ARCHIV


Gefährdete Objekte

Schlosshotels

Personenverzeichnis






Alt-Wartenburg


Alt-Wartenburg hat eine lange Geschichte. So soll hier angeblich bereits zu Beginn des 10. Jahrhunderts eine Befestigung angelegt worden sein. Gesichert ist aber erst im 12. Jh. das Auftreten eines Ministerialengeschlechts der steirischen Otakare, das sich nach der Burg nannte. 1125 wird in einer Urkunde Arnolt de Wartenpurch als Zeuge angeführt. Sein gleichnamiger Sohn war um 1180 Untervogt des Klosters Traunkirchen. Die Burg war zuerst ein steirisches und dann ein österreichisches Lehen. Sie ist vermutlich mit dem mehrfach genannten castrum ad Vögglam ident. Gegen Ende des 13. Jh. gelangte sie durch Heirat an Albero von Polheim. Seit dem 14. Jahrhundert war mit der Herrschaft auch das Landgericht verbunden. Die Polheimer behielten die Burg fast 350 Jahre lang.1431 belagerte Reinbrecht von Wallsee die Wartenburg, da Wilpold von Polheim dort seinen Pfleger von Oberwallsee, Kaspar Geltringer, gefangen hielt. Nach der Übergabe der Feste erhielt er wieder seine Freiheit. Auch die Wartenburg wurde bald wieder an die Polheimer zurückgegeben. Während des 16. Jh. waren diese, wie die meisten oberösterreichischen Adeligen, Protestanten. Siegmund Ludwig von Polheim war sogar Rektor der lutherischen Universität Wittenberg. Gegen Ende des 16. Jh. war die Wartenburg noch in gutem Zustand, denn 1594 wird sie unter den verteidigungsfähigen Burgen Österreichs angeführt, in die sich die Landbevölkerung bei einem weiteren Vordringen der Türken hätte zurückziehen können.

1639 veräußerte Ludwig von Polheim die Herrschaft an Tobias Nütz von Goisernburg. Dieser ließ 1647 auf einer der Burg benachbarten Bergkuppe das neue Schloss erbauen, wobei er dazu Abbruchmaterial von Teilen der alten Feste verwendete. Den Nütz gelang es, das bisherige Lehen in freies Eigen umzuwandeln. 1669 wird der Landeshauptmann Helmhart Christoph von Weißenwolff als Inhaber des Schlosses genannt. Nach einem Brand im Jahre 1678 musste es 1689/90 erneuert werden. 1725/26 eskalierte zwischen dem Besitzer der Herrschaft Kammer, dem Grafen Ferdinand Anton Khevenhüller und Johann Anton Graf Nütz ein erbitterter Streit, der als Wartenburger Revolte bekannt ist. Auf Grund wirtschaftlicher Schwierigkeiten kam es 1729 zum Konkurs der Herrschaft. Neuer Besitzer wurde Johann Albert Graf von Guyard de Saint Julien-Wallsee. Er ließ zwischen 1730 und 1732 unterhalb der Burg am rechten Ufer der Vöckla das Barockschloss Neu-Wartenburg errichten. Der Schlossteil der alten Wartenburg, die seither Alt-Wartenburg genannt wird, diente nur mehr wirtschaftlichen Zwecken sowie als Wohnung für das Personal. Der Burgteil am anderen Hügel verfiel fast völlig. Die weitere Besitzgeschichte von Alt-Wartenburg ist bis heute mit jener des Schlosses Neu-Wartenburg ident und dort nachzulesen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in den noch benutzbaren Gebäuden Flüchtlinge untergebracht. Auch sie sind bereits weitgehend zu Ruinen geworden. Im großen Schlosshof finden gelegentlich open-air Veranstaltungen, vor allem Musikfeste, statt.

Die heute vollständig von Wald umgebene Burgruine besteht aus zwei Baugruppen, die auf zwei Erhebungen oberhalb des steilwandigen linken Vöckla-Ufers liegen und durch eine Brücke miteinander verbunden sind. Diese führte über zwei Gräben und war mit zwei kleinen Rundtürmen bewehrt, die aber nicht mehr erhalten sind. Von der mittelalterlichen Burg steht nur mehr der runde Bergfried, auch Hungerturm genannt. Er ist aus behauenen Quadersteinen gemauert. Sein schmaler Hocheinstieg ist zwar beschädigt, aber dennoch interessant. Er dürfte später als Zugang zu einem nachträglich angebauten Wohngebäude benutzt worden sein, worauf die Ziegeleinbauten hindeuten. Über dem vielleicht erst im 16. oder 17. Jh. ausgebrochenen Zugang im Erdgeschoß ist eine Inschrift angebracht, die auf die Bauarbeiten des Jahres 1647 hinweist. Das Erdgeschoß des Turmes diente zuvor als Gefängnis. Piper berichtet über eingemauerte Hand- und Fußschellen. Heute ist das Innere des Turmes nicht zugänglich. Den Rest der Burg ließ Johann Georg Freiherr von Grechtler nach 1766 endgültig abbrechen, nachdem schon 1647 die Mauern als willkommener Steinbruch für das Schloss auf der anderen Hügelkuppe gedient hatten. Dieser Bereich ist hufeisenförmig um einen geräumigen Hof angelegt. Zu ihm gehört auch der Wirtschaftshof. Diese jüngere Baugruppe ist zum Teil besser erhalten, da sie bis in die jüngste Vergangenheit zumindest zeitweise benutzt wurde. Der zweigeschossige turmähnliche Torbau steht sogar heute noch bei Veranstaltungen gelegentlich in Verwendung. Das Tor mit der daneben befindlichen Fußgängerpforte befindet sich nicht wie üblich in der Mitte des Torbaues, sondern an seiner linken Seite. Dies liegt aber daran, dass dieser in späterer Zeit durch einen einseitigen Anbau vergrößert wurde, was man hofseitig auch an den unterschiedlichen Fenstergrößen erkennen kann. Links und rechts des Torbaues schließen sich Reste der ehemaligen Ringmauer an. Die auf dem Vischer-Stich ersichtlichen runden Ecktürme sind längst verschwunden. Berichte von unterirdischen Gängen, die bis zum Schloss Wagrain und zur Kirche Maria Schöndorf in Vöcklabruck geführt haben sollen, gehören in den Bereich der Sagen.

Lage: Oberösterreich/Salzkammergut – ca. 2 km nördlich von Timelkam

Besichtigung: jederzeit möglich


Weitere Literatur:


07.05.2005