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Krumau


Krumau wird als Ort bereits 1056 erwähnt. Damals erhielt Azzo von Hermannwiesen, der als Ahnherr der Kuenringer gilt, bei Chrumpenove einen Wald als Reichslehen übertragen. Im Auftrag des kinderlosen Anselm von Kuenring stiftete Markgraf Leopold IV 1141 diesen Wald dem Kloster Zwettl. Sein Bruder und Nachfolger, Herzog Heinrich II Jasomirgott, erklärte aber die Stiftung für ungültig und zog Krumau ein. Er errichtete bald darauf auf einem teilweise senkrecht abstürzenden Felskopf oberhalb einer Kampschleife eine landesfürstliche Burg. Krumau war eine der frühesten niederösterreichischen Wehranlagen, die bereits mit Palas, Bergfried, Kapelle und Torturm ausgestattet waren. 1168 wird ein Prunricus de Crumbenow als Burggraf erwähnt. Krumau war für den Herzog strategisch wichtig, da hier ein Flußübergang des von Zwettl nach Böhmen führenden Polansteiges – einer wichtigen Handelsroute – lag. Es wurde zum Zentrum des babenbergischen Eigenbesitzes im mittleren Waldviertel. Von 1251 bis 1276 war die Burg im Besitz von König Przemysl Ottokar II. Margareta, die Schwester des letzten Babenbergers Friedrich II, erhielt nach ihrer Scheidung von Ottokar 1261 neben einigen anderen Besitzungen auch Krumau als Abfertigung auf Lebenszeit zugewiesen. Während sie die Winter vermutlich vorwiegend in Krems verbrachte, lebte sie in der wärmeren Jahreszeit auf der Burg, wo sie 1267 auch starb. Danach saß hier der böhmische Adelige Tazzo. Das mit Ottokars Tod habsburgisch gewordene Krumau wurde von Herzog Albrecht I an Stephan von Maissau verpfändet. Er machte es zeitweilig zum Hauptsitz seiner ausgedehnten Güter. Der des Hochverrats bezichtigte Otto IV, der letzte Maissauer, verlor mit den meisten seiner Besitzungen auch die Pfandherrschaft Krumau, erhielt sie aber als Leibgedinge wieder zurück. Nach seinem 1440 erfolgten Tod wurde Krumau bis 1601 ständig verpfändet. 1522 ließ der damalige Pfandherr Gregor Rauber den Palas aufstocken und die mittelalterliche Burg in ein wohnlicheres Schloss umbauen. Dennoch waren Teile der Anlage 1567 bereits so baufällig, dass einzelne Burgmauern in den Kamp abstürzten.

1601 gelang es dem letzten Pfandbesitzer Peter Gregorotzky, die Herrschaft als freies Eigen zu erwerben. Er war Truchseß unter Kaiser Matthias, aber auch ein militanter Protestant. Da er sich 1620 dem rebellierenden Horner Bund angeschlossen hatte, wurden seine Güter vom Kaiser eingezogen. Die Burg wurde im gleichen Jahr von Soldaten des kaiserlichen Feldherrn Buquoy, die es bereits im Jahr zuvor verwüstet hatten, besetzt. Gregorotzkys Schwiegersohn, Sigmund von Megier, konnte die Herrschaft erwerben und in einen Fideikommiß umwandeln. Krumau wurde Verwaltungszentrum seines ausgedehnten Besitzes. 1667/68 kam es zu einem großzügigen Ausbau des Schlosses. Um 1755 verlegten seine Nachkommen ihren Wohnsitz nach Krems. Im Schloss wohnte nur mehr Verwaltungspersonal, was bald zu einer Vernachlässigung des Baues führte. Die letzte Erbin der Megier, Isabella von Ehrmann, ließ noch brauchbare Bauteile, wie Fenster, Türen und Öfen ausbauen und zur Ausgestaltung ihres Schlosses Idolsberg verwenden. 1790 verkaufte sie die Herrschaft an den Oberst-Erblandküchenmeister Josef Graf Stiebar. Als dieser 1806 Konkurs anmelden musste und Krumau versteigert wurde, kam es an Prosper Fürst Sinzendorf. Er war nur am Grundbesitz interessiert und verpachtete die Halbruine der Gemeinde Krumau. Noch bewohnbare Teile wurden vorübergehend als Armenhaus verwendet. In den folgenden Jahren wurde sie von der umliegenden Bevölkerung als Steinbruch zum Bau ihrer Häuser benutzt. Das Holz des Dachstuhls diente als Bau- und Brennmaterial. 1814 erwarb Heinrich Freiherr von Pereira-Arnstein Krumau und ließ einen Teil der Schlossruine wieder bewohnbar machen. Der Rest blieb dem Verfall überlassen. Ab 1842 wechselten die Besitzer häufig. Zu ihnen gehörten Philipp Graf Gudenus, Prinz Friedrich von Schönburg-Hartenstein und der Filmregisseur Emmerich Woytil. Das Schloss war bis 1942 bewohnt. 1953 vernichtete ein Brand den Dachstuhl. Dieser wurde vom Land Niederösterreich, das den Bau 1959 erworben hatte, erneuert. 1976 ging das Schloss wieder in Privatbesitz über. Nach einer umfangreichen Sanierung dient die einstige Burg nunmehr als Wochenendsitz. Der Tor- oder Märchenturm kann besichtigt werden.

Die einstige Burg ist eine stark gegliederte Anlage auf ansteigendem Niveau. Der Zugang erfolgt von Nordwesten her durch einen spätmittelalterlichen quadratischen Torturm. Da hier durch das benachbarte Gelände eine deutliche Überhöhung gegeben ist, musste dieser Turm entsprechend hoch und stark gebaut werden. Das einfache, leicht spitzbogige Tor war ursprünglich durch eine Zugbrücke gesichert, die über den heute nicht mehr existenten Graben führte. Hinter dem Tor liegt eine gewölbte Durchfahrt mit zwei spitzbogigen Sitznischen. Durch die Torhalle gelangt man in den langen äußeren Hof, der sich an der Ostseite der Burg hinzieht. Vom Torturm ausgehend, läuft eine Ringmauer um die gesamte Anlage. An der südöstlichen Talseite haben sich Teile des hochromanischen Berings aus dem 12. Jh. erhalten. An der Innenseite der Mauer sind noch Spuren eines Wehrganges zu erkennen. Ein zweites, diesmal rechteckiges Portal führt in einen kleinen Innenhof. Es zeigt Reste eines Balkons und eines darüber liegenden Wehrganges. Über eine gedeckte Außentreppe gelangt man in den oberen Hof, wo sich der heute wieder eingedeckte und bewohnbare Hauptbau befindet. Er ist stark erneuert. An ihm ist eine rote Marmortafel mit einem reliefierten Wappen und einer Inschrift angebracht, die darauf hinweist, dass dieser Wohntrakt 1522 von Gregor Rauber errichtet wurde. Dieser zweigeschossige, geknickte, ehemalige Renaissancebau ist mit einfachen steingerahmten Rechteckfenstern ausgestattet. Die dem Hl. Johannes dem Täufer geweihte Burgkapelle lag einst außerhalb der Wehrmauer. Sie wurde möglicherweise noch im 12. Jahrhundert erbaut, wurde aber 1668 abgerissen. Als Ersatz richtete man in einem kleinen Raum des Schlosses eine neue Kapelle ein. Diese fiel den Devastierungen von 1786 zum Opfer.

Lage: Niederösterreich/Waldviertel – ca. 25 km östlich von Zwettl

Ort/Adresse: 3543 Krumau am Kamp

Besichtigung: nur von außen möglich, lediglich der vor allem für Kinder als Märchenturm adaptierte Torbau kann von April bis Oktober besichtigt werden.


Weitere Literatur:


12.05.2005