. Jh. zurückreichen. Dieses Untere Vorwerk wurde von den Fiegers 1507/09 durch eine zweite Abschnittsbefestigung, dem Oberen Vorwerk, ergänzt. Es befindet sich ca. 150 m oberhalb der unteren Wegsperre, etwa 35 m östlich der Hochburg. Hier verläuft eine 57 m lange und ebenfalls ca. 90 cm dicke Sperrmauer zwischen dem nördlichen und dem südlichen Steilabfall. Ihre Mitte wird durch ein halbrundes, nach innen offenes Rondell verstärkt. Es ist mit fünf Schießscharten für Hakenbüchsen versehen. Die Außenbefestigungen machen durch ihren weißen Verputz und die rote Bemalung einen eher verspielten als wirklich wehrhaften Eindruck. Sie wurden auch nie von Feinden auf ihre militärische Verlässlichkeit getestet.

Lage: Tirol/Oberinntal – ca. 3 km westlich von Schönwies

Besichtigung: ganzjährig frei zugänglich

Homepage: www.kronburg.at


Weitere Literatur:


30.05.2005