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Schrems


Das Gebiet um die heutige Stadt wird 1179 als Schremslize (Steinwasser) erstmals erwähnt. Der damit bezeichnete heutige Braunaubach war Grenzfluss zwischen dem Herzogtum Österreich und dem Königreich Böhmen. Besiedelt wurde die Gegend aber erst etwa zwanzig Jahre später. 1260 wurde Schrems von der Grafschaft Raabs abgetrennt und vom Landesfürsten Wilburg von Plain-Hardegg als Lehen übergeben. Ihr Gatte, Graf Otto, war im gleichen Jahr im Kampf gegen die Ungarn gefallen. Nach dem Tode ihres dritten Gatten, Berthold von Rabenswald-Schwarzburg, ging die Herrschaft an dessen Neffen, Burghart von Maidburg (Magdeburg) über, dessen Nachkommen die Grafschaft Hardegg, zu der auch Schrems gehörte, bis 1481 besaßen. Dann erwarb Kaiser Friedrich III die Grafschaft, verpfändete sie aber bald wieder. Die kleine Burg stand nicht an der Stelle des heutigen Schlosses, sondern auf der Anhöhe, unmittelbar neben der Pfarrkirche. Wilhelm II von Puchheim vereinigte seinen Pfandbesitz Schrems mit seinen Herrschaften Gmünd und Rosenau. Dadurch verlor die Burg ihre verwaltungspolitischen Aufgaben und verfiel. 1499 wird sie bereits als verödet bezeichnet. Nach der Abtrennung der Herrschaft Schrems von Gmünd wurde sie 1635 an Anna Pichler verkauft. Diese errichtete am Ufer der Braunau das heutige Schloss in den Formen der Spätrenaissance. Es war damals von einem Wassergraben umgeben, verlor aber seine ohnehin nur bedingte Wehrhaftigkeit völlig bei seiner Barockisierung um 1700. 1777 richtete ein Brand schwere Schäden an, wobei vor allem das Archiv vernichtet wurde. Eine Renovierung und neuerliche Umgestaltung der Fassade erfolgte Ende des 18. Jahrhunderts. 1809 wohnte Kaiser Franz I bei seiner Rückkehr aus Böhmen drei Tage im Schloss. Um 1890 wurde die Fassade nochmals verändert. In den 300 Jahren bis 1928 hatte das Gebäude nicht weniger als 19 verschiedene Besitzer. Zu ihnen zählten die Falkenhayn, Kollonitsch, Bartenstein (1790 – 1865), Vrints (1865 – 1917), Thurn-Valsassina und Bach. Dieser oftmalige Eigentümerwechsel hatte zur Folge, dass die zur Herrschaft gehörenden Güter nach und nach verkauft wurden, so dass schließlich nicht viel mehr als das Schloss übrig blieb. Dieses wurde 1928 von der Stadt Schrems erworben und als Volks- und Hauptschule adaptiert. Nach der Behebung der Schäden des Jahres 1945 dient das Gebäude seit 1951 als Landesberufschule. Sowohl 1966 als auch 1982 erfolgte jeweils eine grundlegende Restaurierung.

Das unmittelbar an der Bundesstraße liegende Schloss ist eine zweigeschossige Vierflügelanlage um einen quadratischen Innenhof. Vom einstigen Wassergraben ist nichts mehr zu sehen. Ursprünglich hatte das Gebäude vier gleiche Spätrenaissancefassaden, doch wurde 1700 die zwölfachsige Südfront als barocke Schauseite gestaltet. Das genutete Erdgeschoß wirkt wie ein Sockelgeschoß. Der Oberstock ist durch Lisenen vertikal gegliedert. Die beiden Mittelachsen werden durch einen gemeinsamen Balkon und den darüber angebrachten Dreieckgiebel mit dem Doppelwappen Thurn-Vrints (um 1890) betont. Zwei repräsentative frühbarocke Portale zeigen in ihren aufgesetzten Sprenggiebeln die reich verzierten Doppelwappen Osy-Bartenstein. Die rustizierten Torumrahmungen tragen Maskenköpfe als Keilsteine. Oberhalb der Portale und der darüber befindlichen Doppelfenster springen hochgestellte neobarocke Lukarnen mit Ovalluken (1896) aus dem hohen Satteldach vor. Charakteristisch für das Schloss sind die beiden zweigeschossigen runden Ecktürmchen aus der Zeit der Spätrenaissance, die erst im Obergeschoß ansetzen und über das Dachgesims hinauf ragen. Sie sind mit barocken Blechhauben gedeckt. Im Zuge der Ausbauarbeiten von 1982 wurde der Osttrakt durch einen modernen Anbau ersetzt. Der schmucklose Hof weist an seiner Westseite vermauerte Arkaden auf. Im Südtrakt lagen die ehemaligen Stallungen. Sie befanden sich in einer zweischiffigen dreijochigen Halle mit Kreuzgratgewölben auf toskanischen Säulen. Der südwestliche Ecksaal zeigt eine Flachdecke mit Stuckrahmen, der einen mächtigen Stuck-Doppeladler (um 1670) umschließt.

Lage: Niederösterreich/Waldviertel – ca. 5 km nordöstlich von Gmünd

Ort/Adresse: 3943 Schrems, Niederösterreich, Dr. Theodor Körner Platz 1

Besichtigung: meist nur von außen möglich


Weitere Literatur:


28.05.2005