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Bludenz - Gayenhofen


Die Burg Bludenz wurde von den Grafen von Werdenberg zwischen 1222 und 1245 als Mittelpunkt ihrer ausgedehnten Herrschaft errichtet. Der Platz war gut gewählt, da hier Walgau, Klostertal und Montafon zusammen treffen. Von 1377 bis 1418 residierte hier Graf Albrecht III von Werdenberg-Heiligenberg. Um die Stadt im Appenzellerkrieg vor der Zerstörung zu bewahren, gab er den Bürgern von Bludenz den Rat, sich dem Bund ob dem See anzuschließen. Er zog sich inzwischen auf Burg Rothenfels bei Immenstadt zurück. Nach der Auflösung des Bundes kehrte er 1408 nach Bludenz zurück. Bereits 1394 hatte er mit Herzog Albrecht III von Österreich einen Erbvertrag geschlossen, der 1418 mit seinem Ableben wirksam wurde. Die Habsburger verpfändeten Stadt und Burg meist an befreundete Adelige. Beim großen Stadtbrand von 1491 wurde auch die Burg zerstört, aber bald wieder aufgebaut. Franz Andrä Freiherr von Sternbach, der die Herrschaft als erblichen Pfandbesitz erworben hatte, ließ 1745 die bereits baufällige Anlage weitgehend abbrechen und an ihrer Stelle bis 1752 unter Verwendung von Teilen des mittelalterlichen Palas, das heutige Barockschloss errichten. Seine Familie war durch den Kupferbergbau im Ahrntal zu großem Reichtum gekommen. Als Architekt des neuen Schlosses, das nun Gayenhofen genannt wurde, wird Johann Caspar Bagnato oder ein Baumeister aus seinem Umkreis vermutet. Die Sternbachs vertraten als Vögte von Bludenz auch die österreichische Staatsgewalt. Dieses Amt wurde erst 1806 unter der bayerischen Herrschaft abgeschafft. Gayenhofen blieb bis 1936 bei der Familie Sternbach, als es von der Stadt Bludenz angekauft wurde. Der Umbau in eine Kaserne veränderte das Innere weitgehend. 1959 übernahm das Land Vorarlberg das ehemalige Schloss. Nach neuerlichen schweren Eingriffen in die Bausubstanz in den Jahren 1960/63 wurde es zum Amtsgebäude der Bezirkshauptmannschaft Bludenz bestimmt. Diesem Zweck dient es noch immer.

Das stattliche Schloss liegt neben der Pfarrkirche auf der höchsten Erhebung der Stadt, einem steil abfallenden Felsvorsprung des Montikels. Von hier aus konnte die darunter liegende Altstadt kontrolliert werden. Gayenhofen ist heute ein dreigeschossiger Bau, der einen Ehrenhof U-förmig begrenzt. Das Schloss war ursprünglich als Vierflügelbau um einen zentralen Innenhof geplant, doch blieb die Westseite vorerst offen. Sie wurde 1879 durch einen schmalen Verbindungsbau geschlossen. 1960 wurde das Gebäude durch den Abbruch des ehemals durch einen Torpavillon gegliederten Nordflügels in eine nach Norden hin offene Dreiflügelanlage umgewandelt. Die leicht rötlichen Fassaden werden nur sehr sparsam durch weiße Putzbänder und Eckrustizierungen gegliedert. Die barocken Fensterumrahmungen gingen beim Umbau von 1960 weitgehend verloren. Die nach Süden gerichtete Schauseite ist der Altstadt zugewendet. Sie zeigt einen dreiachsigen Mittelrisalit, der von einem einfachen Ziergiebel gekrönt ist. Ihm ist ein schmaler Garten bzw. eine Zierbastei vorgelagert. Der Südtrakt zeigt sowohl an seiner Nord- als auch an der Südseite je ein repräsentatives Barockportal, dessen Dekor über zwei Stockwerke reicht. Beide Portale sowie die darüber befindlichen Fensterumrahmungen sind Nachbildungen des 1960 abgetragenen, 1746 von Hans Jörg Ludwig geschaffenen Originalbestandes. Das Innere wurde zwischen 1960 und 1963 weitestgehend umgestaltet und modernisiert. Vereinzelt haben sich einfache, von Thomas Purtscher 1747 stuckierte Decken erhalten. Im nördlichen Teil des Westtraktes erkennt man noch Reste des mittelalterlichen Palas sowie kreuzgratgewölbte Keller aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts.

Lage: Vorarlberg/Bludenz – oberhalb der Altstadt

Besichtigung: während der Bürozeiten teilweise möglich


Weitere Literatur:


26.05.2005